Bad Berleburg. Vom Aufstöbern bis zur Nachsuche: Zwei Bad Berleburger Jäger verraten, warum Hunde für eine tierschutzgerechte Jagd unersetzlich sind.

„Tierschutzgerecht in der Fläche zu jagen geht nicht ohne Hund“, sagt Patrick Rath, Wildmeister und ausgebildeter Berufsjäger. Welche Aufgaben die Vierbeiner dabei übernehmen ist unterschiedlich: von aktivem Verfolgen und Begleiten, über Anzeigen und Auffinden, bis zur Nachsuche. „Jagdhund ist einer der ältesten Jobs des Hundes“, so Rath.

Das fasziniert mich an der Hundearbeit. Sie sind kompatibel bei Fuß, sind aber auch draußen unterwegs, bringen Dinge allein zu Ende und wissen, sie machen es für einen. Sie geben im Zweifel ihr Leben für einen.
Patrick Rath - über die Zusammenarbeit mit den Hunden

Die passende Rasse für das Artenspektrum auszuwählen, sei außerdem wichtig. „Im Mittelgebirge gibt es eine Vielzahl der Möglichkeiten: Terrier-Rassen, kleine Münsterländer, Deutsch Drahthaar“, zählt Rath auf. Er selbst züchtet Deutsch Drahthaar Hunde. „Sie sind ruhig, ausgeglichen und haben die nötige Härte und Schärfe. Sie müssen groß, stark, schnell und kompromisslos sein, um krankes Wild zu fangen und es schnell zu beenden. Sie müssen Mumm haben, um die Aufgabe durchzuführen“, so der 47-Jährige. Drahthaar sind Vorstehhunderassen und jagen Niederwild – das heißt Hasen oder Fasane. „Sie haben sich zu Vollgebrauchshunden entwickelt und sind im Feld, Wasser und Wald einsetzbar.“

Ausbildung zum Jagdhund dauert mehr als zwei Jahre

Ob eher große oder kleine Hunde bei der Jagd zum Einsatz kommen, liegt am Gebiet und an den Wildarten, die in diesem Bereich zu erwarten sind. Diese Fachkompetenz, das Wissen, welche Rasse wo am besten eingesetzt wird, gehört für Rath zur Jagd dazu. Denn bei Jagdhunden kann man unterscheiden zwischen Apportierhunden, Vorstehhunden, Erdhunden, Stöberhunden oder Schweißhunden.

Die Jagdhunde von Patrick Rath werden für unterschiedliche Aufgaben bei der Jagd eingesetzt. 
Die Jagdhunde von Patrick Rath werden für unterschiedliche Aufgaben bei der Jagd eingesetzt.  © WP | Annelie Manche

Die Ausbildung der Jagdhunde dauert zwei bis zweieinhalb Jahre. „Der Hund kann zwischendurch schon mit auf die Jagd kommen, das geht nach dem Zahnwechsel“, erklärt der Jäger. „Die Hunde müssen selbstständig sein, ihre Aufgabe erledigen und trotzdem noch wissen: irgendwo hinter mir ist mein Herrchen, der gehört zu mir“, sagt Rath. „Sie müssen Entscheidungen selbst treffen, trotzdem in Verbindung zum Halter stehen und ihren Auftrag im Kopf haben. Das ist anders als bei anderen Hunden.“ Und das macht es für den 47-Jährigen auch so beeindruckend: „Das fasziniert mich an der Hundearbeit. Sie sind kompatibel bei Fuß, sind aber auch draußen unterwegs, bringen Dinge allein zu Ende und wissen, sie machen es für einen. Sie geben im Zweifel ihr Leben für einen.“

Jagd für Hunde nicht ungefährlich

Denn wenn der Hund im Wald einen verwundeten Keiler stellt, kann es gefährlich werden. In der modernen Zeit gibt es viele Möglichkeiten, die Hunde zu schützen – Ortungsgeräte mit GPS oder Schutzwesten für die Tiere. Hohe Tierarztkosten sind dennoch ein Risiko, weiß auch der Berufsjäger. „Die Einstellung zum Arbeitstier ist anders als früher, das ist spürbar. Die Familienverträglichkeit muss heute gegeben sein“, sagt der Familienvater. Und das ist oft ein Problem. „Die Leute haben viele Hobbys, Hunde brauchen Zeit. Auch wenn sie fertig ausgebildet sind, muss man dranbleiben“, so Rath. Aber für ihn steht fest: „Die Hundenase ist bei der Jagd nicht zu ersetzen.“

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Hunde bei der Arbeit

In der Serie „Hunde bei der Arbeit – wie Tiere Menschen helfen“ stellen wir zweimal die Woche einen anderen Hundeberuf vor. Die Vierbeiner können mit ihren Fähigkeiten, ihrem Geruchssinn und ihrer Intelligenz Menschen in verschiedenen Situationen und bei unterschiedlichen Aufgaben unterstützen und helfen. Nicht umsonst ist der Hund als bester Freund des Menschen bekannt.

