Bürgermeister Ole von Beust würdigte die 89-Jährige als eine Frau, die immer auch die kleinen Dinge des Lebens gesehen und ernst genommen habe.

Als sie selbstbewusst und zielstrebig mit ihrem Gehwagen den Großen Festsaal des Rathauses betrat, erhoben sich die rund 300 Gäste spontan von ihren Sitzplätzen und klatschten anhaltend Beifall. Für Hannelore Schmidt. Die von den Hamburgern fast liebevoll "Loki" genannt wird und zu den wenigen Menschen gehört, die von allen Seiten uneingeschränkt geschätzt werden. Seit gestern ist die engagierte Umweltschützerin Hamburgs 34. Ehrenbürgerin. Flankiert wurde die vierte weibliche Ehrenbürgerin von ihrem Mann, Altbundeskanzler Helmut Schmidt (90), Bürgermeister Ole von Beust und Bürgerschaftspräsident Berndt Röder. Nach einer starken Erkältung noch sichtlich geschwächt, nickte die fast 90-Jährige dennoch fröhlich in alle Richtungen.

In seiner frei vorgetragenen, sehr persönlichen Rede würdigte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) Loki Schmidt als eine Frau, die immer auch die kleinen Dinge des Lebens gesehen und ernst genommen habe. "Genau das ist der Grund, warum die Menschen Sie lieben", so von Beust an die Geehrte. Von Beust bezeichnete Schmidt auch als Repräsentantin einer Generation, "die uns zunehmend aus dem Blick gerät". Er meine die Generation, "die dafür gesorgt hat, dass wir in Frieden und Wohlstand leben können", so der Bürgermeister. Loki Schmidt habe schlimme Jahre erlebt, aber nie resigniert. "Sie haben angepackt, nicht diskutiert, nicht gejammert - jedenfalls nicht nach außen", so von Beust. Menschen wie Loki Schmidt hätten nach dem Krieg der am Boden liegenden Gesellschaft "ein moralisches Rückgrat eingezogen". Von Beust an Loki Schmidt gewandt: "Wir sind stolz auf Sie."

Zuvor hatte Bürgerschaftspräsident Berndt Röder (CDU) seine Rede vorgelesen und unter anderem gesagt: "Sie sind eine Frau, die berührt, die uns allen ans Herz gewachsen ist mit ihrer Menschlichkeit. Sie sind Wegbereiterin des Naturschutzes in Deutschland und in vielerlei Hinsicht Vorbild der heutigen Gesellschaft." Röder an Loki Schmidt: "Für uns alle ist es eine Ehre, dass Sie Bürgerin dieser wunderschönen Stadt sind."

Loki Schmidt war sichtlich gerührt. Immer wieder schloss sie die Augen, um das Gehörte zu genießen. Sie erwiderte die Ansprachen mit einer kurzen Dankesrede, die sie im Sitzen vorlas. Dabei dankte sie "allen, die mich heute hier durch den Vormittag gebracht haben" und rief scherzhaft ins Mikrofon: "Ist meine Piepsstimme überhaupt zu verstehen?" Immer dabei: Der s-pitze S-tein, über den die Hanseatin s-tolpert. Dann wurde sie doch ernst. "Für einen Hamburger ist es die größte Ehre, Ehrenbürger zu werden."

Dann lebte sie einmal mehr ihren eigenen Stil, für den die Hamburger sie so bewundern. Zur musikalischen Untermalung der Feier hatte sich Loki Schmidt Auszüge aus der Suite h-Moll von Johann Sebastian Bach gewünscht. "Das habe ich als Bratschistin oft genug gespielt." Nachdem die Mitglieder der Hamburger Camerata geendet hatten, erhob sich die Ehrenbürgerin trotz ihrer Hinfälligkeit und bedankte sich bei allen Musikern. Denn dass sie bescheiden und unprätentiös geblieben ist, schätzen die Menschen.

Ex-Verteidigungsminister Volker Rühe beschrieb das so: "Sie ist eine wunderbare Frau, die natürlich, ungekünstelt und fleißig ist." Ehrenbürger Uwe Seeler meinte: "Sie vertritt Hamburg vom Feinsten." Althandelskammer-Präses Klaus Asche bezeichnete die Ehrenbürgerin als einen "Menschen, der viel Wärme ausstrahlt".

Ein Wermutstropfen war die Abwesenheit der beiden Ehrenbürger John Neumeier (tourt mit dem Ballett durch Japan) und Siegfried Lenz. Der enge Freund der Schmidts ist gesundheitlich angeschlagen.