Berlin. Mit intelligenten Stromzählern können Verbraucher am Energiemarkt Preise und Entwicklungen beobachten – und so eine Menge Geld sparen.
Ein hoher Stromverbrauch bedeutet hohe Kosten? Tobias Brett aus der Nähe von Berlin kann ein Lied davon singen. „Bis vor Kurzem bin ich jeden Tag mit meinem E-Auto etwa 200 Kilometer gependelt“, erinnert sich der 45-Jährige. „Das war mit den herkömmlichen Strompreisen fast nicht mehr zu bezahlen.“ Und das, obwohl Brett eine PV-Anlage auf dem Dach und einen Stromspeicher im Keller hat. Sein E-Auto kann er so zumindest teilweise mit selbst erzeugtem Strom laden – doch das reichte nicht. Eine neue – intelligente – Lösung musste her.
Brett entschied sich für einen Smartmeter, einen intelligenten Stromzähler. Die vernetzten Geräte für Wärme und Strom übermitteln Verbrauchern nahezu live die Entwicklung der Energiepreise an der Strombörse. Smartmeter bestehen aus einem oder mehreren digitalen Zählern und einem sogenannten Gateway, der Daten sendet und empfängt.
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Über diesen kann der Verbraucher beispielsweise mit einer App die Entwicklung der Strompreise beobachten. Manche Anbieter informieren ihre Kunden sogar, wenn der Strompreis gerade besonders niedrig ist. Kurz gesagt: Smartmeter geben Nutzern die Möglichkeit, am Strommarkt teilzuhaben und damit Geld zu sparen.
Das sind dynamische Stromtarife
Voraussetzung sind dynamische Stromtarife. Hier sind die Stromkosten nicht, wie üblich, via Vertrag festgelegt, sondern variieren abhängig vom Geschehen an der Strombörse – Tag für Tag, Stunde für Stunde. Der dynamische Tarif kann abends beispielsweise 32 Cent kosten, in der Nacht dann aber nur noch 23 Cent. Wer sein E-Auto dann also nachts lädt, spart Geld.
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„Ich wollte einfach Stromkosten sparen“, begründet Brett seine Entscheidung zum Smartmeter. „Bisher habe ich 40 Cent pro Kilowattstunde gezahlt. Mit dem neuen, dynamischen Tarif zahle ich in der Nachtstromzeit dann nur noch 25 Cent. Das ist der Hammer!“ Er will dann vor allem sein E-Auto aufladen.
Das sagt Wirtschaftsminister Habeck zu den Smartmetern
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ist von den Smartmetern überzeugt. Er sieht in ihnen den Schlüssel zur Digitalisierung der Energiewende. Ab 2025 sind alle Haushalte, die zwischen 6000 und 100.000 Kilowattstunden Strom verbrauchen, zum Einbau von Smartmetern verpflichtet. In diese Kategorie fallen neben großen Privathaushalten mit fünf und mehr Personen auch beispielsweise mittelständische Unternehmen.
Der Pflicht-Roll-out erfolgt in mehreren Schritten, sodass bis Ende 2030 mindestens 95 Prozent der Verbrauchsstellen mit einem Smartmeter ausgestattet sein sollen. Und auch wer zum Beispiel eine eigene Solaranlage betreibt, die zwischen 7 und 100 Kilowatt Leistung hat, benötigt ebenfalls ab dem nächsten Jahr einen Smartmeter. Insgesamt werden rund 18 Millionen Messstellen von dem Pflichteinbau betroffen sein.
