Hamburg. Bei mehreren Projekten in der beliebten Grünanlage herrscht Stillstand – oder gar Verwahrlosung. Was sich jetzt ändern soll.

Er gehört zu den schönsten Parks Hamburgs – und für viele ist der 34 Hektar große Jenischpark sogar die absolute Lieblings-Grünanlage. Doch der Park macht nicht nur als naturbelassene Oase von sich reden, immer häufiger ist auch Kritik zu hören.

Der Grund: Gleich mehrere groß angekündigte Projekte kommen vor Ort nicht voran. Viele Besucherinnen und Besucher haben den Eindruck, bei diversen Baustellen herrsche Stillstand und zum Teil auch Verwahrlosung. Was ist dran an der Kritik? Das Abendblatt hat sich vor Ort umgesehen – und bei den Zuständigen nachgefragt.

Jenischpark: So steht es um die Baustellen Pergola, Café und Jenischhaus

Schon vor fünf Jahren berichtete das Abendblatt, dass rund 16 Millionen Euro für die Restaurierung des Jenischhauses bereitstünden – acht Millionen vom Bund, acht Millionen von der Stadt.

Für die aufwendigen Arbeiten sollte das von 1831 bis 1834 erbaute Haus für rund ein Jahr geschlossen werden, um danach in neuem Glanz zu erstrahlen. Als Start dafür wurde damals das Jahr 2020 genannt, danach war von dem Projekt dann nicht mehr viel zu hören.

Jenischhaus-Restaurierung: Ausschreibungen sollen „in Bälde“ erfolgen

Wie der Sprecher der Stiftung Historische Museen Hamburg, Matthias Seeberg, jetzt auf Abendblatt-Nachfrage mitteilt, befinde sich das Modernisierungsverfahren „noch in den Vorbereitungen“.

Bisher sei die „unbedingt erforderliche“ Analyse des Denkmalschutzes erfolgt. „In Bälde sollen die Ausschreibungen für das Architekturbüro und die begleitende Restaurierung erfolgen“, so Seeberg. „Sobald das erfolgt ist, können wir mehr zur Planung sagen.“ Man darf gespannt sein, ob sich der ursprünglich angegebene Kostenrahmen von 16 Millionen Euro halten lässt.

Neues Café im Jenischpark: Geht es nun endlich voran?

Ausführlich hatte das Abendblatt auch über das Gezerre um ein neues Café im alten Schaugewächshaus berichtet. Zur Erinnerung: Bereits im April 2017 hatte die Altonaer Bezirksversammlung dem Konzept des potenziellen Betreibers Schmidt & Schmidtchen für ein neues Café anstelle des alten Schaugartens zwischen Jenischhaus und Bargheer Museum zugestimmt.

Die Scheiben sind beschlagen, die Träger rosten. Ansonsten tut sich beim alten Schaugewächshaus im Jenischpark seit Jahren nichts.
Die Scheiben sind beschlagen, die Träger rosten. Ansonsten tut sich beim alten Schaugewächshaus im Jenischpark seit Jahren nichts. © Roland Magunia

Der Teilabriss der alten Gewächshaus-Anlage war schon Ende 2019 erfolgt, das denkmalgeschützte Hauptgebäude soll in das neue Café integriert werden. Nach wie vor wuchert meterhohes Unkraut im Inneren, die Scheiben sind beschlagen. Das Schild mit der Aufschrift „Geschlossen“ wirkt wie stiller Hohn.

Neues Café im Jenischpark: Ende Mai wurde wieder mal verhandelt

In den Jahren danach war, wie berichtet, eine Übereinkunft von Schmidt-&-Schmidtchen-Chef Falk Hocquél und dem Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG, umgangssprachlich: Liegenschaftsamt) gekommen.

Bis heute gibt es keinen Starttermin für die Arbeiten vor Ort. Zum aktuellen Stand teilt der Sprecher des Bezirksamts Altona, Mike Schlink, mit: „Das letzte Verhandlungsgespräch beim LIG zur Ausgestaltung des Pachtvertrags fand am 25. Mai statt. Hier wurden noch einmal einige Klärungspunkte benannt.“

Claas Ricker, Sprecher der für den LIG zuständigen Finanzbehörde, ergänzt: „Einziger nunmehr noch offener Punkt ist die Absicherung der Finanzierung des Bauvorhabens auf dem städtischen Grundstück.“ Dazu seien weitere Gespräche im Juli geplant. „Ziel ist, dass der Mietvertrag nach dem Gespräch finalisiert und unterzeichnet werden kann“, so Ricker.

