Bahrenfeld. Dank vieler Bauprojekte rückt die Grünanlage in den Fokus. Vor Ort gelingt der Mix aus Tradition und vielen Neuerungen.

Wenn es um Hamburgs schönste Ausflugsziele ging, rangierte er lange im Mittelfeld. Alster, Stadtpark, Elbe, Sachsenwald – und irgendwann tauchte in der geistigen Liste auch der Altonaer Volkspark auf. So richtig unbekannt war er natürlich nie – aber viele hatten ihn einfach nicht im Programm. Manche fanden ihn spießig und altmodisch, andere düster, wieder andere zu abgelegen oder langweilig. Damit ist es jetzt vorbei: Der 205 Hektar große Altonaer Volkspark, Hamburgs größte Grünanlage, hat ein eindrucksvolles Comeback geschafft – und ist so angesagt wie seit Jahrzehnten nicht mehr.

Das hängt zunächst einmal mit dem steigenden Bedürfnis nach einer großzügigen grünen Ruhezone vor der eigenen Haustür zusammen. Die starke Nachverdichtung im Bezirk Altona, auch und gerade in Bahrenfeld, rückt den Park stärker als bisher in den Fokus. Immer mehr Neu-Bewohner der weitläufigen Gegend, die durch die Überdeckelung der A 7 zusätzlich an Attraktivität gewinnen wird, entdecken den Park ganz neu für sich.

Hamburger Volkspark lockt mit neuen Attraktionen

Einst war der Volkspark als Reaktion auf die stark steigenden Bevölkerungszahlen in Altona von 1914 bis 1933 angelegt worden. Von den 1960er-Jahren an drängten ihn dann zahlreiche Großprojekte zunehmend ins Abseits. Der Bau der Autobahn 7 trennte ihn von den weiter östliche gelegenen Stadtteilen ab, weitere Straßenverbreiterungen an seinen Grenzen taten ein Übriges. Doch Bahrenfeld ist seit einigen Jahren „in“ – und die Geschichte wiederholt sich in gewisser Weise. Wieder wird auf steigende Einwohner- und damit auch Nutzerzahlen reagiert, diesmal mit Modernisierungen und Anpassungen an die aktuellen Bedürfnisse der Besucherinnen und Besucher.

Der Bezirk – und auch damit erklärt sich das Comeback des Parks – reagiert schon länger auf diese Entwicklung. Zum einen werden die Parkstrukturen mit Wegen und Sichtachsen seit Jahren verändert und den Publikumsströmen angepasst. Dabei greift man das ursprüngliche (historische) Parkkonzept wieder auf, das im Laufe der Zeit teilweise verloren gegangen war. Zum anderen entstehen vor Ort ständig neue Attraktionen, welche die Attraktivität weiter steigern. „Eine Reihe unterschiedlicher Erholungs-, Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten bieten für jeden Geschmack das Richtige“, sagt Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) dazu. „Damit begegnen wir ganz unterschiedlichen Bedürfnissen – und das wird auch künftig so sein.“

Neuerungen machen die Anlage attraktiver

Einige Bespiele von vielen: Im Herbst vergangenen Jahres wurde der neue Bikepark eröffnet. In einer Bauzeit von rund sechs Monaten war im Bereich der Nansenstraße eine Off-Road-Strecke für Mountainbiker hergerichtet worden (Kosten: 200.000 Euro). Der Dahliengarten war 2020 umgestaltet worden, anhand des historischen Konzepts von Park-Entwickler Ferdinand Tutenberg (1874–1956). Dazu wurde der ehemalige Eingang an der Luruper Chaussee reduziert, und der Weg führt in einem Bogen wieder zum ursprünglichen Eingang. Von dort blickt man über Rasen- und Staudenflächen auf die Pergola, die nach historischem Vorbild nun aus Rundhölzern gestaltet ist.

Parallel wurden die Beet-Einfassungen erneuert und eine vollautomatische Bewässerung im gesamten Dahliengarten installiert. Kosten: rund 570.000 Euro. Der Umbau des Betriebsgebäudes samt Platz einschließlich eines neuen Anzuchthauses wird derzeit vorbereitet.

