Hamburg. Experten suchen nach Schäden und planen Sanierung. Für die Bauarbeiten im Jahr 2020 macht das Haus ein Jahr lang dicht.

Wenn die beiden Hamburger Bundestagsabgeordneten Johannes Kahrs (SPD) und Rüdiger Kruse (CDU) über das Jenisch-Haus sprechen, geraten sie ins Schwärmen. "Ein Kleinod, wunderbar", sagt Kahrs, und sein Kollege Kruse bezeichnet es als eines der "schönsten historischen Gebäude Hamburgs". Der Bau repräsentiere den Einfluss des Hamburger Bürgertums über die eigenen Stadtgrenzen hinaus.

Bei einem ihrer Ortstermine waren sie dann doch ein wenig überrascht, wie groß der Modernisierungbedarf jenes klassizistischen Baus ist, der im Auftrag des Hamburger Kaufmanns Martin Johan Jenisch d.J. in den Jahren von 1831 bis 1834 errichtet wurde. "Es gibt riesige Risse in den Tapeten", sagte Kahrs nach seinem Rundgang dem Abendblatt, und damit womöglich im Gemäuer. Zwar entschädige die grandiose Aussicht vom Dach für vieles. Aber es müsse dringend etwas getan werden, so der Hamburger Bundestagsabgeordnete. Er verweist auf marode Stromleitungen. Zudem brauche das Jenisch-Haus behindertengerechte Zugangsmöglichkeiten. Notwendig sei insgesamt eine "denkmalgerechte Ertüchtigung des Gebäudes".

16 Millionen Euro stehen bereit

Dafür stehen jetzt acht Millionen Euro aus Bundesmitteln und weitere acht Millionen Euro aus dem Hamburger Haushalt zur Verfügung. Den beiden Hamburger Abgeordneten war es gelungen, den Haushaltsausschusses des Bundestages so zu überzeugen, dass er acht Millionen Euro für die Sanierung bewilligte. Nach Abendblatt-Informationen haben jetzt die Bauuntersuchungen und die aufwändigen Planungsarbeiten begonnen. Sie sollen das Ausmaß der Schäden ausloten. Mit dem Beginn der Bauarbeiten wird für das Jahr 2020 gerechnet. Für die etwa ein Jahr dauernde Sanierungsphase soll das Haus komplett geschlossen werden.

"Ein dickes Brett"

Ziel der Maßnahmen soll es außerdem sein, die Dauerausstellung im Haus zu überarbeiten. Wie Matthias Seeberg, Sprecher der Stiftung Historische Museen Hamburg, sagte, soll die Exposition künftig stärker auf die Geschichte der Familie Jenisch zugeschnitten werden. Rüdiger Kruse sagt es so: "Wünschenswert wäre es, wenn der Senat die Arbeit der Stiftung Historische Museen Hamburg durch eine bessere Mittelausstattung noch besser machen würde. Aber das ist ein dickes Brett." Hamburg gebe zu wenig Geld für seine Kultur aus, kritisiert der CDU-Politiker.

Das Jenisch Haus zählt zu den schönsten historischen Gebäuden Hamburgs. In den Jahren 1831 bis 1834 nach Entwürfen der Architekten Franz Gustav Forsmann und Karl Friedrich Schinkel im klassizistischen Stil erbaut, ist es der ehemalige Landsitz des Hamburger Kaufmanns Martin Johan Jenisch d. J. Unmittelbar Im Jenischpark gelegen zeigt das Museum in mehreren repräsentativen Sälen Gemälde, Mobiliar und Skulpturen aus dem Empire und Biedermeier. In der oberen Etage werden regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen zu Themen aus der Kunst- und Kulturgeschichte gezeigt.

Die Villa ist vom 43 Hektar großen Jenisch-Park umgeben, der nach dem Vorbild der britischen Gartenarchitektur angelegt wurde. Auftraggeber war damals der Hamburger Kaufmann Baron Caspar Voght (1752-1839). Er hatte seinen Landsitz 1828 an den Senator und Kaufmann Martin Johan Jenisch verkauft, der sich das repräsentative Landhaus bauen ließ.