Rund 500 Fans haben die Mannschaft nach ihrem Sieg in Fürth gestern Morgen in Fuhlsbüttel empfangen - sehr müde, aber sehr zufrieden.

Hamburg. Erschöpft, aber glücklich - das sind an diesem Morgen alle: Die St.-Pauli-Spieler, die nach dem 4:1-Sieg bei der SpVgg Greuther Fürth eine zwölfstündige Siegesfeier hinter sich haben. Und die Fans, von denen die meisten auch die ganze Nacht kein Auge zugemacht haben und die jetzt, um 7 Uhr früh, am Flughafen stehen. Sie haben die Mannschaft begleitet, haben mitgefiebert und gefeiert und sind jetzt da, wenn sie wieder nach Hamburg kommt.

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Aus dem grauen Himmel regnen dicke Tropfen. Annkathrin Kammeyer, 20, hat sich die Kapuze über den Kopf gezogen und steht mit einer Handvoll Menschen unter dem schmalen Vordach des ehemaligen Charterterminals T1. Rein können sie nicht, denn da ist eine Messe für Designermode, also warten sie draußen, wo es ganz egal ist, wer du bist und was du trägst, solange du Fan bist und tust, was du tun musst: auf die Rückkehr deiner Helden warten. Ohnehin schlagen die Herzen ein bisschen schneller seit Sonntagabend um viertel nach sieben, als klar wurde, dass es aufwärts geht in die Bundesliga. Seit 2002 haben die Fans auf diesen Augenblick gewartet, also kommt es auf ein paar Minuten auch nicht mehr an. Der Regen durchweicht ihre Jacken und Pullover, die Haare hängen strähnig in die übernächtigten Gesichter.

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Mehr als 600 Kilometer weiter südlich liegt Alkohol in der Luft des Nürnberger Flughafens - und auf den Sitzen der Feiertross des FC St. Pauli. Neben Mannschaft, Trainer- und Funktionsteam haben es sich auch Aufsichtsrat Lars Sörensen, Präsident Corny Littmann, seine Vizes Marcus Schulz und Stefan Orth bequem gemacht. Ihr Flug hat Verspätung.

Doch der Versuch, das Schlafdefizit der vergangenen langen Nacht zumindest ein wenig auszugleichen, scheitert früh. "I've been looking for freedom", tönt es in einer Lautstärke durch die Halle, als würde David Hasselhoff gerade ein Konzert zu Ehren der Aufsteiger geben. Mit einem Abspielgerät im Schoß und seiner schwarzen Sonnenbrille auf sitzt Angreifer Marius Ebbers in einer Ecke auf dem Boden und grinst.

Viele Mitreisende sind amüsiert, andere schütteln genervt den Kopf. Die wenigen, die aus dem schlaftrunkenen Kollektiv der angehenden Bundesligafußballer noch über Stimme und Kraft verfügen, stimmen fast schon reflexartig mit ein. Am Hamburger Airport wartet Annkathrin Kammeyer, sie ist jetzt seit mehr als 36 Stunden auf den Beinen. Sie friert und ist müde. Aber sie steht hier, ist doch klar.

In der Nacht zu Sonntag ging der Sonderzug nach Fürth, die 20-Jährige stand dort im Stadion inmitten der 9000 mitgereisten Fans und ihren Jubelchören, die mit jedem Tor ein bisschen lauter wurden. "Eigentlich wäre ich jetzt lieber im Bett", sagt sie und guckt nach oben in den Himmel. Aber der Flieger aus Nürnberg will und will nicht kommen.

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Seit 4 Uhr in der Nacht sind Kammeyer und ihre Freunde wieder in Hamburg, nach einem Frühstück bei McDonald's ging es gleich weiter, hierher nach Fuhlsbüttel. Mit dem Bus soll die Mannschaft vorfahren, eigentlich um kurz vor acht. Enttäuscht gucken manche in den Regen, andere halten sich mit Singen warm. Trotz der frischen Luft liegt auch in Hamburg eine Dunstwolke aus Alkohol über den Wartenden. Bei den St.-Pauli-Spielern war er schon auf dem Spielfeld erstmals die Kehlen hinabgeflossen, in der Kabine hatte Betreuer Sigi Dous mit Bier und Sekt für Nachschub gesorgt, und als der Mannschaftsbus um 21 Uhr das Teamhotel in Nürnberg erreichte, wurde endgültig der Ausnahmezustand ausgerufen. Nach einem Ausflug ins Nachtleben erreichten die letzten Spieler die Herberge pünktlich zum verordneten Zapfenstreich um 4 Uhr. 60 Minuten darauf saß die Mannschaft vollzählig im Bus Richtung Flughafen. Einen Verlust gab es dennoch zu beklagen: "Unseren Geschäftsführer", gestand Sportchef Helmut Schulte und fügte schmunzelnd hinzu: "Der war nicht transportfähig."

Mit einer Stunde Verspätung hebt die Maschine in Nürnberg ab, und als durchsickert, dass sie soeben auf das Hamburger Rollfeld aufgesetzt hat, steigt noch mal die Herzfrequenz der wartenden Fans, die mittlerweile mehr geworden sind. Als der Bus mit den Spielern dann endlich um die Ecke fährt, bricht ohrenbetäubender Jubel aus. Rund 500 Menschen stürmen auf ihn zu, klopfen an die Scheiben, schwenken ihre Fahnen. Vergessen sind Regen und Kälte. "Nie mehr Zweite Liga" singen die heiseren Kehlen.

Die Spieler bahnen sich durch die Menge den Weg unter das schützende Vordach, geben Interviews und schütteln Hände. "Wir werden jetzt 14 Wochen lang feiern", kündigt Torjäger Ebbers an, und Kollege Deniz Naki, der am Sonntag sein Team mit dem zwischenzeitlichen Ausgleich erlöst hatte, gibt den stündlichen Rhythmus vor: "20 Minuten feiern, 40 Minuten schlafen." Bei vielen Fans allerdings wird es erst einmal anders ablaufen. "Ich trinke noch ein Bier, gehe dann in die Badewanne und dann ins Bett", sagt Liza Missullis, 27, aus Barmbek. Erschöpft, aber glücklich müssen die Fans Kraft tanken. Bis die Party weitergeht. Der Kiez wird spätestens am Sonntag brennen, wenn nach der letzten Partie gegen den SC Paderborn die große Aufstiegssause auf dem Spielbudenplatz steigt.