Hamburg. Hamburg will das Traditionslokal in Planten un Blomen wieder zum Leben erwecken. Zunächst kommt aber eine Zwischenlösung.
„Heute schon ihr Lieblingsort“, verspricht das Banner der städtischen Immobiliengesellschaft Sprinkenhof GmbH am Bauzaun vor dem eingerüsteten Café Seeterrassen. Tatsächlich wird es jedoch noch eine ganze Weile dauern, bis das marode und von Schimmel befallene Traditionslokal in Planten un Blomen, das seit knapp drei Jahren leer steht, wieder ein wahrer Lieblingsort sein wird.
„Ja, wir wollen diesen besonderen Ort mitten in dieser denkmalgeschützten Parkanlage wieder zum Leben erwecken“, sagt Finanzsenator Andreas Dressel (SPD), „aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.“ Der erste Schritt zumindest ist getan: Der Bezirk Mitte kauft dem aktuellen Eigentümer, der Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC), das Gebäude inklusive des umliegenden Parkteils ab, der Notartermin ist für Ende Juni angesetzt. Nach Abendblatt-Recherchen soll der Kaufpreis für den markanten 1950er-Jahre-Bau mit Blick auf den Parksee bei unter 150.000 Euro liegen.
Planten un Blomen: Café Seeterrassen muss aufwendig saniert werden
Ralf Neubauer (SPD), Bezirksamtschef von Mitte, sagt: „Planten un Blomen ist ohne das Café Seeterrassen längst nicht mehr denkbar, aber die Sanierung ist eine Herausforderung.“ Eine einst vom Bezirk bei der Steg (Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft Hamburg) in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie hatte ergeben, dass eine Sanierung des historischen Ensembles, das 1953 nach den Plänen des Architekten Ferdinand Streb für die Internationale Gartenausstellung errichtet worden war, rund zehn Millionen Euro kosten werde.
„Nun müssen wir den Zustand des Gebäudes noch einmal genau prüfen. Die avisierten Kosten werden in den vergangenen beiden Jahren durch Leerstand und weiteren Verfall der Immobilie eher nicht weniger geworden sein“, so Neubauer.
Planten un Blomen: Café Seeterrassen – erster Schimmel entfernt
„Die Entwicklung der Baupreise führt bei mir als Finanzsenator, aber sicher auch bei dem ein oder anderen Steuerzahler zu Sorgenfalten“, sagt auch Andreas Dressel. Die Immobiliensanierung sei aufwendig, was Kosten und Zeit betreffe: „Man kennt das: Mal fehlt das Material, mal die Handwerker. Insofern können wir einfach keinen seriösen Zeitplan vorlegen.“
Das Gebäude müsse in jedem Fall umfassend saniert, die Substanz gesichert werden, um weitere Schäden zu vermeiden. Erste Maßnahmen seien bereits ergriffen worden, sagt Jan Zunke, Geschäftsführer der Sprinkenhof GmbH, die mit der Sanierung beauftragt ist: „Die Immobilie ist sehr interessant, aber eben auch eigen.“ Derzeit werde erst einmal verhindert, dass weiteres Wasser in das Gebäude eindringe.
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Man habe ebenfalls bereits begonnen, Schimmel zu entfernen. „Ziel muss es sein, das Café Seeterrassen wieder zu dem zu machen, was es ab den 1950er-Jahren war: ein idyllischer Ort, mitten in der Stadt, eingebettet in einen wunderschönen Park.“
Café Seeterrassen soll Restaurant werden – vorher Pop-up-Café geplant
Langfristig soll aus dem Gebäude wieder ein Restaurant werden. „Wir arbeiten an einem Konzept, das ganzjährig funktioniert“, sagt Zunke. Im Sommer sei es verhältnismäßig leicht, den Ort mit Blick auf den Parksee beispielsweise mit Außengastronomie zu beleben. „Aber das Café Seeterrassen muss eben auch im Winter ein Magnet sein, da reicht kein Kaffee zum Mitnehmen.“
Man könne leider noch keine „Sofort-Nonplusultra-Lösung“ präsentieren, so Finanzsenator Dressel. „Kurzfristig und so schnell wie möglich“, wobei dieser Zeitraum im Ungefähren bleibt, ist eine Interimsnutzung geplant. „Wir können uns zum Beispiel ein Pop-up-Café vorstellen oder einen Raum für Seminare oder Tanztreffs.“ Wichtig sei allerdings, dass Miete eingespielt werde: „Kostenlos können wir die Räume nicht zur Verfügung stellen, dafür ist die Haushaltslage zu angespannt.“
Café Seeterrassen – Denkmalverein freut sich über Rettung
Angedacht ist, eine etwa 300 Quadratmeter große Fläche im barrierefreien Erdgeschoss, in dem es auch Toilettenanlagen gibt, schon bald „sinnvoll zu nutzen“, wie Bezirksamtschef Ralf Neubauer betont: „Was wir auf keinen Fall möchten, ist weiteren Leerstand zu produzieren.“
Kristina Sassenscheidt, Vorsitzende des Denkmalvereins Hamburg, der für den Erhalt des Gebäudes gekämpft, hatte sich immer gegen einen von der Hamburg Messe und Congress GmbH favorisierten Abriss und Neubau starkgemacht. Sie sagt: „Wir freuen uns sehr, dass die Stadt das Café Seeterrassen nun sanieren wird. Das Gebäude ist nicht nur ein integraler Bestandteil des Parkdenkmals, sondern auch ein qualitätvolles Beispiel für nachkriegsmoderne Architektur. In seiner ursprünglichen Eleganz wird es sicherlich wieder ein beliebtes Ausflugsziel – für Einheimische und Touristen.“
Planten un Blomen soll durch Café Seeterrassen noch attraktiver werden
Gut vorstellen könne sie sich auch, dass das Café Seeterrassen ein Ort werde, der die bewegte Geschichte von Planten un Blomen widerspiegele. „Aber das lässt sich ja vielleicht gut mit einem Gastronomiebetrieb vereinbaren“, so Sassenscheidt.
„Das Café Seeterrassen, das haben wir in der öffentlichen Diskussion gespürt, ist ein Ort, der den Hamburgerinnen und Hamburgern sehr am Herzen liegt“, sagt Finanzsenator Andreas Dressel. Insofern sei man sehr bemüht, diesen mit Erinnerungen gefüllten Ort wieder zu einem beliebten Ausflugsziel zu machen.