Hamburg. Beschluss: Die Anlage wird an der Holztwiete neu aufgebaut, am Jenischhaus in Othmarschen entsteht eine „schlichte“ Lösung.

Für die einen ist es eine logistische Notwendigkeit und historisch motivierte Verpflichtung, für die anderen eine Posse: Die historische Toranlage, die mehr als 70 Jahre lang den Eingang des Jenischparks auf Höhe Baron-Voght-Straße gebildet hat, wird an dieser Stelle nicht wieder errichtet. Das stattliche Tor soll stattdessen künftig am Parkeingang auf der gegenüberliegenden (östlichen) Parkseite an der Holztwiete stehen.

So hat es nach langem Hin und Her der Ausschuss für Grün, Naturschutz und Sport (Grünausschusss) der Altonaer Bezirksversammlung beschlossen.

Tor des Jenischparks wird seit 2019 renoviert

Rückblick. Das alte Tor – nicht zu verwechseln mit dem „Kaisertor im Süden des Parks – war nach dem Zweiten Weltkrieg an der Baron-Voght-Straße in unmittelbarer Nähe des Jenischhauses aufgebaut worden, vermutlich, um dieses weiter aufzuwerten. Zuvor hatte es bereits lange an der Holztwiete gestanden. Nachdem das Tor beschädigt worden war, wurde es 2019 abgebaut und seitdem mithilfe eines Mäzens grundlegend renoviert.

Die Arbeiten sind nun weitgehend abgeschlossen, aber über den Standort konnte zwischen der Verwaltung, den Fachbehörden und dem Verein Freunde des Jenischparks lange keine Einigung erzielt werden. Hans-Peter Strenge, Erster Vorsitzender des Vereins, sagt, dass es auch bei den Freunden des Jenischparks keine einheitliche Meinung zur Versetzung des Tors gab und gibt. Strenge selbst ist nach wie vor dagegen.

Standort an Holtzwiete historisch begründet

„Das Tor hat im Bewusstsein so gut wie aller Hamburgerinnen und Hamburger schon immer an der Baron-Voght-Straße gestanden, und dort sollte es auch bleiben“, so Strenge. Aus seiner Sicht sei das Tor für den Eingang Holztwiete auch „völlig überdimensioniert“.

Schließlich schlug das sogenannte Parkpflegewerk, ein Gemeinschaftsprojekt der Umweltbehörde des Bezirksamts Altona und der Freunde des Jenischparks, vor, wieder den historischen Standort an der Holztwiete zu nehmen.

Im entsprechenden Schriftsatz „Parkentwicklungskonzept“ heißt es dazu bedeutungsschwer: „Die Ablesbarkeit der hierarchischen Toranlagen des Parks und ihrer ehemaligen Nutzung als Einfahrten ist entsprechend dem historischen Leitbild wieder herzustellen.“ Auch die Behörde für Kultur und Medien (BKM) setzte sich schließlich dafür ein, der Bezirksversammlung den Standort an der Holztwiete zu empfehlen. Neben der historischen Begründung wurde dabei auch angeführt, das sanierte Tor würde an der Baron-Voght-Straße Gefahr laufen, wieder kurzfristig durch Lieferverkehr in den Park beschädigt zu werden.

Es müsste durch besondere Sicherungsmaßnahmen, wie zum Beispiel versenkbare Poller gegen sogenannte „Anfahrschäden“, geschützt werden, die aber wiederum mit dem Denkmalschutz nicht vereinbar wären. Als weitere Begründung wurde angeführt, dass das historische Tor nicht mit automatischen Schließmechanismen versehen werden könne, sodass eine verlässliche Schließung (die es vorher auch nicht gab) nicht gewährleistet sei.

Hielscher: "Unfug und Geldverschwendung"

Bei der entscheidenden Abstimmung im vergangenen Grünausschuss gab es dann eine knappe Mehrheit für den Standort Holztwiete. „Mich hat vor allem das Argument überzeugt, dass das Tor sonst wieder beschädigt werden könnte“, sagt Andreas Bernau (SPD). Altonas CDU-Chef Sven Hielscher, dessen Fraktion gemeinsam mit der FDP gegen den Umzug gestimmt hatte, hält dagegen: „Mit Fantasie und gutem Willen hätte die Einfahrt beim Jenischhaus breiter gemacht werden können, da gibt es genug Beispiele.“

Das Tor sei für den Eingang Holztwiete viel zu groß, so Hielscher, zumal es dort jetzt auch ganz anders aussehe als „anno dazumal“. „Diese Aktion ist Unfug und Geldverschwendung“, so Hielscher, „eine Posse.“ An der Baron-Voght-Straße soll statt des historischen Tors nun eine moderne Toranlage errichtet werden, „schlicht, aber wertig“, wie es in den Planungsunterlagen heißt. Auf einer Planungsskizze sieht dieses neue Tor, das voraussichtlich elektrisch betrieben wird, wie jedes beliebige vor irgendeinem modernen Mehrfamilien- oder Bürohaus aus.