Essen. Thyssenkrupp-Chef López präsentiert die aktuelle Jahresbilanz und äußert sich zur Sorge um 10.000 Arbeitsplätze in der Stahlsparte.

Auch bei seiner zweiten Jahresbilanz als Thyssenkrupp-Chef präsentiert Miguel López rote Zahlen. Unter dem Strich sei im zurückliegenden Geschäftsjahr 2023/2024 ein Fehlbetrag von 1,4 Milliarden Euro entstanden, teilte das Unternehmen am Dienstagmorgen in Essen mit. Bereits im Jahr zuvor verbuchte der traditionsreiche Stahl- und Industriegüterkonzern ein Minus von zwei Milliarden Euro. López, der den Chefposten bei Thyssenkrupp Mitte vergangenen Jahres von Martina Merz übernommen hatte, sprach von „sehr herausfordernden Marktbedingungen“ und einem „respektablen Ergebnis“.

Den Verlust begründete der Thyssenkrupp-Vorstand unter anderem mit einer milliardenschweren Wertberichtigung in der Stahlsparte. Auch im Werkstoffhandels- und Autozuliefer-Geschäft seien Korrekturen beim Anlagevermögen vorgenommen worden. Belastend hätten sich unter anderem auch Kosten für die Sanierung des Konzerns ausgewirkt.

Thyssenkrupp-Vorstand verspricht Rückkehr in Gewinnzone

Mit Blick auf das aktuelle Geschäftsjahr, das von Oktober 2024 bis Ende September 2025 läuft, verspricht der Thyssenkrupp-Vorstand Besserung. Beim Jahresüberschuss erwartet das Management eine Rückkehr in die schwarzen Zahlen mit einem Wert, der zwischen 100 und 500 Millionen Euro liegt.

Thyssenkrupp-Chef Miguel López präsentiert erneut rote Zahlen bei seiner Jahresbilanz.
Thyssenkrupp-Chef Miguel López präsentiert erneut rote Zahlen bei seiner Jahresbilanz. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Trotz des Milliarden-Verlusts spricht sich das Thyssenkrupp-Management für eine Dividenden-Zahlung an die Aktionärinnen und Aktionäre aus. Wie schon in den vergangenen zwei Jahren schlägt die Konzernleitung 15 Cent je Aktie vor. Das entspricht insgesamt 93 Millionen Euro für die Anleger. Etwa 19,6 Millionen Euro davon dürften der Essener Krupp-Stiftung zukommen, die rund 21 Prozent der Anteile hält. Es gehe um „Dividenden-Kontinuität“, heißt es bei Thyssenkrupp. Vorstandschef López betonte, „verlässliche Dividendenzahlungen“ seien auch künftig das Ziel.

Zahl der Thyssenkrupp-Beschäftigten geht zurück

Die Zahl der Thyssenkrupp-Beschäftigten ging im breit aufgestellten Konzern mit Stahlwerken, Autoteile-Fabriken, Anlagenbau- und Werkstoffhandelsaktivitäten sowie einem Marine-Geschäft um zwei Prozent auf rund 98.000 zurück. Neben Firmenverkäufen plant das Thyssenkrupp-Management in den kommenden Monaten unter anderem Arbeitsplatzabbau in der Werkstoffhandels-Sparte sowie in der Autozulieferer-Geschäft.

Für das Stahlgeschäft mit großen Standorten in Duisburg, Bochum, Dortmund und Südwestfalen strebt der Thyssenkrupp-Vorstand um Konzernchef López weiterhin ein umfangreiches Bündnis mit dem tschechischen Geschäftsmann Daniel Kretinsky an, der bereits mit 20 Prozent eingestiegen ist. Das Ziel sei die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, an dem Kretinsky und Thyssenkrupp jeweils die Hälfte der Anteile halten.

Stellenabbau in der Stahlsparte zeichnet sich ab

Beim anstehenden Umbau in der Stahlsparte dürften auch in erheblichem Umfang Arbeitsplätze wegfallen. Wie viele es sein werden, lässt das Thyssenkrupp-Management noch offen. Die „Neuaufstellung des Stahls“ solle „möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen“ erfolgen, sagte López bei der Bilanzpressekonferenz in der Essener Konzernzentrale. Es werde einen „Zeitplan über viele Jahre“ geben.

Die IG Metall hatte die Befürchtung geäußert, rund 10.000 der aktuell etwa 27.500 Stellen in der Stahlsparte könnten wegfallen. In diesem Zusammenhang sagte López, derzeit erarbeite der neue Stahlchef Dennis Grimm mit seinem Team einen „Business-Plan“ für die Stahlsparte. „Wir werden in den nächsten ein, zwei Monaten soweit sein“, so López. Direkt auf die Sorge um 10.000 Stellen angesprochen, antwortete der Thyssenkrupp-Chef: „Das werden wir sehen, sobald der Plan vorliegt. Das ist ein Bestandteil des Plans.“

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