Das Unkraut wuchert inzwischen meterhoch: So sieht es im Inneren des alten Schaugewächshauses aus.
Das Unkraut wuchert inzwischen meterhoch: So sieht es im Inneren des alten Schaugewächshauses aus. © Roland Magunia

„Weiße Mauer“ am Hochrad-Eingang zum Jenischpark: Warten auf Angebote

Seit Jahren abgesperrt ist auch die Pergola („Weiße Mauer“) direkt neben dem westlichen Park-Eingang an der Straße Hochrad. Das historische Schindeldach ist in Teilen eingestürzt, die namensgebende Mauer beschmiert, die Substanz wirkt verrottet.

Ursprünglich sollte die Anlage analog zum Bau des neuen Cafés am alten Schaugewächshaus restauriert werden, der aber, wie beschrieben, nicht vorankommt. Zum aktuellen Stand der Planung teilt Mike Schlink mit: „Die beiden Ausschreibungen für die Sanierungsarbeiten sind erstellt. Die erste Ausschreibung findet am 28. Juni statt.“ Das Amt sei zuversichtlich, dass die Arbeiten kurzfristig beginnen könnten – „wenn ein passendes Angebot vorliegt“.

Die Pergola beim Eingang Hochrad (West) ist seit Jahren abgesperrt. Nun sind immerhin die Ausschreibungen für die Sanierungsarbeiten fertig.
Die Pergola beim Eingang Hochrad (West) ist seit Jahren abgesperrt. Nun sind immerhin die Ausschreibungen für die Sanierungsarbeiten fertig. © Roland Magunia

Jenischpark-Baustellen: Historisches Tor nach vier Jahren immer noch nicht restauriert

Hickhack gibt es auch auch um das historische Tor, das einst am westlichen Park-Eingang an der Baron-Voght-Straße gestanden hatte. Es war nach Beschädigung schon 2019, also vor vier Jahren, abgebaut und im Bauhof des Bezirksamts zwischengelagert worden.

Anfang 2021 ergaben Recherchen der Altonaer FDP, dass bis dato noch nicht an dem Tor gearbeitet worden war. Ende 2022 beschloss die Bezirksversammlung Altona mit knapper Mehrheit, das Tor nicht am alten Standort, sondern auf der Ostseite am Eingang Holztwiete aufzustellen.

Am Jenischpark-Eingang Holztwiete (Nord) soll das historische Tor nach der Restaurierung aufgebaut werden. Einen Zeitplan gibt es dafür noch nicht.
Am Jenischpark-Eingang Holztwiete (Nord) soll das historische Tor nach der Restaurierung aufgebaut werden. Einen Zeitplan gibt es dafür noch nicht. © Roland Magunia

Wann dieser Umzug vollzogen wird, ist zurzeit noch offen. Wie ist überhaupt der Stand der Restaurierungsarbeiten? „Die Vergabe der Sanierungsarbeiten befindet sich in der Vorbereitung“, teilt Mike Schlink mit. Für die Finanzierung liege ein Spendenangebot vor.

Die Nordseite des Jenischparks mit den diversen Baustellen.
Die Nordseite des Jenischparks mit den diversen Baustellen. © HA Grafik | Frank Hasse

Viele Baustellen – doch für den Jenischpark gibt es keinen Masterplan

Grundlage für viele Veränderungen im und am Jenischpark ist übrigens das „Parkpflegewerk“, das 1993 verabschiedet wurde. Darin werden die drei Bereiche Pflege, Nutzung und Naturschutz verbunden. Danach soll die ursprüngliche Gestaltung der Anlage in Teilen rekonstruiert werden.

Dazu gehören unter anderem „die Wiederherstellung früherer Wege, Kleinarchitekturen sowie die Pflege der Gehölzränder und der bedeutenden Solitärbäume“. Einen Masterplan Jenischpark gibt es jedoch nicht.

Verein Freunde des Jenischparks wird „langsam ungeduldig“

„Wir werden auch langsam ungeduldig“, sagt Hans-Peter Strenge, Vorsitzender des Vereins Freunde des Jenischparks. „Aber die Verzögerungen hängen wohl mit der insgesamt schwierigen Auftragslage zusammen.“