Neben den Vollgebrauchshunden von Patrick Rath, die verschiedene Aufgaben übernehmen, gibt es auch Spezialisten für die Arbeit nach dem Schuss: die Schweißhunde. Schweiß ist der Begriff für Blut in der Jägersprache. „Schweißhunde sind in der Lage, eine Fährte auch noch nach Stunden, sogar Tagen, zu halten“, erklärt Hubertus Brinkschulte, der als Forstverwalter für das 2000 Hektar große Revier Paulsgrund zuständig ist. Hubertus Brinkschulte steht mit seiner anerkannten Schweißhund-Station Bad Berleburg ehrenamtlich der Jägerschaft in Südwestfalen zur Verfügung. Jeder Jäger oder Jagdpächter kann sich im Falle von Krankschüssen oder Verkehrsunfällen mit Schalenwild jederzeit an den Berleburger wenden.

Die Schweißhunde kommen bei der Nachsuche zum Einsatz

Brinkschulte setzt bei der Nachsuche auf den Hannoverschen Schweißhund: „Es sind schwere, ruhige Hunde mit hoher Konzentrationsfähigkeit. Sie sind seit jeher für die Fährtenarbeit gezüchtet worden und stammen von den Fährtenhunden des Mittelalters, den sogenannten Leithunden, ab. Für alle Aufgaben, die anfallen, haben sie die allerbesten Anlagen“, erklärt er. „Der Schweißhund kann durch seine Nervenstärke und sein enormes Riechvermögen auch schwierige, alte und lange Fährten halten – auch durch die Gerüche von anderem, gesundem Wild hindurch.“

Die Jagdhunde von Patrick Rath in Schutzausrüstung. 
Die Jagdhunde von Patrick Rath in Schutzausrüstung.  © Privat | Patrick Rath

Die Schweißhunde kommen für die Nachsuche auf Schalenwild – zum Beispiel Rot- und Schwarzwild – zum Einsatz. Mit ihren Nasen spüren sie feinste Duftpartikel der Wildtiere auf: Blut, Haar, Knochensplitter oder auch Stresshormone. Damit verfolgen sie Spuren, die für das menschliche Auge nicht sofort oder gar nicht sichtbar sind.

Schweißhunde auch nach Autounfällen mit Wild im Einsatz

Der Einsatz der Hunde bei der Jagd oder nach Verkehrsunfällen mit Wild liegt im Tierschutz begründet: „Für mich ist dies die verantwortungsvollste Aufgabe bei der Jagd. Wenn Wild verletzt wurde, setze ich alles daran, um eventuell entstandenes Leid zu beenden“, so Brinkschulte. „Um das zu ermöglichen, setze ich auf die besten dafür gezüchteten Hunde. Auch wenn Zweifel bestehen, ob Schalenwild verletzt wurde, wird in jedem Fall die Fährte oder die Unfallstelle mit dem Hund kontrolliert.“

Geruchsträger für Schweißhunde können Blut, Fell oder Knochensplitter sein, wie dieses Stück eines Laufknochens. 
Geruchsträger für Schweißhunde können Blut, Fell oder Knochensplitter sein, wie dieses Stück eines Laufknochens.  © WP | Annelie Manche

Auch wenn die Veranlagung bei den Hunden da ist, werden sie ausgebildet – genauso wie die Jäger. „Neben der Nachsuche gehört auch die Aus- und Weiterbildung der Jägerschaft zu meinen Aufgaben. Bei Vorträgen oder Demonstrationen zu den Themen Nachsuche auf verletztes Schalenwild oder Einsatz von Jagdhunden nach dem Schuss, versuche ich die Jäger für diese Themen zu sensibilisieren. Seit Jahren bin ich Ausbilder für Jungjäger“, erklärt Brinkschulte.

Für mich ist dies die verantwortungsvollste Aufgabe bei der Jagd. Wenn Wild verletzt wurde, setze ich alles daran, um eventuell entstandenes Leid zu beenden. Auch wenn Zweifel bestehen, ob Schalenwild verletzt wurde, wird in jedem Fall die Fährte oder die Unfallstelle mit dem Hund kontrolliert.
Hubertus Brinkschulte - über den Einsatz von Schweißhunden

Erfolg nur durch Zusammenarbeit von Hund und Mensch

Erfolgreich ist die Arbeit nur im Team von Hund und Mensch: „Ich bin mit meinen Hunden eigentlich ständig zusammen. Ohne die starke Bindung zum Hund würde die Nachsuchenarbeit nicht funktionieren. Das ist ein absolutes und gegenseitiges Vertrauensverhältnis.“

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