Mülheim. Früher als geplant verbannt Aldi Süd minderwertiges Rindfleisch aus Kühlregalen. Warum Discounter auf Haltungsstufen 3 und 4 setzt.

Der Discounter Aldi Süd will sechs Jahre früher als ursprünglich geplant Billig-Rindfleisch aus den Kühlregalen nehmen. Das Mülheimer Unternehmen kündigte am Mittwoch, 3. April 2024, an, nach Trinkmilch und Putenfrischfleisch nun auch beim Rindfrischfleisch-Sortiment auf die höheren Haltungsformen 3 und 4 umzustellen. Steaks, Rouladen und Co. vom Rind sollen überdies deutscher Herkunft entspringen.

Mit der Initiative Tierwohl hatten sich die Ketten Edeka, Rewe, Aldi, Lidl, Netto, Kaufland und Penny im Jahr 2021 freiwillig auf vier Haltungsformen geeinigt. Haltungsform 1 sieht die Einhaltung der gesetzlichen Mindestanforderungen vor. So muss ein Schwein 0,75 Quadratmeter Platz im Stall haben. Bei Jungbullen sind es 1,5 bis 2,2 Quadratmeter – je nach Gewicht. Die Haltungsstufe 2 sieht im Schnitt zehn Prozent mehr Platz pro Tier im Stall vor. Die Stufe 3 steht für Außenklima und Auslaufmöglichkeiten, Stufe 4 für Bio-Standard. Bis zum Jahr 2030 wollen alle Lebenshändler auf die Stufen 1 und 2 verzichten.

Aldi Süd: Andere Akteure sollen nachziehen

„Wir freuen uns, dass unsere Kunden und Kundinnen den Weg zu mehr Tierwohl mit uns gehen und sich immer häufiger für Tierwohlware entscheiden. So ist es uns zusammen mit unseren Partner:innen entlang der gesamten Lieferkette gelungen, auch das Rindfrischfleisch frühzeitig auf die höheren Haltungsformen umzustellen“, sagt Julia Adou. Die Nachhaltigkeitschefin von Aldi Süd fordert nun, dass „andere Akteure nachziehen, denn der Weg zu mehr Tierwohl geht nur gemeinsam.“

Doch Rinderzüchter zeigten sich bislang skeptisch. „Für Haltungsform 3 muss ich auf meinem Hof aus jeder Bucht zwei Tiere herausnehmen. Das sind auf meinem Betrieb 30 Prozent weniger Bullen“, sagte der Oldenburger Unternehmer André Schröder Brockshus dem Branchenmagazin top agrar online. Die aktuellen finanziellen Aufschläge für die Haltungsform 3 reichten aber nicht aus, um die geringere Tierzahl zu kompensieren. Auch der Neubau eines Stalls rechne sich nicht.

Umstellung bis 2030

Bis zum Jahr 2030 will Aldi Süd sein gesamtes Frischfleisch-Sortiment sowie die gekühlten Fleisch- und Wurstwaren ebenfalls auf die höheren Haltungsformen 3 und 4 umstellen. Nach Angaben des Discounters stammen schon heute 50 Prozent des Umsatzes im Frischfleischsortiment sowie über 20 Prozent der gekühlten Fleisch- und Wurstwaren aus den höheren Haltungsformen 3 und 4.

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