Essen. Danica Runge ist Wedding-Plannerin im Ruhrgebiet. Sie verrät, an welchem Punkt Paare bei der Hochzeits-Planung auf keinen Fall sparen sollten.

Im August endet die Hochzeitssaison 2023. Wie wird in diesem Jahr geheiratet? Das weiß Danica Runge aus Essen. Als Wedding-Plannerin ist es ihre Aufgabe, den schönsten Tag der Welt für Paare im Ruhrgebiet zu organisieren. Warum sie manchmal auch Träume zerstören muss, was Braut und Bräutigam beachten sollten, damit die Hochzeit möglichst stressfrei wird, und was die größten Kostenfallen sind, hat sie im Interview verraten.

Wie wird in dieser Hochzeitssaison geheiratet?

Danica Runge: Während der Corona-Pandemie konnten viele Hochzeiten gar nicht oder nur im sehr, sehr kleinen Kreis gefeiert werden. Daraus ist ein neuer Trend entstanden: die „Tiny Weddings“. Viele Paare wollen nur im engsten Kreis heiraten, weil sie da einfach mit weniger Budget mehr umsetzen können und sich sicher sein können, dass sie sich wohlfühlen. Das ist aber auch etwas, was ich den Paaren immer rate: „Überlegt Euch genau, wem ihr so nahesteht, dass Ihr ihn am großen Tag wirklich dabeihaben möchtet.“

Früher war es normal, dass man auch entfernte Bekannte eingeladen hat, weil sich das so gehörte. Heute ist es eher eine bewusste Entscheidung. Gleichzeitig gibt es aber auch den gegensätzlichen Trend, unter dem Motto: Wir holen jetzt alles nach, was wir während der Pandemie nicht machen konnten, und feiern richtig groß. Im Grunde genommen muss da jedes Paar einfach ganz individuell für sich entscheiden, was am besten zu ihm passt. Und das ist der eigentliche Trend, den ich momentan beobachte: Individualität. Vieles läuft nicht mehr nach Schema F, sondern wird auf die Paare zugeschnitten. Das finde ich total schön, weil es eben nicht mehr darum geht, was die Gesellschaft von einer Hochzeit erwartet, sondern was sich die Paare wünschen.

Alleine am Strand oder mit 150 Gästen? Mit Buffet im eigenen Garten oder à la carte im großen Saal? Mit DJ oder lieber mit Playlist? Es gibt unzählige Möglichkeiten, Hochzeiten zu feiern – und je nach Entscheidung wir die Feier teurer oder günstiger. Fünf Paare aus dem Ruhrgebiet haben uns verraten, wie viel Geld sie für ihre Hochzeiten ausgegeben haben. Lesen Sie ihre Protokolle hier:

Sind die Wünsche der Paare immer umsetzbar?

Ich verstehe meinen Beruf als Traum-Erfüllerin. Tatsächlich kommen aber viele Paare mit falschen Vorstellungen zu mir, vor allem, was die Preise angeht. Sie haben auf Instagram eine Hochzeit gesehen und wollen das genauso nachmachen. Was ihnen nicht klar ist: Allein die Blumendeko der Influencer-Hochzeiten kostet 5000 Euro. Dann muss man leider auf eine sehr charmante Art und Weise die Träume zerstören und Alternativen aufzeigen. Ich mache den Paaren klar, dass man zum Beispiel bei der Blumendeko auf Qualität anstatt auf Masse setzen kann und es am Ende sehr stilvoll aussieht. Aber es ist natürlich immer ein steiniger Weg, wenn die Erwartungshaltung ganz oben war und es sich im ersten Moment wie ein Downgrade anfühlt.

