Hamburg. Wer in der Stadt wohnt, hat nicht automatisch ein Anrecht auf Stellflächen für sein Auto. Denn der Raum gehört den Menschen.
Wie viel Platz braucht der Mensch? Diese Frage drängt sich in einem Stadtstaat mit eingeschränkter Grundfläche zwangsläufig auf. So kam man in Hamburg kürzlich zu der Erkenntnis, dass auf einen Quadratmeter drei Personen passen. Wenn es sein muss – also wenn es gegen Rechtsextremismus und die AfD geht – sogar bis zu fünf.
Rund um Jungfernstieg, Ballindamm und Rathausmarkt findet also die gewaltige Zahl von 180.000 Menschen Platz, wobei ein Protestforscher die nachträglich von der Behörde korrigierten Angaben direkt wieder anzweifelt und drei Personen pro Quadratmeter dann doch „für sehr dicht“ hält. Dabei sind die Hamburger Nachverdichtung und Dichtestress doch gewohnt.
Immobilien Hamburg: Wenn es um Platzverhältnisse geht, gehen die Meinungen auseinander
Aber wenn es um Platzverhältnisse geht, gehen die Meinungen eben auseinander, das zeigt sich bei Hamburgs besserem Fußballverein ebenso wie auf dem Immobilienmarkt. In dieser Sache wird bereits seit Jahren gestritten, es kam sogar die Frage auf, ob überhaupt noch Einfamilienhäuser gebaut werden dürften.
„Heute nutzt jeder Hamburger mehr Wohnfläche als in den Jahren der höchsten Einwohnerzahlen. Wir müssen uns fragen, ob wir alle so viel Fläche brauchen“, hatte der grüne Umweltsenator Jens Kerstan 2022 gesagt – während die Kollegen von der CDU nicht nur die eigenen vier Wände hochgingen.
Es geht um jeden Quadratmeter – aber nicht bei Immobilien, sondern bei den Parkplätzen
Zurzeit darf man ja aber froh sein, wenn in Hamburg überhaupt gebaut wird. Die Einwohnerzahl wächst rasant, das Wohnangebot krebst vor sich hin. Trotzdem darf man sich gehörig wundern. Denn das Thema, dass die Mieten immer weiter steigen, nimmt in dieser Stadt scheinbar einen sehr viel kleineren Raum ein als ein weiteres, bei dem es auch um Quadratmeter geht – allerdings die für den besten Freund des Menschen: das Auto.
Wohnraum hat in dieser Stadt längst nicht so eine raumgreifende Lobby wie der motorisierte Individualverkehr, wobei meist die am lautesten schreien, die Platz für mindestens drei Wagen auf dem eigenen Grundstück haben – und diesen auch entsprechend nutzen.
Parkplatznot wird zum Unwort – Bewohner kreisen mit dem Auto und finden nicht nach Hause
Das Unwort des Jahres wird also nicht Wohnungs-, sondern Parkplatznot. Schließlich hat Kerstans Parteifreund Anjes Tjarks es auf die asphaltierten Quadratmeter abgesehen, auf den Straßen wird noch verlässlich gebaut, alles auf längs drehen lautet das Motto, und immer mehr Hamburger stellen sich quer. Wie soll man bloß in der Stadt wohnen, wenn das Auto hier kein Zuhause mehr findet?
Selbst das Bewohnerparken ist keine Hilfe, im Gegenteil. Aus den Zonen hört man schlimmste Geschichten von Menschen, die gar nicht mehr nach Hause kommen, weil sie endlos um die Wohnblöcke kreisen. Oder die sich die Miete nicht mehr leisten können, weil alles Geld für einen Tiefgaragenstellplatz draufgeht. Erst Dichtestress, jetzt auch noch Parkdruck.
Parkgebühren für SUVs anheben? In Hamburg bleibt das undenkbar
Dann doch lieber den Begriff Bewohnerparkplatz umdrehen und Parkplätze bewohnbar machen. Die Idee ist ja nicht neu, wird aber – wie so vieles in dieser Stadt – nur mit angezogener Handbremse umgesetzt. So zum Beispiel am Elbe-Einkaufszentrum in Osdorf, wo der Betreiber ECE eigentlich einen Teil des Parkhauses abreißen und dort 600 Wohnungen bauen wollte. Mittlerweile hat man diese Zahl auf 150 Wohnungen reduziert. Somit würden nur rund 200 der 2200 Parkplätze wegfallen – obwohl baurechtlich viermal so viele platt gemacht werden dürften.
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Aber mit Autofahrern legt man sich besser nicht an. Vor allem, wenn sie in SUVs sitzen. Höhere Parkgebühren für Riesenkarossen wie in Paris? Undenkbar. Es herrscht der Irrglaube, dass wer in der Stadt wohnt und ein Auto besitzt, auch automatisch Anspruch auf Raum für dieses hat. Dieser wertvolle Platz sollte den Menschen gehören, die hier leben.
Immobilien Hamburg: Wohnen und Verkehr – es geht um Lebensqualität in der Stadt
Wie das gehen kann? Die Gebühren von 65 Euro im Jahr für das Bewohnerparken mindestens verfünffachen, eine City-Maut einführen, Gebühren nach Fahrzeuggröße differenzieren, das Geld in den ÖPNV stecken – und weiter Parkplätze abbauen.
Wenn wir die Lebensqualität in einer hochverdichteten Großstadt wie Hamburg erhalten wollen, ist eine Verkehrswende unverzichtbar. Denn es liegen kaum zwei Themen so dicht beieinander wie Wohnen und Verkehr.