Hamburg. Falk Hocquél investiert Millionen in das lang ersehnte Altonaer Vorhaben. Doch das Liegenschaftsamt hält ihn seit Monaten hin.
Die Planungen für den Bau eines neuen Cafés im Jenischpark kommen nicht von Stelle. Nicht nur im Hamburger Westen wundert man sich über den lange anhaltenden Stillstand vor Ort. Jetzt stellt sich heraus: Seit mittlerweile acht Monaten hängt die Vertragsgestaltung beim Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG, umgangssprachlich: Liegenschaftsamt) fest.
Und nicht nur das. Während der gesamten Zeit ist es dem Bauherrn, dem Unternehmer Falk Hocquél („Schmidt & Schmidtchen“), nicht gelungen, dazu mit dem LIG ins Gespräch zu kommen. Im vergangenen September war ihm zwar der Name einer Ansprechpartnerin genannt worden, aber alle Versuche einer Kontaktaufnahme schlugen fehl.
Hocquél will Café im Jenischpark bauen
Rückblick: Bereits im April 2017 hatte die Altonaer Bezirksversammlung das Konzept von Schmidt & Schmidtchen für ein neues Café an Stelle des alten Schaugartens zwischen Jenischhaus und Bargheer-Museum zugestimmt. Hocquél hatte sich damals gegen fünf Konkurrenten mit dem aus Sicht der Politiker überzeugendsten Konzept durchgesetzt, das dann auch mit viel Unterstützung öffentlich vorgestellt wurde.
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Es sah und sieht ein Café mit Plätzen im Innen- und Außenbereich vor, als Ersatz für den Café-Kiosk Ralph’s, der in unmittelbarer Nähe steht. Das Besondere: Hocquél wird den denkmalgeschützten halbrunden Eingangsbereich des alten Schau-Gewächshauses in den schicken Neubau integrieren und – den alten Lehrauftrag quasi fortsetzend – vor Ort gartenbauliche und pflanzenpädagogische Angebote schaffen.
Hocquél ist sichtlich um Fassung bemüht
Vom Bezirksamt wurden dann alle relevanten Unterlagen des bisherigen Verfahrens an den LIG weitergegeben, wo alles gesichtet und ein Mietvertrag entworfen werden sollte. Danach hörte Hocquél nichts mehr.
Treffen mit Falk Hocquél im Jenischpark. Der Bauherr, der nicht bauen kann, steht auf der Terrasse des alten Gewächshauses und ist sichtlich um Fassung bemüht. Im Inneren des verwahrlosten Gebäudes, das nun schon so lange leer steht, wachsen meterhohe Disteln und anderes Unkraut. Hocquél, dessen Firma Schmidt & Schmidtchen mittlerweile 16 Betriebe an 14 Orten in Hamburg hat, gilt als besonnener Typ.
Jenischpark-Investor: "Wie ein lästiger Bittsteller"
Er ist kein „Drängler“, der ein Projekt auf Biegen und Brechen vorantreiben will. Aber er ist Unternehmer – und er braucht Planungssicherheit. Lange hat er seinen Ärger nicht öffentlich gemacht, nun ist er doch für ein Gespräch bereit. Hocquél klappt seinen Laptop auf und zeigt die Mails, die er seit September an den LIG geschrieben hat und auf die er nicht mal einen einzigen Antwortsatz erhielt.
Ob er noch Unterlagen beibringen müsse, wie denn der ungefähre Zeitplan sei, ob es Gesprächsbedarf gebe – mehr wollte er gar nicht wissen. Zwischen ein und zwei Millionen Euro wird er mit seiner Firma vor Ort investieren, aber er fühlt sich behandelt „wie ein lästiger Bittsteller“, sagt Hocquél.
Jenisch-Café könnte nur mit Verspätung öffnen
Im April schrieb dann der Firmenanwalt zweimal an den LIG – ohne Reaktion. Für Falk Hocquél bedeutet das seit Monaten sehr viel Frust. „Fakt ist, dass wir die Bauarbeiten natürlich erst ausschreiben können, wenn wir den Vertrag haben“, erläutert er. Fakt sei auch, dass die infrage kommenden Baufirmen aktuell viel zu tun haben, manche seien über Monate ausgebucht. Hinzukommt noch etwas anderes: Der lange Stillstand kratzt auch am Image des erfolgreichen Unternehmers, dem in den vergangenen Jahren so vieles geglückt ist.
