Berlin. Zur Miete zu wohnen, wird immer teurer: Besonders Metropolen sind betroffen – und zugleich verschlimmert ein anderer Trend die Lage.

Stockender Neubau und hohe Nachfrage: Mieten und Wohnen wird in Deutschland immer teurer. Vor allem in den deutschen Metropolen sind die Nettokaltmieten im Schnitt stark gestiegen. Das ergibt eine Untersuchung der auf Regionalmarktforschung spezialisierten empirica-Tochter empirica regio. Die Auswertung, die den Zeitraum zwischen 2012 und 2022 beleuchtet, liegt dieser Redaktion vorab vor. Sie zeigt aber auch: Es gibt noch Regionen, in denen die Mietbelastung gefallen ist.

Besonders von steigenden Mieten betroffen sind in Deutschland demnach die Großstädte und Metropolregionen. Während im Jahr 2012 die durchschnittliche Nettokaltmiete pro Quadratmeter noch 8,27 Euro betrug, lag sie 2022 bei 12,83 Euro – eine Steigerung von 48 Prozent. Gleichzeitig ist das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen nicht so stark angestiegen. Für Normalverdiener – Haushalte mit mittlerem Einkommen – ist das Einkommen im Schnitt um 31,5 Prozent von 2031 Euro auf 2671 Euro gestiegen. Die Mietbelastung, der Anteil der Bruttokaltmiete am Haushaltsnettoeinkommen, in Metropolen ist von gut 30 Prozent auf rund 34 Prozent gestiegen.

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Besonders die Berliner leiden unter stark und schnell steigenden Mieten. Dort war die Mietbelastungsentwicklung verglichen mit den anderen deutschen Metropolen zwischen 2012 und 2022 am gravierendsten. Die Quadratmietpreise in Berlin stiegen um 63 Prozent an, das Medianeinkommen aber nur um gut 34 Prozent – von 1720 Euro auf 2311 Euro. Dies führt zu einer Steigerung der Mietbelastung von 28 Prozent auf 34 Prozent.

Besonders stark sind Mieten in Süddeutschland gestiegen

Ebenfalls dramatisch gestiegen ist die Mietbelastung in und um München. In der bayerischen Landeshauptstadt ist zwischen 2012 und 2022 der Quadratmeterpreis um durchschnittlich um 53 Prozent gestiegen; im gleichen Zeitraum stieg das durchschnittliche Nettoeinkommen jedoch nur um 33 Prozent. Die Mieter gaben 2022 im Schnitt 39 Prozent ihres Einkommens für Miete aus (2012: 34 Prozent). Ein ähnliches Bild zeichnet sich in der anderen süddeutschen Metropole ab: Stuttgarter verdienten 2012 durchschnittlich pro Monat 2285 Euro im Jahr 2012 und 2935 Euro im Jahr 2022, während ihre Mieten bis 2022 pro Quadratmeter von 8,91 Euro auf 13,57 stiegen.

Gemäßigter geht es in Nordrhein-Westfalen zu: Düsseldorfer verdienten 2012 in Schnitt 2240 Euro, zehn Jahre später dann durchschnittlich 2798 Euro. Zeitgleich lag der Mietpreiszuwachs pro Quadratmeter bei knapp 39 Prozent; die Mietbelastung stieg somit von 26 auf 29 Prozent an. In Köln stieg die Mietbelastungsentwicklung um zwei Prozentpunkte; 2022 lag sie bei 30 Prozent. Die Mietpreise pro Quadratmeter sind von 8,41 Euro auf 12,18 Euro gestiegen, während das Nettohaushaltseinkommen bis 2022 von 2112 Euro auf 2828 Euro zugelegt hat.