Wedding-Plannerin Danica Runge aus Essen organisiert für Paare im Ruhrgebiet den schönsten Tag ihres Lebens – und muss dabei anfangs oft Träume zerstören. Denn viele Paare haben falsche Vorstellungen davon, was eine Hochzeit kostet.
Wedding-Plannerin Danica Runge aus Essen organisiert für Paare im Ruhrgebiet den schönsten Tag ihres Lebens – und muss dabei anfangs oft Träume zerstören. Denn viele Paare haben falsche Vorstellungen davon, was eine Hochzeit kostet. © Danica Runge  | Handout

Was kosten die Hochzeiten, die Sie planen, im Durchschnitt?

Ich habe auch schon Trauungen geplant, bei denen die Paare ins Ausland reisen und sich nur zu zweit das Ja-Wort geben. Da lag das Gesamtbudget dann bei 2000 bis 3000 Euro. Die günstigste Hochzeitsfeier mit Gästen, die ich geplant habe, lag bei 8000 Euro, inklusive meinem Honorar. Das war eine Garten-Hochzeiten, das Paar musste also nichts für die Location ausgeben. Bei wenig Budget gucken wir gemeinsam, wo das Paar sparen kann. Welche Blumen sind zur Zeit der Feier am günstigsten? Was kann das Paar selbst bereitstellen? Was können sie sich von Freunden leihen? Es kommt auch oft vor, dass ich nicht die gesamte Planung, die bei der Beratung und beim Scouting der Location anfängt, übernehme, sondern mir die Aufgaben mit dem Brautpaar aufteile. Nach oben sind preislich keine Grenzen gesetzt. Ich plane zum Beispiel für 2025 eine Auslands-Hochzeit, die um die 35.000 Euro kosten wird.

>>> Lesen Sie hier: Heiraten in NRW: Was eine freie Trauung besonders macht

Ein Großteil der Kosten geht an die vielen Helferinnen und Helfer, die Paare für ihren großen Tag engagieren: Dekorateurinnen, Friseure, DJs, Fotografinnen…

Natürlich gibt es auch immer noch die Paare, die das alles selbst in die Hand nehmen und darauf verzichten. Aber in der Regel ist es schon so, dass viele Dienstleister engagiert werden. Immer mehr Paare lassen ihre Hochzeit nicht mehr nur fotografieren, sondern organisieren auch einen Videografen. Das finde ich großartig, weil ein Video eben viel mehr Emotionen wecken kann als Fotos es tun. Das ist aber natürlich auch nochmal ein Kostenfaktor: 1500 Euro bis zu 5000 Euro bezahlt man für einen Videografen oder ein Videografen-Duo. Woran man niemals sparen sollte: an einem guten DJ, der Erfahrungen in der Hochzeitsbranche hat. Es ist eine große Herausforderung, Musik zu spielen, die alle abholt: vom Enkelkind über die Arbeitskollegen bis zur Oma.

Was wird noch unterschätzt?

Animation für die Kinder. Wenn auf der Feier um die zehn Kinder sind, sollte sich das Brautpaar überlegen, wie sie den Tag über beschäftigt werden können. Eine gute Idee ist eine Spielecke. Das kostet nicht viel, ist aber ein absoluter Mehrwert. Sollten noch mehr Kinder auf der Hochzeit dabei sein, ist es ratsam, auf eine Betreuung oder Kinderanimation zurückzugreifen.

Der organisatorische Aufwand, um eine Hochzeit zu planen, ist groß, sagt Danica Runge aus Essen. Sie hat sich unter dem Namen „Lovina Weddings“ als Hochzeits-Plannerin selbstständig gemacht.
Der organisatorische Aufwand, um eine Hochzeit zu planen, ist groß, sagt Danica Runge aus Essen. Sie hat sich unter dem Namen „Lovina Weddings“ als Hochzeits-Plannerin selbstständig gemacht. © Danica Runge  | Janine Friedrichs

Und was ist, wenn die Hochzeit ganz ohne Kinder stattfinden soll?

