Berlin. Deutsche Ruheständler erhalten noch einmal ein deutliches Plus bei den Bezügen. Neue Berechnungen zeigen – es wird das letzte sein.
Der 1. Juli war für die rund 21 Millionen Rentner in Deutschland zuletzt ein ertragreicher Tag. Denn die zu diesem Termin fällige Rentenerhöhung fiel in diesem Jahr besonders hoch aus. Das lag an den ebenfalls deutlichen Lohnerhöhungen, die Gewerkschaften angesichts einer hohen Inflation durchsetzen konnten. Denn die Entwicklung der Renten ist an die Lohnentwicklung mit ein paar Abstrichen gekoppelt.
Auch im kommenden Jahr können die Ruheständler noch einmal auf ein spürbares Plus hoffen. Die Zuversicht speist sich aus den bisher veröffentlichen Daten zur Lohnentwicklung durch das Statistische Bundesamt (Destatis). Im ersten Quartal legten die Bruttolöhne demnach um 6,4 Prozent, im zweiten Quartal um 5,4 Prozent zu. Das bedeutet auch deutlich steigende Reallöhne, denn die Inflationsrate lag im zweiten Quartal nur noch bei 2,3 Prozent.
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Die Kaufkraft der Rentner dürfte im kommenden Jahr wahrscheinlich noch einmal wachsen. Zum Vergleich: Grundlage für die Rentenerhöhung um 4,57 Prozent in diesem Jahr war ein Plus der Nominallöhne um sechs Prozent im vergangenen Jahr. Eine erste belastbare Prognose zur nächsten Anpassung veröffentlicht das Sozialministerium in der Regel im November.
Rente: Berechnung der Erhöhung – die Sache hat einen Haken
Doch die schöne Aussicht hat einen Haken. Das liegt an der komplizierten Berechnungsmethode, mit der die fällige Rentenanpassung ermittelt wird. Tatsächlich orientiert sich die Rentenerhöhung auf längere Sicht nicht an der Entwicklung der durchschnittlichen Bruttolöhne, sondern an der durchschnittlichen beitragspflichtigen Entgelte.
Und hier gibt es für dieses und das kommende Jahr eine Besonderheit mit Folgen. So hat die Bundesregierung die zeitlich begrenzte Inflationsausgleichsprämie für Arbeitnehmer eingeführt. Bis zu 3000 Euro konnten Arbeitgeber ihren Beschäftigten steuer- und abgabenfrei auszahlen. Dafür müssen sie also keine Rentenbeiträge bezahlen.
Daher weichen die beiden maßgeblichen Statistiken für die Rentenanpassung in diesen beiden Jahren stärker voneinander ab als üblich. Die Bruttolöhne sind wegen der Prämie besonders stark angestiegen. Das wirkt sich zunächst einmal rentensteigernd aus. Denn die Anpassung wird alljährlich im März berechnet. Zu diesem Zeitpunkt liegen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) aber nur die Daten zur Bruttolohnentwicklung vor, in der die Inflationsausgleichsprämie ja noch enthalten ist. Die aktuelle Entwicklung der beitragspflichtigen Entgelte ermittelt die DRV erst im weiteren Jahresverlauf.
2026 dürften Renten nicht ganz so stark steigen – woran das liegt
Die Rentner erhalten also erst einmal eine höhere Rentenanpassung als ihnen zusteht. Dieser Effekt wird im darauf folgenden Jahr bereinigt, in dem die Renten nicht ganz so stark steigen. Zusätzlich dämpfend wirkt, dass die in den Bruttolöhnen enthalten Inflationsausgleichsprämien in diesem Jahr deutlich zurückgehen. Unter dem Strich bleibt aber die Aussicht auf eine ordentliche Rentenanpassung im kommenden Jahr hoch.
Danach ist jedoch voraussichtlich Schluss mit den kräftigen Lohnerhöhungen. Denn die Inflation ist auf dem Rückzug. So werden die Gewerkschaften 2025 voraussichtlich kaum noch einmal so hohe Lohnforderungen durchsetzen wie zuletzt. Zudem muss die durch die Prämie entstandene Schieflage bereinigt werden. Dadurch sinkt die Anpassung zusätzlich. Ob am Ende überhaupt noch ein Zuwachs bei der Rechnung herauskommt, hängt von der Lohnentwicklung im kommenden Jahr ab.
Ein Trost bei diesem Szenario bleibt: Selbst wenn es 2026 durch die Bereinigung der Statistik rechnerisch eine Minusrunde geben müsste, wird es keine Rentensenkung geben. Denn das ist gesetzlich ausgeschlossen. Auch erwarten Experten derzeit keine so schlechte Entwicklung. Die Renten steigen also weiter, wenn auch nicht mehr in dem Maß der Jahre mit hohen Lohnzuwächsen.
Um Renten finanzieren zu können, wird der Beitragssatz ansteigen
Ein Blick auf die Statistik der vergangenen 15 Jahre zeigt, wie ungewöhnlich hoch die jüngsten Anpassungen waren. Zwischen 2010 und 2020 stiegen die Westrenten durchschnittlich um 2,2 Prozent. Rentner in Ostdeutschland erhielten im Schnitt 3,3 Prozent mehr. Verlässliche Prognosen zur langfristigen Entwicklung sind schwer möglich. Doch die Bundesregierung wagt eine Vorausschau. Ihrem Bericht zufolge steigen die Bezüge der Rentner bis zum Jahr 2037 um 43 Prozent an.
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Das entspräche einem durchschnittlichen Plus von 2,6 Prozent im Jahr. Allzu genau sollten derlei Vorhersagen jedoch nicht genommen werden. Es gibt zu viele Unwägbarkeiten – angefangen von der Entwicklung des Arbeitsmarktes und der Löhne bis hin zu Rentenreformen, die immer wieder diskutiert werden. Veränderungen wird es bei der Rente auf jeden Fall noch in diesem Jahrzehnt geben. Allerdings betreffen sie eher die Beitragszahler.
Denn die Höhe des Rentenbeitrags ist nur noch bis zum Jahr 2025 gedeckelt. Derzeit beträgt er 18,6 Prozent vom Bruttolohn und wird hälftig von Arbeitnehmern und Arbeitgebern getragen. Die wachsende Zahl der Ruheständler wird für einen Anstieg dieser Rentenausgaben sorgen. Um sie zu finanzieren, steigt mit hoher Wahrscheinlichkeit auch der Beitragssatz wieder an. Ende des Jahrzehnts wird er nach Schätzung der Bundesregierung knapp oberhalb der Marke von 20 Prozent liegen.
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