Der Kiez rüstet zur Aufstiegs-Party. Gewinnt St. Pauli am Sonntag in Fürth (17.30 Uhr im Liveticker) und patzt Augsburg, brechen alle Dämme.

Hamburg. Nur noch ein Sieg fehlt, um einen ganzen Stadtteil in eine Party-Zone zu verwandeln. Sollte der FC St. Pauli am Sonntag (17.30 Uhr, Sky live) bei Greuther Fürth gewinnen, wird es in 600 Kilometern Entfernung rund um das Millerntor-Stadion kein Halten mehr geben. Mit einem Erfolg hätte die Mannschaft von Trainer Holger Stanislawski ihr großes Ziel, den fünften Bundesliga-Aufstieg in der Vereinshistorie, de facto erreicht.

Denn die zweitplatzierten Hamburger gehen mit einem Vorsprung von drei Punkten und 14 Toren auf ihren Verfolger FC Augsburg in den vorletzten Spieltag. In der Hansestadt ist die Euphorie grenzenlos. Kaum jemand glaubt, dass die Braun-Weißen den direkten Aufstieg noch verspielen könnten. Das Stanislawski-Team wird bei seinem ersten Matchball im Fürther Playmobil-Stadion eine Unterstützung wie bei einem Heimspiel erhalten. Von den knapp 14 000 Zuschauer im Stadion werden annähernd 8000 Fans des FC St. Pauli sein.

Präsident Corny Littmann will den direkten Aufstieg ohne Umweg. „Auf die Relegation habe ich keinen Bock“, sagte der Club-Chef. Der „Kiez“ rund um die Reeperbahn rüstet sich für eine lange Nacht. Für die Daheimgeblieben wird es jedoch kein Public Viewing geben. „Dafür hätte die Partie ausverkauft sein müssen“, sagte Team-Manager Christian Bönig. St. Pauli wäre nicht St. Pauli, hätte der Club darauf nicht eine Antwort. Wenn schon nicht Public Viewing, dann wenigstens Public Hearing. Eine öffentliche Live-Übertragung per Radio auf dem Hamburger Spielbudenplatz soll die versammelten Fans in Stimmung bringen. Die Rückkehr in die Bundesliga könnte zu keinem besseren Zeitpunkt erfolgen. Am 15. Mai feiert „der etwas andere Verein“, als den sich Mitglieder und Anhänger gern sehen, sein hundertjähriges Bestehen.

100 Jahre und Aufstieg, das hätte selbst Präsident Littmann in seiner Eigenschaft als Theaterregisseur nicht besser inszenieren können. „Wir werden uns das nicht mehr nehmen lassen. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass wir aufsteigen“, sagte Offensivspieler Deniz Naki. Wenn es nicht am Sonntag klappt, dann eben eine Woche später im Heimspiel gegen den SC Paderborn. Bislang hat der FC St. Pauli sieben Spielzeiten in der Bundesliga erlebt.

1977 stieg der Club erstmals in die Eliteliga auf. Der Abstieg folgte umgehend. Danach spielten die Hamburger von 1988 bis 1991, von 1995 bis 1997 und in der Saison 2001/02 erstklassig. Für das große Ziel putzt St. Pauli sogar sein Stadion heraus. Die neue Haupttribüne soll pünktlich zum Bundesliga-Saisonstart fertig sein. Dann bietet die Arena 24 800 Plätze. Bis 2014 sollen auch noch die Tribüne auf der Gegengeraden und die Nordtribüne erneuert werden. Wenn alles fertig ist, passen 27 000 Zuschauer in das Schmuckkästchen. Nichts erinnert dann mehr an den Charme der einstigen Bruchbude.

Sollte der fünfte Bundesliga-Aufstieg gelingen, wäre dafür vor allem ein Mann verantwortlich: Trainer Holger Stanislawski. Als der inzwischen 40 Jahre alte Ex-Profi im November 2006 nach der Beurlaubung von Andreas Bergmann zunächst interimsmäßig das Traineramt übernahm, war der Club in der damaligen drittklassigen Regionalliga Nord Zwölfter. Damals traute sich niemand, auch nur an die Bundesliga zu denken. Seit Stanislawski das Zepter schwingt, weht jedoch ein anderer Wind am Millerntor.