Berlin. In Uni-Städten wird Wohnen für Studenten beinahe unbezahlbar. Zum Sommersemester steigen WG- und Zimmer-Preise auf Rekordhöhe.
Der Beginn des Studiums bedeutet für viele junge Leute auch: das erste Mal alleine wohnen, weit weg von Mama und Papa. Zig Tausende Studierende in ganz Deutschland starten in diesen Wochen zum Sommersemester ein Hochschulstudium. Doch für viele Studenten wird der neue, sowieso schon aufregende Lebensabschnitt mit Stress beginnen. Denn in den meisten deutschen Uni-Städten ist der Wohnungsmarkt wie leergefegt. Und wer doch das Glück hat, ein WG-Zimmer zu ergattern, muss tief in die Tasche greifen – tiefer als noch ein Jahr zuvor.
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Der Asta Köln beispielsweise bietet regelmäßig Notschlafstellen für Studierende ohne Wohnung an. Die Universität in Mainz hatte zuletzt eine Kooperation mit einem Seniorenheim, um dort ein paar wohnungslose Studenten unterzubringen. In Göttingen mietete das Studentenwerk jüngst Hotelzimmer an und gab sie verbilligt weiter.
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Besonders dramatisch ist die Situation in Städten, wo der Mietmarkt sowieso schon angespannt ist. Beispiel Köln: In der Millionen-Metropole am Rhein ist etwa jeder zehnte Einwohner an der Universität eingeschrieben. Die Suche nach einem günstigen Zimmer in einer Wohngemeinschaft gehört für die Studenten hier quasi zum Leben dazu wie das Feierabend-Kölsch. Doch die Mieten sind hoch – und steigen weiter. Musste man im Februar 2023 im Schnitt für ein WG-Zimmer noch 550 Euro bezahlen, liegt der Preis jetzt bei 560 Euro. Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Moses Mendelssohn Instituts (MMI), die dieser Redaktion vorab vorliegt. Die auf Immobilienforschung spezialisierte Einrichtung mit Sitz in Berlin und Hamburg wertet regelmäßig Daten des Internetportals „wg-gesucht.de“ aus. Köln gehört damit zu den Top fünf der teuersten Uni-Städte der Republik.
Hochschulstädte: München und Berlin sind die teuersten Pflaster
Platz eins belegt die bayerische Landeshauptstadt: In München müssen Studenten zum Sommersemester 2024 im Schnitt 760 Euro für ein WG-Zimmer hinblättern. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor kostete ein Zimmer durchschnittlich noch 40 Euro weniger. Andere Stadt, gleiches Bild: In Frankfurt am Main stiegen die durchschnittlichen WG-Zimmer-Preise zuletzt besonders dramatisch an; von 580 Euro im Februar 2023 auf 670 Euro ein Jahr später. Auf Platz drei der teuersten Uni-Städte folgt schließlich Berlin – hier stiegen die Zimmerpreise von 640 Euro auf 650 Euro an – und schließlich Hamburg mit einem Preissprung innerhalb eines Jahres von 570 Euro auf 610 Euro. Die Top fünf beschließt Köln: Hier kostet ein WG-Zimmer 560 Euro anstatt 550 Euro wie noch im Vorjahr.
Matthias Anbuhl, der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Studierendenwerks, nennt die aktuelle Situation eine „bildungspolitische Misere“. Denn es geht ganz grundsätzlich auch um Gerechtigkeit und Bildungschancen, wenn die Wahl des Studienorts letztlich von den finanziellen Möglichkeiten der Eltern abhängt. Anbuhl sagt: „Wir erleben mittlerweile eine neue Form der sozialen Auslese: Die Frage, an welcher Hochschule ich studieren kann, hängt mehr und mehr davon ab, ob ich mir die Miete in der Stadt überhaupt leisten kann.“
Mieten: Die BAföG-Wohnkostenpauschale reicht vielerots nicht aus
Was die Untersuchung des MMI auch zeigt: Im Durchschnitt kostet ein WG-Zimmer in Deutschland 479 Euro. Die BAföG-Wohnkostenpauschale beträgt jedoch nur 360 Euro. Laut MMI reicht das in 73 untersuchten Uni-Städten nicht einmal für ein durchschnittliches Zimmer aus. In 45 Städten liegt das untere Preissegment bereits über diesem Niveau; hier sind rund 54 Prozent aller Studierenden eingeschrieben. Und die staatliche Ausbildungsförderung bezog zuletzt ohnehin nur etwa jeder zehnte Student.
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Auf Nachfrage verweist eine Sprecherin aus dem Bildungsministerium von Bettina Stark-Watzinger (FDP) auf laufende Programme für Studierende, wie beispielsweise das Bildungskreditprogramm der Bundesregierung. Außerdem seien in der Vergangenheit an BAföG-Empfänger zweimal Heizkostenzuschüsse sowie an alle Studierenden und Fachschüler eine Einmalzahlung von 200 Euro ausgezahlt worden.
Studierendenwerks-Vorsitzender Anbuhl kritisiert das „untätige Ministerium“ scharf. Er erklärt, dass im Bildungsetat für die BAföG-Reform zwar 150 Millionen eingeplant seien, Stark-Watzinger allerdings nur 62 investieren wolle. „Der Rest soll offenbar verfallen.“
Lob findet Anbuhl hingegen für das Programm von Bauministerin Klara Geywitz. 1,5 Milliarden Euro stellt das Haus der SPD-Ministerin für das Bund-Länder-Programm „Junges Wohnen“ bereit. Die Nachfrage nach diesem Programm sei riesig, erklärt Geywitz dieser Redaktion. „Zum einen kann viel und schnell gebaut werden mit dem seriellen Bauen, zum anderen können auch Häuser in etwas lauteren Innenstadtlagen besser für junges Wohnen genutzt werden als beispielsweise für Familienwohnen.“