Nach dem möglichen Hungertod der kleinen Lara soll jetzt die zuständige Sozialarbeiterin vom Bezirksamt Hamburg-Mitte schnell befragt werden. Das Amt habe die Mitarbeiterin des Rauen Hauses aus dem Urlaub zurückgerufen, teilte eine Amtssprecherin am Freitag mit.
Hamburg. Wegen der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sei aber unklar, ob das Bezirksamt die Ergebnisse der Befragung bekannt gibt, sagte die Sprecherin. Die Sozialarbeiterin hatte das neun Monate alte Mädchen und seine 18-jährige Mutter betreut. Sie hatte die Familie zuletzt am 3. März, acht Tage vor Laras Tod und vor Beginn ihres Urlaubs, besucht. Nach ihren Angaben habe das Kind gelacht, gegessen und einen guten Eindruck gemacht, sagte Bezirksamtsleiter Markus Schreiber.
Am vergangenen Mittwoch jedoch hatten Rettungskräfte das völlig abgemagerte Baby tot in der Wohnung der Eltern im Stadtteil Wilhelmsburg aufgefunden. Das Kind wog der Staatsanwaltschaft zufolge nur 4,8 Kilogramm, während in diesem Alter acht bis elf Kilo normal sind. Laras Körperfettanteil war nahezu aufgezehrt.
Nach Angaben des Hamburger Kinderarztes Markus Kemper haben Kinder im Vergleich zu Erwachsenen zwar weniger Fettgewebe. Dass die kleine Lara kaum noch Fettreserven gehabt habe, deute aber eher auf einen "chronischen Prozess" hin: "Man würde nicht vermuten, dass die Körperfettreserven in einer Woche komplett verschwunden sind", sagte der Medizinprofessor vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE).
Der Familienausschuss der Bürgerschaft hat eine Sondersitzung zu dem Fall anberaumt. Nach einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" von Freitag erhebt Laras Großvater schwere Vorwürfe gegen das Jugendamt und die Betreuerin des Rauhen Hauses. Sie hätten sich nur unzureichend um seine 18-jährige Tochter gekümmert. Er und seine beiden älteren Töchter hätten sich mehrfach an das Jugendamt gewandt, um auf Probleme aufmerksam zu machen.
Die Polizei hatte die junge Mutter und ihren Lebensgefährten zunächst vorläufig festgenommen, am gestrigen Donnerstag jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt. Es bestehe kein dringender Tatverdacht wegen Tötung durch Unterlassen, sagte die Staatsanwaltschaft. Nachdem die Obduktion von Laras Leiche nicht klären konnte, ob das Mädchen verhungerte oder an einer anderen Ursache starb, sollen nun feingewebliche Untersuchungen Hinweise auf die Todesursache bringen. Die Ergebnisse werden in einigen Wochen erwartet.