Gerüchte machten in den vergangenen die Monaten die Runde – Tenor: Hocquél lasse das Projekt absichtlich so lange schleifen, bis die Corona-Krise vorbei sei, um dann eine bessere Startposition zu haben. „Das Gegenteil ist richtig“, sagt Hocquél mit einem Anflug von Bitterkeit, „wir würden lieber heute als morgen starten, und auf die Rufschädigung hätte ich gerne verzichtet.“
Denkmalschutz macht Vorgaben im Jenischpark
Zum Glück sei Schmidt & Schmidtchen insgesamt gut aufgestellt. „Ich habe in dieses Projekt bereits eine sechsstellige Summe investiert“, sagt der Unternehmer, „wenn man mit einem kleineren Investor so umgesprungen wäre, hätte der das kaum durchgehalten.“
Dabei verfügt Hocquél nicht nur über einen genehmigten Bauantrag, sondern er hat auch sonst geliefert. Die komplexen Vorgaben des Denkmalschutzamtes hat er akzeptiert, und nach wie vor ist er bereit, sie umzusetzen. Dass er „mal eben“ Toiletten vorhalten muss, nicht nur für das Café, sondern öffentliche für den gesamten Park (die es vorher dort nicht gab) – akzeptiert. Und nun?
Weitschweifige Ausführungen der Finanzbehörde
Das Abendblatt hat bei der zuständigen Finanzbehörde nachgehakt und – anders als Falk Hocquél – eine Antwort erhalten. In dem Schreiben wird weitschweifig über die Komplexität des Projekts geschrieben, was nun wirklich niemand besser weiß als Falk Hocquél selbst. Dann weiter: „Gleichwohl muss allerdings konstatiert werden, dass es auch zu coronabedingten Verzögerungen im Kontext der innerbetrieblichen Abstimmungen gekommen ist, die wir sehr bedauern.“ Nun also Corona.
Warum man den erfolgreichen Unternehmer, der während der Corona-Krise selbst an allen Ecken und Enden zu kämpfen hatte, aber nicht einmal mit einem einzigen erklärenden Satz über diese Verzögerungen informiert hat – kein Wort.
Hocquél glaubt nicht an ein schnelles Ende
Stattdessen nun – endlich – ein Ausblick, der zunächst optimistisch stimmt: „Der Vertragsentwurf befindet sich in der abschließenden Evaluation durch die Juristen des LIG. Nach zeitnahem Abschluss dieses Verfahrensschritts werden wir als Einverständnis des Bezirks hierzu einholen und auf dieser Basis den Mietvertrag als Entwurf dem künftigen Mieter zur Zustimmung vorlegen“, heißt es dort. Und dann: „Wir gehen davon aus, dass das Verfahren innerhalb der nächsten vier Wochen abgeschlossen sein wird.“
Hocquél sieht das skeptisch und kann nicht an ein schnelles Ende dieser unerfreulichen Geschichte glauben. „Als Nächstes schaut sich der Bezirk den Vertragsentwurf an und dann wir“, sagt Hocquél. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich dann zum Entwurf neue Fragen und neuer Klärungsbedarf ergeben könnten. Und dann?“ Mögliche Fragen zur Vertragsgestaltung hätten zwischen ihm und dem LIG in den vergangenen verschenkten Monaten gut geklärt werden können – stattdessen: Schweigen.
Von der Bezirkspolitik in Altona unterstützt
Hocquél sagt, dass er sich von den Altonaer Bezirkspolitikern von Anfang an unterstützt gefühlt habe. Insbesondere hebt er die FDP-Fraktionschefin Katarina Blume hervor. Blume sagt jetzt: „Es ist eine Ungeheuerlichkeit, wie hier mit einem leistungsstarken Unternehmen umgegangen wird, das bereit ist, im Jenischpark etwas zu schaffen, von dem alle Bürger profitieren würden.“
Falk Hocquél blickt kurz in den Himmel, dann auf das schäbig gewordene Gewächshaus. „Jetzt haben wir praktisch Juni“, sagt er. „Mit dem Bau hätte es längst losgehen können. Und wann es nun wirklich losgehen kann, weiß immer noch niemand.“