Duisburg. Bei einer Betriebsversammlung von Thyssenkrupp Steel in Duisburg warnen Arbeitnehmervertreter vor Standortschließungen.
Bei Deutschlands größtem Stahlkonzern Thyssenkrupp Steel warnt der Betriebsrat vor der Schließung von Standorten. „Unsere Beschäftigten erleben eine monatelange Phase der Unsicherheit“, kritisierte Ali Güzel, der Betriebsratsvorsitzende des wichtigen Duisburger Thyssenkrupp-Standorts Hamborn/Beeckerwerth nach einer Betriebsversammlung, bei der seinen Angaben zufolge auch der neue Stahlchef Dennis Grimm gesprochen hat.
Der Vorstand habe dargelegt, dass derzeit ein neuer „Business Plan“ erarbeitet werde, so Güzel. Aber es stehe bereits fest, dass es „noch härtere Einschnitte“ geben solle. „Auch Standortschließungen wurden konkret nicht ausgeschlossen und es gab keine Aussage über den Ausschuss von betriebsbedingten Kündigungen über März 2026 hinaus“, erklärte Güzel in einer schriftlichen Mitteilung. Eine Beschäftigungssicherung bis zum Frühjahr 2026 sieht nach Angaben der Arbeitnehmervertreter derzeit der „aktuelle Tarifvertrag Zukunft Stahl“ vor. Auf die Frage, welche Standorte bedroht sein könnten, ging der Betriebsrat in der Mitteilung nicht ein.
Thyssenkrupp-Betriebsrat: „Weiterhin nur Fragezeichen“
An der Betriebsversammlung in Duisburg haben Gewerkschaftsangaben zufolge mehr als 3000 Beschäftigte teilgenommen. Güzel kritisierte, die Belegschaft werde bei der Frage nach möglichen zusätzlichen Anteilskäufen des tschechischen Geschäftsmanns Daniel Kretinsky im Ungewissen gehalten. Die Kretinsky-Firma EPCG hat bereits vor einigen Wochen 20 Prozent an Thyssenkrupp Steel erworben und erwägt, auf 50 Prozent aufzustocken. Bei „wichtigen strategischen Themen“ gebe es „weiterhin nur Fragezeichen“, konstatierte Güzel.
Immerhin habe sich der neue Stahlchef Dennis Grimm klar zum Bau der geplanten Grünstahl-Anlage in Duisburg bekannt. „Der Bau der DRI-Anlage wird von Herrn Grimm nicht infrage gestellt – wenigstens in der Frage kommen wir weiter voran“, berichtete Güzel in einer Mitteilung des Betriebsrates.
Zur Stahlsparte mit großen Standorten unter anderem in Duisburg, Bochum, Dortmund und Südwestfalen gehört etwa ein Viertel der insgesamt knapp 100.000 Beschäftigten des Essener Industriekonzerns Thyssenkrupp. Allein am Duisburger Standort Hamborn/Beeckerwerth gibt es Gewerkschaftsangaben zufolge mehr als 13.000 Beschäftigte.
„Eine Erholung ist leider nicht in Sicht“
Thyssenkrupp-Stahlchef Grimm hatte Ende September im Interview mit unserer Redaktion angekündigt, es werde härtere Einschnitte im Unternehmen geben als bisher geplant. „Die aktuelle Marktlage hat sich in den vergangenen Monaten nochmal verschlechtert, und eine Erholung ist leider nicht in Sicht“, sagte Grimm. Darauf müsse Deutschlands größter Stahlkonzern reagieren. Wie viele Arbeitsplätze wegfallen, ließ der Manager offen. „Wir können noch nicht genau beziffern, wie viele Menschen wir nach der Fertigstellung des Business-Plans und den Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern beschäftigen werden. Es werden aber weniger sein als heute“, sagte er. Zur Thyssenkrupp-Stahlsparte gehören derzeit insgesamt rund 27.000 Beschäftigte.
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