Wenn Kinder kategorisch ausgeschlossen werden, sorgt das natürlich für Ärger. Wenn man ohne Kinder feiern will, würde ich den Paaren raten, vorab das Gespräch mit den betroffenen Familien zu suchen. So können sie ihnen die Entscheidung in Ruhe erklären und sie frühzeitig fragen, ob sie die Kinder an dem Tag anders betreuen lassen können. Grundsätzlich gilt aber: Es geht nur um das Brautpaar, es ist ihr großer Tag. Und wenn die beiden sagen, Kinder passen nicht zu ihrer Feier, dann mag das nicht jedem gefallen, aber es ist legitim.

Eine der größten Sorgen vieler Brautpaare ist wohl das Wetter. Was kann man tun, wenn anstatt strahlendem Sonnenschein auf einmal graue Wolken am Himmel auftauchen?

Eine Schlecht-Wetter-Alternative ist ein absolutes Muss. Das kann man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Selbst wenn die Wetter-App die ganze Zeit schönes Wetter vorhersagt, kann sich das kurzfristig ändern. Wenn man eine Feier im Freien plant, sollte man daher unbedingt ein Zelt einplanen. Selbst, wenn man es am Ende nicht nutzt, das Geld sollte einem die Sicherheit wert sein.

Wann sollte man mit der Planung beginnen, damit die Vorbereitung möglichst stressfrei abläuft?

Am besten natürlich so früh wie möglich, dann hat man die größte Auswahl, was die Wahl der Locations angeht. Aber auch eine kurzfristige Planung ist möglich, nur eben oft mit Einschränkungen verbunden. Viele Trauredner und Traurednerinnen sind für 2024 zum Beispiel schon ausgebucht. Im Durchschnitt melden sich die Paare ein Jahr vor der Hochzeit bei mir.

Sie planen Ihre Hochzeit im Ruhrgebiet? Hier finden Sie Tipps für die passende Location:

Wer von beiden meldet sich bei Ihnen? Oder anders gefragt: Sind Hochzeiten noch Frauensache?

Bei heterosexuellen Paaren kann ich definitiv sagen, dass ich während der Planung überwiegend mit den Bräuten spreche. Natürlich ist der Mann immer mal wieder dabei und gibt auch mal seinen Senf dazu, aber den Großteil der Entscheidungen trifft die Frau. Wenn der Mann sich bei mir meldet, dann eher, weil er merkt, dass seine Frau mit der Planung der Hochzeit überlastet ist und er sie mit meiner Hilfe entlasten will. Das ist auch einer der Gründe, warum ich überhaupt Wedding-Plannerin geworden bin: Ich habe in meinem eigenen Bekannten- und Verwandtenkreis oft miterleben müssen, wie gestresst die Bräute in den Wochen vor, aber auch an der Hochzeit selbst waren. Dabei sollte der Tag, auf den sie so lange hin gefiebert haben, doch ein Tag sein, den sie genießen können.

>>> Wie viel Geld schenkt man zur Hochzeit?

Wie viel man dem Brautpaar schenkt, hängt davon ab, wie nah man ihm steht, sagt Wedding-Planerin Danica Runge. Es gebe aber eine Faustregel, an der man sich gut orientieren könne: „Gib dem Paar wieder, was sie für die Hochzeitsfeier für dich ausgegeben haben.“ Das seien im Durchschnitt ungefähr 150 Euro pro Person. „Je nach Art der Feier können das aber natürlich auch nur 100 Euro oder mehr als 200 Euro sein. Mit circa 100 Euro plus/minus ist man immer ganz gut beraten“, sagt Runge. Bei türkischen Hochzeiten beispielsweise werde zwar „gerne mal geklotzt und nicht gekleckert, aber auch nicht alle Gäste geben Prunk und Gold, das ist eher Sache der Eltern, Großeltern und nahen Verwandten.“

Im engen Familien- und Freundeskreis sollte man grundsätzlich mehr schenken. „Aber auch die eigene finanzielle und berufliche Situation kann und darf da natürlich mit einfließen, sodass es vollkommen okay ist, wenn zum Beispiel ein Student nur 50 Euro gibt“, sagt Runge. „Drunter würde ich aber nicht gehen.“

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