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In Hamburg und Frankfurt (Main) wuchsen Mietpreise und Einkommen quasi parallel – es gibt dort praktisch keine höhere Mietbelastung. Während die Preise in der Main-Metropole von 10,28 Euro pro Quadratmeter auf 13,94 Euro anstiegen – ein Plus von 35 Prozent, ist das Nettoeinkommen mit fast 33 Prozent nahezu im Gleichschritt nachgezogenen. Gleiches Bild in der Hansestadt: Während die Quadratmetermietpreise von 9,28 Euro auf 11,89 Euro angezogen sind, stiegen die Nettoeinkommen relativ betrachtet im gleichen Maße an. In Hamburg verdiente der Durchschnittshaushalt 2012 2042 Euro und zehn Jahre später dann 2589 Euro.

Deutscher Mieterbund kritisiert Justizminister Buschmann

Der Präsident des Deutschen Mieterbunds kritisiert die steigenden Mieten scharf. „Jeder dritte Mieterhaushalt ist mittlerweile durch seine Wohnkosten überlastet“, sagte Lukas Siebenkotten dieser Redaktion. Und urteilt: „Immer höhere Mieten, massenhaft fehlender bezahlbarer Wohnraum, wenig Neubau und kein Silberstreif am Horizont – die Aussichten für die Mieterinnen und Mieter sind düster.“ Siebenkotten macht Justizminister Marco Buschmann (FDP) dafür verantwortlich, „rein gar nichts“ zu unternehmen, um „Mieterinnen und Mieter vor Verdrängung und Wohnungsverlust zu schützen. Er setzt noch nicht einmal die wenigen Verbesserungen um, die die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart hat.“

Lukas Siebenkotten, Direktor Deutscher Mieterbund (DMB), sieht für Mieter keinen Silberstreif am Horizont.
Lukas Siebenkotten, Direktor Deutscher Mieterbund (DMB), sieht für Mieter keinen Silberstreif am Horizont. © imago images / photothek | IMAGO stock

Und auch abseits der Metropolen steigen Mieten stärker an als das Einkommen – auch dort wächst die Mietbelastung an. Am stärksten im Landkreis Dahme-Spreewald; dort stieg die Mietbelastung um 10 Prozent an, auf 33 Prozent im Jahr 2022. 2012 zahlten die Anwohner pro Quadratmeter noch 6,04 Euro, zehn Jahre später hat sich dieser Preis fast verdoppelt; er liegt nun bei 11,64 Euro. Im Vergleich stieg das durchschnittliche Nettoeinkommen von 1766 Euro auf 2437 Euro, und damit nur um 38 Prozent, wie die Auswertung von empirica regio ergab. Ähnlich starke Mietbelastungsentwicklungen lassen sich in den bayrischen Städten Memmingen, Straubing, Augsburg und dem Landkreis Aichach-Friedberg beobachten.

Ausnahmen in Ostdeutschland: Wo die Mietbelastung sinkt

Doch es gibt auch Regionen und Städte, in denen die Mietbelastung zurückgeht. Dazu gehören Jena, Frankfurt (Oder), der Landkreis Kyffhäuserkreis und die Stadt Suhl – mit Mietentlastungen von jeweils fünf Prozentpunkten. Im Landkreis Vorpommern-Greifswald war ein Rückgang von vier Prozentpunkten zu beobachten.

Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen in Jena lag 2012 bei 1799 Euro und ist bis 2022 auf 2538 Euro gestiegen. Die dortigen Mietpreise pro Quadratmeter kletterten bis 2022 um 19 Prozent von 8,30 Euro auf 9,88 Euro. Das Nettoeinkommen pro Haushalt ist in der thüringischen Stadt bis 2022 um 41 Prozent angestiegen, was mehr als dem Doppelten der Mietpreisentwicklung pro Quadratmeter entspricht. Die Mietbelastung fiel dementsprechend von 32 Prozent auf 27 Prozent. In Frankfurt (Oder) ist die Mietbelastung von 26 Prozent auf 21 Prozent, im Kyffhäuserkreis von 23 Prozent auf 18 Prozent, in Suhl von 25 Prozent auf 21 Prozent und in Vorpommern-Greifswald von 29 Prozent auf 25 Prozent gefallen.