Nach Augsburgs 1:1 in Frankfurt reicht dem Kiezklub aus den zwei verbleibenden Partien ein Sieg
Hamburg. Nicht nur Kinder kennen das Gefühl, dass die Zeit lang wird, wenn man ein besonderes Ereignis herbeisehnt. Die einen streichen die Tage am Kalender ab, andere öffnen in der Adventszeit dessen Türchen. Auch die Spieler des FC St. Pauli sehnen ihre Bescherung herbei, den Aufstieg in die Erste Liga. Anders als bei allen, die Weihnachten schon gern mal ein wenig vorverlegt hätten, rückt der Feier-Tag für die Kiezkicker sogar schneller näher als gedacht.
Nach dem 6:1-Triumph am Freitagabend gegen die nun quasi als Absteiger feststehende TuS Koblenz hätten die Braun-Weißen innerhalb von 16 Tagen die Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus perfekt machen können. Dank der Patzer der Konkurrenz kam es gestern dann zu einem Zeitsprung. Der FC Augsburg (58 Punkte) verpasste durch ein 1:1 beim FSV Frankfurt die Chance, wieder bis auf einen Punkt an die Hamburger (61) heranzukommen. Weil die derzeit zweiplatzierten Kiezkicker im Vergleich mit Verfolger Augsburg eine um 14 Treffer bessere Tordifferenz haben, wäre ihnen nun schon mit einem Sieg bei der SpVgg Greuther Fürth am Sonntag der Aufstieg praktisch nicht mehr zu nehmen, Stand heute in sechs Tagen also.
Wenn es nach Mittelfeld-Energiebündel Deniz Naki gehen nach würde, dürfte die Zeit bis zum Saisonende und den erhofften Festivitäten am Millerntor gern weiter rasen. Dem deutschen U-19-Europameister, der nach abgesessener Gelbsperre mit einer starken Leistung und einem Treffer gegen Koblenz maßgeblich zum Erfolg beigetragen hatte, würden auch zwei Tage reichen. "Am liebsten würde ich morgen in Fürth spielen und einen Tag danach zu Hause gegen Paderborn", erklärte der 20-Jährige euphorisiert. "Ich denke, dass wir uns das jetzt nicht mehr nehmen lassen."
Mit Fürth (9.) und dem SC Paderborn (7.) warten noch zwei Gegner, für die es um nichts mehr geht, die andererseits aber auch ohne jeglichen Druck aufspielen können. Augsburg wiederum muss noch zu Hause im Derby gegen 1860 München und zum Abschluss gegen Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern antreten, der seit gestern als erster Aufsteiger feststeht. "Es ist ein überwältigendes Gefühl. Mit den Spielern das geschafft zu haben, war sehr ergreifend", sagte Vereinschef Stefan Kuntz.
Sätze, die man bald auch von St. Paulis Verantwortlichen hören könnte. Bislang halten diese sich verständlicherweise noch zurück. "Wir werden im Training weiter Reizpunkte setzen", sagte Stanislawski. "Nur Fußballtennis und Ecke zu spielen reicht nicht. Wir haben noch zwei Spiele und freuen uns, dass wir diese führen dürfen." An einer Tatsache ändern die beiden Partien nichts mehr. Den Relegationsplatz drei hat St. Pauli schon jetzt sicher, da der Tabellenvierte Fortuna Düsseldorf nach einem 1:1 bei Arminia Bielefeld nun nicht mehr aufzuholende acht Punkte zurückliegt.