Derzeit schätzt der Energieanbieter Octopus Energy, dass nur rund zwei Prozent aller Haushalte hierzulande mit Smartmetern ausgestattet sind. Zum Vergleich: In Ländern wie Dänemark und Schweden nutzen bereits 100 Prozent der Haushalte ein intelligentes Messsystem. In Spanien, Estland, Italien, Luxemburg und Norwegen sind es etwa 98 Prozent. Und in Frankreich, Litauen, Lettland, Malta, den Niederlanden und Slowenien lag die Roll-out-Rate 2021 immerhin bei über 80 Prozent. In Deutschland sollen bis Ende 2025 mindestens 20 Prozent, bis Ende 2028 mindestens 50 Prozent und bis Ende 2030 mindestens 95 Prozent der herkömmlichen Stromzähler mit einem Smartmeter-Messsystem ersetzt werden
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Für den Einbau dürfen die Unternehmen ab 2025 maximal 30 Euro berechnen. Die Betriebskosten der Zähler sind bei 20 Euro pro Jahr gedeckelt. Zum Vergleich: Die Kosten für einen analogen Zähler liegen aktuell bei etwa 13 Euro im Jahr. Für Betreiber fernsteuerbarer Wärmepumpen und Wallboxen gilt hier ein Limit von 50 Euro. Einige Energieanbieter bieten den Smartmeter sogar kostenlos an, wenn Kunden einen dynamischen Tarif passend dazu abschließen.
Hohe Sicherheit: So werden Smartmeter transportiert und eingebaut
Der Einbau geht dann eigentlich ganz schnell. Bei Tobias Brett hat es gerade einmal 30 Minuten gedauert. Der Installateur holt den Smartmeter aus einer in Plastik verpackten Sicherheitsfolie. Für die intelligenten Stromzähler bedarf es Extra-Sicherheit. Schließlich werden hiermit sensible Daten übermittelt. Ein Smartmeter darf beispielsweise nicht länger als 16 Stunden in einem Auto liegen. Will der Installateur unterwegs zur Toilette, muss er es mitnehmen. Das Überprinzip nennt sich „Silke“ – sichere Lieferkette. Der Smartmeter wird dann in einen digitalen Stromzähler, in eine sogenannte moderne Messeinrichtung (MME), eingebaut. Nach ein paar weiteren Messungen scannt der Installateur noch den QR-Code und schaltet schließlich den intelligenten Stromzähler frei.
Übertragen werden die Daten übrigens nicht via WLAN, sondern GSM, also das Handynetz. Angst vor Datenklau hat Tobias Brett, der mit seiner Frau und Kindern zusammenlebt, nicht. „Da gibt es andere Geräte, mit denen kann man mehr Unheil anstellen, wenn man da die Daten klaut“, sagt er. Er vertraue der Technologie.
Für wen sich dynamische Stromtarife besonders lohnen
Interessant sind dynamische Stromtarife zwar vor allem für Haushalte, die ein Elektroauto oder eine Wärmepumpe besitzen. Denn das Laden der E-Auto-Batterie oder die Wärmeerzeugung lassen sich in der Regel gut vorausplanen. So kann man dann zu Uhrzeiten laden, wenn der Strom gerade günstig ist. Energieexperten der Denkfabrik Agora Energiewende haben ausgerechnet, dass ein Vier-Personen-Haushalt mit Wärmepumpe durch einen dynamischen Tarif ungefähr 600 Euro im Jahr sparen kann.
Doch auch ohne E-Auto oder Wärmepumpe lohnt sich ein Smartmeter. Auch Waschmaschine oder Geschirrspüler verbrauchen Strom. Außerdem soll es mit Smartmetern einfacher sein, versteckte Stromfresser im Haushalt ausfindig zu machen.
Für Tobias Brett dürfte sich der Smartmeter samt dynamischem Stromtarif übrigens noch mehr rechnen. Weil er eine Photovoltaikanlage auf dem Dach und den Stromspeicher im Keller hat, kann er in der Mittagszeit billigere Energie aus dem Netz beziehen – mittags und nachmittags ist der Strom vom Anbieter normalerweise günstiger als am Abend. Es ist dann sinnvoll, den erzeugten Solarstrom in den Speicher zu laden, statt ihn gleich zu verbrauchen, um sich damit in den teureren Stunden selbst zu versorgen.