Duisburg/Essen. Thyssenkrupp Steel kann auf Volkswagen als Kunden für den Stahl aus der im Bau befindlichen DRI-Anlage in Duisburg setzen.

Nach Zweifeln am geplanten Grünstahl-Großprojekt ist es ein Hoffnungsschimmer: Thyssenkrupp Steel kann auf Volkswagen als Kunden für den Werkstoff aus der im Bau befindlichen Direktreduktionsanlage in Duisburg setzen. Auf eine entsprechende Absichtserklärung hätten sich die Unternehmen bei einer Branchenmesse in Wolfsburg geeinigt, teilte der Stahlkonzern mit. Demnach sollen die Lieferungen von Thyssenkrupp Steel für den Autokonzern im Jahr 2028 beginnen und dann „Schritt für Schritt ausgeweitet“ werden.

Volkswagen gehört derzeit zu den wichtigsten Kunden von Deutschlands größtem Stahlkonzern. Daher gelten gute Lieferbeziehungen zum niedersächsischen Autobauer als lebenswichtig für den Stahlstandort Duisburg. Vertraglich bindend ist das sogenannte Memorandum of Understanding (MoU) allerdings noch nicht. Auch zu den Mengen, die Volkswagen von Thyssenkrupp kaufen will, äußern sich die Unternehmen nicht.

Neuer Thyssenkrupp-Stahlchef Grimm spricht von „Meilenstein“

Dennis Grimm, der neue Thyssenkrupp-Stahlchef, spricht gleichwohl von einem „entscheidenden Schritt“ auf dem Weg „zur Dekarbonisierung zentraler Industrieprozesse in Deutschland“. Die Vereinbarung mit VW unterstreiche „das gemeinsame Engagement beider Unternehmen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz“ und sei „ein weiterer Meilenstein“ der langjährigen Partnerschaft, wird bei Thyssenkrupp Steel betont.

Dennis Grimm, der neue Thyssenkrupp-Stahlchef, sieht in einer Vereinbarung seines Konzerns mit Volkswagen einen „entscheidenden Schritt“ auf dem Weg „zur Dekarbonisierung zentraler Industrieprozesse in Deutschland“. 
Dennis Grimm, der neue Thyssenkrupp-Stahlchef, sieht in einer Vereinbarung seines Konzerns mit Volkswagen einen „entscheidenden Schritt“ auf dem Weg „zur Dekarbonisierung zentraler Industrieprozesse in Deutschland“.  © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Pro Fahrzeug werden Unternehmensangaben zufolge durchschnittlich 1000 Kilogramm Stahl benötigt. Durch die Elektromobilität gewinne Stahl als Werkstoff noch an Bedeutung, da in Elektroautos aufgrund der großen Batterie mehr Stahl verbaut werden müsse als in Verbrennerfahrzeugen. Mit CO2-reduziertem Stahl aus der geplanten Direktreduktionsanlage von Thyssenkrupp Steel kann Volkswagen die eigene Klimabilanz verbessern. „Die Dekarbonisierung der Lieferketten ist ein entscheidender Faktor für den Volkswagen-Konzern auf dem Weg zur CO2-Neutralität. Dieses Ziel wollen wir spätestens 2050 erreichen“, sagt Dirk Große-Loheide, Beschaffungsvorstand der Marke Volkswagen Pkw.

Verzögerungen und Mehrkosten bei Duisburger Großprojekt

Thyssenkrupp Steel bekräftigt im Zusammenhang mit der VW-Vereinbarung die Absicht, die Duisburger Hochofen-Nachfolgeanlage im Jahr 2027 in Betrieb nehmen zu wollen. Zunächst will der Stahlkonzern dabei Erdgas verbrauchen, später dann Wasserstoff. In den klassischen Hochöfen spielt die klimaschädliche Kohle noch eine wichtige Rolle.

Ursprünglich sollte die rund 135 Meter hohe Direktreduktionsanlage (DRI-Anlage) schon Ende 2026 an den Start gehen. Thyssenkrupp-Chefkontrolleur Siegfried Russwurm hatte zudem von „Risiken ungeplanter Mehrkosten“ bei dem historischen Großprojekt berichtet. Von den bislang erwarteten Kosten in Höhe von drei Milliarden Euro für das DRI-Projekt will Thyssenkrupp eine Milliarde Euro tragen. Die Bundes- und die Landesregierung haben zugesagt, das Vorhaben mit rund zwei Milliarden Euro aus der Staatskasse zu fördern.

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