Wegbegleiter der 89-Jährigen freuen sich mit der neuen Ehrenbürgerin: zum Beispiel die ehemaligen Schüler, die von ihrer verehrten Lehrerin auf den Lebensweg gebracht wurden.
Mehr als 30 Jahre lang war Loki Schmidt mit Begeisterung Lehrerin, bevor sie 1972 ihren Beruf aufgeben musste. Ihre Schüler schwärmen noch heute von ihr.
Nur das Allerbeste kann sie über ihre "alte" Lehrerin berichten. "Ich habe immer gesagt ,zu Hause habe ich meine Mutter, und in der Schule habe ich meine Frau Schmidt', das sagt ja wohl alles", so Brigitte Leuband (62) aus Othmarschen. Von 1955 bis 1962 wurde sie von Hannelore Schmidt unterrichtet - in den Schulen Hirtenweg und Othmarscher Kirchenweg. "Sie war und ist eine unheimlich praktische, warmherzige Frau", so Brigitte Leuband, "praktisch, aber auch empfindsam." Am Wohlergehen ihrer Schüler habe Loki Schmidt stets Anteil genommen - "man wurde von ihr bei Kummer auch mal in den Arm genommen". Unglaublich sei auch das Gedächtnis der Loki Schmidt. "Als sie meine Mutter nach 30 Jahren wiedersah, fiel ihr sofort der Name ein, und sie erinnerte sich auch noch an die genaue Schreibweise." Alle Namen ihrer ehemaligen Schüler habe Loki Schmidt beim jüngsten Klassentreffen noch gewusst und sich sogar nach Geschwistern und Eltern erkundigt. Und auch das erinnert Brigitte Leuband: "Nach dem ersten Elternabend kam meine Mutter nach Hause und sagte, dass die Frau Schmidt ja wohl von Anfang bis Ende nur gequalmt habe."
Bernd Lamp, der von 1954 bis 1958 die Schule Othmarscher Kirchenweg besuchte, war schon als kleiner Junge von Loki Schmidts Auftreten beeindruckt. "Sie war immer so forsch und sachlich", erinnert sich der 61-Jährige, der Hamburgs neue Ehrenbürgerin oft als Vertretungslehrerin im Rechnen hatte. "Und damit eine vollkommene Ergänzung zu unserer Klassenlehrerin, die eher eine Künstlerin war." Doch trotz ihrer Forschheit hätten alle Schüler gespürt, sagt Bernd Lamp, dass "sie ihr Herz auf dem rechten Fleck und was für Kinder übrighatte".
Nach der Grundschulzeit hörte er erst während der Flut 1962 von seiner ehemaligen Vertretungslehrerin - in einem Zeitungsbericht las er, dass sie die Frau des Hamburger Innensenators Helmut Schmidt war. Dann sah er sie oft aus der Ferne, wenn er mit dem Michaelis-Chor Oratorien sang, die sie besuchte. Bernd Lamp ist auch Lehrer geworden - an der Albert-Schweitzer-Schule, an der Loki Schmidt ihren 90. Geburtstag feiern möchte (wir berichteten). Er freut sch schon auf dieses Wiedersehen.
Auch die Bürgerschaft war sich gestern so einig wie selten: Es ging um die Frage, ob Hannelore ("Loki") Schmidt neue Ehrenbürgerin der Stadt wird. Dass der Bürgermeister und die Fraktionschefs die Verleihung öffentlich begründen, ist eigentlich ein formaler Akt. Im Fall Loki Schmidt glichen die Reden gestern aber schon fast Liebeserklärungen an eine Frau, die überall gleichermaßen geschätzt wird. "Wir ehren mit Loki Schmidt keine große Dame, keine Grande Dame", so Bürgermeister Ole von Beust (CDU), "sondern eine ganz normale Frau". Beust attestierte Loki Schmidt unter anderem "Mitmenschlichkeit, Beständigkeit und Natürlichkeit". CDU-Fraktionschef Frank Schira nannte Loki Schmidt "bescheiden, warmherzig und humorvoll".
SPD-Fraktionschef Michael Neumann hob Loki Schmidts pädagogische Arbeit hervor. Neumann erzählte, dass Loki Schmidt aus dem Schuldienst entlassen wurde, als sie zunehmend in Bonn gefordert war. Da sie das stets als Kränkung empfunden habe, sei die Verleihung der Ehrenbürgerwürde auch eine Rehabilitierung.
Jens Kerstan (GAL) sagte, Loki Schmidt habe der Stadt hanseatische Tugenden vorgelebt.
Für die Linke lobte Dora Heyenn Loki Schmidts Einsatz für den Naturschutz. Unter anderem habe sie botanische Gärten in aller Welt vernetzt. Das Parlament votierte einstimmig für "Loki".