Berlin. Ein chinesisches Start-up lässt Kurse in den Keller rauschen und vernichtet eine Billion an Börsenwert. Das sollte eine Aufforderung sein.

Über eine Billion Dollar Börsenwert binnen weniger Stunden vernichtet, allein knapp 600 Milliarden Dollar davon vom Chiphersteller Nvidia. Die Auswirkungen des DeepSeek-Bebens beunruhigen Anleger rund um den Globus, sie schicken ihre Schockwellen auch nach Deutschland. Um rund 20 Prozent rauschte etwa die Aktie des Energietechnikherstellers Siemens Energy zum Wochenauftakt nach unten. Immerhin: Nach dem ersten Entsetzen schien am Dienstag ein Boden gefunden, viele am Vortag zerpflückte Aktien erholten sich.

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Verluste gehören an den Börsen dazu, sie sind der natürliche Prozess der Preisfindung. Dabei kann ein Unternehmen durchaus kräftig abrutschen, wenn es etwa seine Erwartungen nicht erfüllt und dafür abgestraft wird.

Nvidia hat mehr verloren, als das größte deutsche Unternehmen wert ist

Das Börsenbeben zum Wochenstart ist aber anderer Natur. Es zeigt, wie weit enteilt große amerikanische Tech-Konzerne in ihren Bewertungen sind. Ihre Kurse sind von den Gewinnentwicklungen in Teilen abgekoppelt, sie stützen sich auf Zukunftsphantasie. Wird diese Fantasie hinterfragt, kann schnell Panik ausbrechen. Zum Vergleich: Kein deutscher Dax-Wert bringt auf die Waage, was Nvidia binnen Stunden verloren hat. Der wertvollste deutsche Konzern SAP ist rund 330 Milliarden Dollar schwer.

Handelt es sich also um eine Blase, vergleichbar mit dem großen Platzen der Dotcom-Blase, das bis heute in großer Skepsis gegenüber den Kapitalmärkten bei deutschen Anlegern nachhallt?

Tobias Kisling / Funke Mediengruppe
Tobias Kisling, Wirtschaftskorrespondent © FUNKE Foto Services | Reto Klar

Eher nicht. Künstliche Intelligenz verspricht ein großes Geschäftsmodell. DeepSeek zeigt, dass es effizienter und günstiger geht als bisher angenommen. Das ist eine gute Nachricht. Und eine Aufforderung an amerikanische Unternehmen, hier aufzuholen, um ihre Bewertungen zu rechtfertigen.