Schulsenatorin Christa Goetsch verweist auf den hohen Anteil von Schülern mit Migrationshintergrund. Sachsen ist Klassenprimus. Abendblatt macht Schule - machen Sie mit! Hier geht's zu den PISA-Ergebnissen im Vergleich.
Berlin/Hamburg. Die ostdeutschen Länder haben den westdeutschen bei der jüngsten PISA-Studie den Rang abgelaufen. Sachsen verdrängte Bayern vom ersten auf den zweiten Platz, wie aus dem gestern veröffentlichten Ländervergleich hervorgeht. Auch die anderen ostdeutschen Länder drängten stark nach vorn, während Hamburg auf dem vorletzten Platz verharrte.
Sachsen zog in der sogenannten PISA-E-Studie nicht nur im Schwerpunktbereich Naturwissenschaften an Bayern vorbei, sondern auch in den beiden anderen Testgebieten Mathematik und Lesen. Die 15 Jahre alten sächsischen Schüler sind in Naturwissenschaften sogar auf Weltniveau: Das Land liegt international auf dem zweiten Platz hinter Finnland, wenn die deutschen Länder in die internationale Studie einsortiert werden.
Hamburgs Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) sagte dem Abendblatt, der signifikant hohe Anteil an Schülern mit Migrationshintergrund sei die Hauptursache für das schlechte Abschneiden der Hansestadt: "Rechnet man die Schüler mit Migrationshintergrund heraus, dann landet Hamburg bei der mathematischen Kompetenz auf Platz vier im Ländervergleich, bei der Lesekompetenz auf Platz fünf und bei der naturwissenschaftlichen Kompetenz sogar auf Platz drei", sagte Goetsch. Es sei "bisher nicht gelungen, die Kinder aus Einwandererfamilien so zu integrieren, dass sie die gleichen Chancen wie ihre deutschen Mitschüler haben".
Hier bestehe "ein großer schulpolitischer Handlungsbedarf". Außerdem habe sich die klassische Vielgliedrigkeit des Schulsystems, wie sie 2006 in Hamburg noch bestanden habe, nicht ausgezahlt. Tatsächlich gibt es in Sachsen ein zweigliedriges Schulsystem aus Mittelschulen und Gymnasien sowie keine Gesamtschulen.
Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sagte dem Abendblatt, es wäre "zu einfach", allein auf die höhere Zahl der Migranten zu verweisen, auch in Sachsen gebe es Schulen mit Migrantenquoten von 30 bis 40 Prozent.
Entscheidend für den Erfolg seines Bundeslandes sei neben dem zweigliedrigen Schulsystem die "klare Leistungsorientierung" in der Ausbildung: "Wir haben immer Kopfnoten verteilt", sagte er. Außerdem sei es in Sachsen "nicht möglich, ohne eine entsprechende Empfehlung und ohne einen angemessenen Notenschnitt ein Gymnasium zu besuchen".
Die Forscher testeten bei dem Bundesländer-Vergleich rund 57 000 Schüler im Alter von 15 Jahren aus etwa 1500 Schulen.