Ein Park für alle Alterschichten

Nach Angaben des Bezirksamts soll dadurch das Erscheinungsbild deutlich aufgewertet werden. Eine weitere strukturelle Veränderung ist die Entsiegelung, Entwidmung und Rückführung der Nansenstraße in den Park ab dem Parkplatz Bauernhaus. Die Planung dazu hat begonnen. Auch für die Joggingstrecke rund um die große Wiese mit Anschluss an die August-Kirch-Straße läuft eine wichtige Planung: Die Strecke wird beleuchtet und damit sicherer. Zurzeit ist allerdings noch unklar, ob die dafür zur Verfügung stehenden Mittel in Höhe von 400.000 Euro ausreichen.

Drei Ecken im Volkspark – drei Eindrücke: Auf der großen Wiese spielen Anton und seine Clique Fußball. Alle haben die School of Life Science abgeschlossen und stürzen sich demnächst ins Berufsleben. „Wir sind gerne hier“, sagt Lana, „Hier gibt’s Ruhe und jede Menge Platz für alle.“ Auf der Mountainbike-Anlage ein paar Hundert Meter entfernt, übt Sascha mit Söhnchen Alexander. „Ein toller Park“, sagt der Familienvater – „hier ist für jede und jeden etwas dabei.“ Helge Greve betreibt seit einem Jahr den „Bio Kiosk“ an der Ecke Luruper Chaussee/Stadionstraße. Das biologisch wertvolle, zertifizierte Angebot hätte es so hier früher auch nicht gegeben – mit täglich wechselndem Mittagstisch und selbst gebackenem Kuchen. Zu Greves Kunden gehören Studierende, Desy-Beschäftigte und jede Menge Parkbesucher. „Die Corona-Zeit war nicht leicht“, sagt der gelernte Koch, „aber nun läuft es wieder gut. Ich glaube einfach an diesen Park.“

Auch in den nächsten Jahren soll es hier bergauf gehen

Bärbel Dauber, Bahrenfelderin seit 1994, engagiert sich in der Initiative „Bahrenfeld auf Trab“, die sich intensiv mit den vielfältigen Veränderungen im Stadtteil beschäftigt. Sie sagt: „Gerade in Corona Zeiten war der Volkspark für uns alle ein wahrer Segen. Und er ist so weitläufig, dass man nie das Gefühl hat, in eine Massenveranstaltung geraten zu sein.“ Am Sonntag, 3. Juli, veranstaltet die Initiative von 11 bis 16 Uhr ein großes Stadtteilfest mit vielen Mitmachaktionen, Infoständen, Kinder- und Jugendprogramm und Flohmarkt. Zentraler Festplatz ist die Flohmarkt-Fläche an der Trabrennbahn.

In den kommenden Jahren dürfte es mit dem Volkspark weiter bergauf gehen. Wenn bei der jetzigen Trabrennbahn Hunderte neue Wohnungen entstanden sind, wird er zum Teil mitten in einem dann viel lebendigeren Quartier liegen. Und sobald die Science City Bahrenfeld fertiggestellt ist, bekommt der Volkspark eine ganz neue Funktion als Garten für die Studierenden vor Ort – ein Campus im ursprünglichsten Sinne des Wortes. „Erstmals in der Geschichte Hamburgs werden Wissenschaft, Gewerbe und Wohnen bei der Entwicklung eines neuen Quartiers gemeinsam gedacht, damit sie voneinander lernen können“, sagt Stefanie von Berg. „Und wenn man über Quartierentwicklung spricht, dann geht es auch um Frei- und Erholungsräume.“

Hamburg: Erholungswert des Volksparks steht an erster Stelle

Bärbel Dauber von „Bahrenfeld auf Trab“ sagt: „Bei all den Veränderungen, die in Bahrenfeld anstehen, bei all den geplanten Bebauungen sind wir heilfroh, dass der Volkspark immer etwas ist, das bleibt.“ Doch der Park dürfe nicht überstrapaziert werden. „Bei unseren Umfragen steht als Ergebnis immer an der ersten Stelle der Erholungswert des Parks – und der Wunsch, dass er echter Erholungsort im Großstadtgetümmel bleibt.“

Aus Sicht von Stefanie von Berg wird der Volkspark eines Tages noch deutlich stärker als bisher ein „Park ums Eck“ sein. „Familien werden hier abschalten können, und Studierende werden hier Parksportmöglichkeiten vorfinden, um den Kopf frei zu pusten.“