Mülheim/Essen. Discounter Aldi will seine neuen Filialen künftig ausschließlich aus Holz bauen. Die Vorzeigemodelle stehen in zwei Ruhrgebietsstädten.

Die Märkte, die an Schuhkartons mit Betonwänden erinnern, sollen im Laufe der Zeit der Vergangenheit angehören: Nach dem Essener Discounter Aldi Nord hat auch die Mülheimer Schwester Aldi Süd am Mittwoch, 2. Oktober, verkündet, dass neue, alleinstehende Filialen künftig ausschließlich in klimaschonender Holzbauweise entstehen sollen. Um den nachwachsenden Werkstoff zu testen, haben sich beide Unternehmen Standorte im Ruhrgebiet ausgesucht.

Bei Aldi Nord in Gelsenkirchen können Kundinnen und Kunden bereits in drei Filialen mit Holzoptik einkaufen gehen. Aldi Süd hat im Duisburger Stadtteil Huckingen mit dem Aufstellen erster Elemente begonnen. Nach Angaben des Unternehmens soll an der Mündelheimer Straße die erste „Filiale in Holzrahmenbauweise“ entstehen. Sie sei „ein weiterer Meilenstein bei der Reduzierung unseres CO2-Fußabdrucks“, sagt Jan Riemann, Immobilienchef bei Aldi Süd, und kündigt an, dass der Discounter Neubauten künftig ausschließlich in Holzbauweise errichten wolle.

Aldi will Holz „ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig“ nutzen

Der Entscheidung seien Jahre des Ausprobierens vorausgegangen, wie der Einsatz von Holz „ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig“ möglich werde. An dem Punkt sieht sich das Unternehmen jetzt offenbar angelangt. Der Prototyp in Duisburg mit der hölzernen Grundkonstruktion könne „sogar kostengünstiger sein als die herkömmliche Bauweise“, teilt Aldi Süd mit.

In Duisburg baut Aldi Süd einen Discounter aus Holz.
In Duisburg baut Aldi Süd einen Discounter aus Holz. © FUNKE Foto Services | Christoph Wojtyczka

In Huckingen will der Discounter rund 108,5 Tonnen Werkstoffe aus Holz verbauen, darunter die Tragkonstruktion, Wände, Dämmstoffe und Werkstoffplatten. „Da die einzelnen Bauteile recycelt und zurückgebaut werden können, ist die neue Bauweise auch nach Abriss deutlich nachhaltiger“, argumentiert das Unternehmen. Man setze bei dem neuen Prototyp aber auch auf Energieeffizienz. Die eingebaute Wärmepumpe verbrauche nicht mehr Heizenergie als Standardfilialen, zumal auf den Dächern Photovoltaikanlagen geplant seien, die erneuerbaren Sonnenstrom erzeugen, um die Wärmepumpen anzutreiben.

Aldi: Holz kostet nicht mehr als Stahlbeton

Aldi Süd will sich auf Anfrage unserer Redaktion nicht dazu äußern, in welchem Umfang nun der Bau von Holzfilialen geplant ist. Die Essener Schwester Aldi Nord wird da konkreter. „Mehr als 50 Märkte sind in den vergangenen zwei Jahren in Holzbauweise errichtet worden und weitere 31 Märkte aktuell im Bau“, sagt Immobilien- und Expansionschef Torsten Janke und räumt ein, dass die Holztechnik zunächst teurer gewesen sei. „Für die ersten Märkte haben wir zunächst Mehrkosten und größeren Aufwand in Kauf genommen. Mittlerweile haben wir die Prozesse so stark optimiert, dass ein Markt in Holzbauweise nicht mehr kostet als einer aus Stahlbeton“, so Janke. Das zeige, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit auch in einem hart umkämpften Wettbewerbsumfeld „harmonieren können“.

Bis Ende des Jahres will Aldi Nord nach eigenen Angaben insgesamt 150 Neu- und Wiedereröffnungen neuer oder modernisierter Märkte realisiert haben. Darunter seien bundesweit 20 Zusatzstandorte, 30 Verlagerungen sowie 50 Abriss- und Neubauprojekte ohne Standortwechsel. Zudem werden rund 50 Erweiterungen bestehender Märkte umgesetzt.

Discounter setzt auf Wärmepumpen und Sonnenstrom

Auch bei die laufenden Modernisierung der rund 2200 Filialen in Deutschland sei der „effiziente Umgang mit vorhandenenen Ressourcen“ der Treiber. „Neubauten und modernisierte Filialen kommen in der Regel ohne fossile Energieträger aus“, teilt Aldi Nord mit. Über 550 Märkte versorgten sich bereits selbst mit Strom über Betonkernaktivierung oder Photovoltaik. Betonkernaktivierung nutzt die Fähigkeit der Decken und Wände im Gebäude, thermische Energie zu speichern und damit Räume zu heizen oder zu kühlen.

Mit ihren Nachhaltigkeitskonzepten sind Aldi Süd und Nord in der kommenden Woche auch am Stand der Metropole Ruhr auf der weltgrößten Immobilienmesse Expo Real in München vertreten. Dabei wollen die Discounter auch ihre Standortkonzepte vorstellen. „Die Einkaufsgewohnheiten der Menschen verändern sich. Nähe spielt für uns weiterhin eine große Rolle“, sagt Immobilienchef Janke. Deshalb setze das Unternehmen weiterhin auf Standorte in Innenstadtlagen und an städtischen Verkehrsknoten. Im Essener Königshof gleich gegenüber dem Hauptbahnhof hat Aldi gerade erst einen neuen Markt eröffnet.

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