Didoll. Die Hundestaffel ist einsatzbereit: Bei der Suche nach vermissten Personen können die Vierbeiner nun offiziell alarmiert werden.

Eine Ornithologin ist nicht wie erwartet zum Mittagessen im Berggasthof Didoll erschienen, nachdem sie sich im Wald die Wittgensteiner Vögel angesehen hat. Die über 70-Jährige ist immer sehr pünktlich, nicht ortskundig und für diesen Abend ist Sturm gemeldet. Deswegen wurde die Rettungshundestaffel der Malteser Bad Laasphe gerufen, sie sollen den umliegenden Wald durchsuchen. Das Szenario ist nur ein Übung – so könnte ein Einsatz der Rettungshunde aber aussehen. Die Spürnasen und das Team der Malteser trainieren für den Ernstfall. Und wie bei einem echten Einsatz werden die jeweiligen Schritte durchgegangen – von der ersten Besprechung mit der Polizei bis zum Sucheinsatz der Hunde. Das Gebiet, in dem sich die vermisste Person vermutlich aufhält, wird eingegrenzt, Gefahren – zum Beispiel Stacheldrahtzaun, in den die Hunde hereinlaufen können – werden abgeklärt. Im Training geht die Rettungshundestaffel nur mit Erlaubnis der Eigentümer auf die Flächen, im Ernstfall geht das auch so.

Nicole Skrebutis gibt Hündin Idgy Wasser nach der erfolgreichen Suche nach einer versteckten Person.
Nicole Skrebutis gibt Hündin Idgy Wasser nach der erfolgreichen Suche nach einer versteckten Person. © WP | Annelie Manche

Die Such-Teams bestehen aus einem Hund, dem Hundeführer und einem Helfer. Denn der Hundeführer konzentriert sich während des Einsatzes komplett auf den Hund. Iris Böttger ist mit Lisbeth am Start. Die Malinois-Hündin ist sehr neugierig, eine gute Voraussetzung für den Job. Sie hat schon lange ihre Prüfung als Suchhund, alle zwei Jahre wird nachgeprüft. Am 24. Februar haben die beiden ihre Einsatzfähigkeitsprüfung bestanden. Das heißt, die Rettungshundestaffel der Malteser kann nun offiziell über die Kreisleitstelle in Siegen alarmiert und zu Sucheinsätzen gerufen werden. Doch bevor die Suche losgeht, folgt erstmal eine Strategiebesprechung. Wie soll der Hund das Gebiet ablaufen? „Der Hund läuft anfangs schneller, als Hundeführer musst du hinterherkommen“, erklärt Nicole Skrebutis. Deswegen wird erstmal entlang des Weges gearbeitet.

Teams aus Suchhund, Hundeführer und Helfer sind im Einsatz unterwegs

Helferin Michaela Marburger ist mit einem Funkgerät ausgestattet, mit dem sie Kontakt zu den Rettungshelfern hält, die am Wagen zurückbleiben. Außerdem hat sie Puder dabei – um die Windrichtung zu bestimmen. Denn der Wind trägt die Geruchspartikel der vermissten Person zum Hund. Dabei brauchen die Flächensuchhunde – anders als bei den Mantrailern, die ebenfalls Teil der Rettungshundestaffel sind – keinen direkten Geruchsträger. Sie verfolgen jede menschliche Spur, die vom Wind zu ihnen getragen wird. So können sie schnell große Flächen absuchen und feststellen, ob sich ein Mensch darin aufhält. Die Mantrailer hingegen arbeiten in der Stadt: Mithilfe einer Geruchsprobe verfolgen sie die genaue Spur der vermissten Person – zwischen vielen anderen menschlichen Gerüchen.

405834984

Hunde bei der Arbeit

In der Serie „Hunde bei der Arbeit – wie Tiere Menschen helfen“ stellen wir zweimal die Woche einen anderen Hundeberuf vor. Die Vierbeiner können mit ihren Fähigkeiten, ihrem Geruchssinn und ihrer Intelligenz Menschen in verschiedenen Situationen und bei unterschiedlichen Aufgaben unterstützen und helfen. Nicht umsonst ist der Hund als bester Freund des Menschen bekannt.

Die Ausbildung der Suchhunde dauert zwei bis drei Jahre: „Die Ausbildung vom Hund geht dabei schneller als vom Menschen“, sagt Böttger. Bis zu ihrem siebten Lebensjahr müssen die Hunde die Prüfung abgelegt haben. Gibt es bestimmte Rassen, die sich als Flächensuchhund besonders gut eignen? „Der Hund sollte Menschen zugewandt sein und eine mittlere Größe haben. Nicht zu groß, nicht zu schwer, aber auch nicht zu klein – die haben nicht die Geschwindigkeit“, so Böttger.

Der Hund sollte Menschen zugewandt sein und eine mittlere Größe haben. Nicht zu groß, nicht zu schwer, aber auch nicht zu klein – die haben nicht die Geschwindigkeit.
Iris Böttger - Hundeführerin bei der Rettungshundestaffel der Malteser Bad Laasphe

Das Warnschild weist Wanderer und Spaziergänger auf den Einsatz der Rettungshunde hin. 
Das Warnschild weist Wanderer und Spaziergänger auf den Einsatz der Rettungshunde hin.  © WP | Annelie Manche

Die Flächensuchhunde spüren menschlichen Geruch auf großen Flächen auf

Dann geht es los: Lisbeth startet die Suche. In Schlangenlinien läuft sie das Gebiet oberhalb des Weges ab – aber ohne Erfolg. Ein Glöckchen, das an ihrem Geschirr befestigt ist, sorgt dafür, dass die Hundeführer sie immer hören können, auch wenn sie mal außer Sichtweite sucht. Im Gebiet unterhalb des Weges geht die Suche weiter. Hier ist das Gelände dichter – während Menschen nur schwer hindurchkommen können, läuft der Hund ohne Probleme hinein. Lisbeth ist ein gutes Stück vor dem menschlichen Team im Wald unterwegs, als sie bellt: Das Signal, dass sie jemanden gefunden hat. Schnell gehen Iris Böttger und Michaela Marburger hinterher. Die Hündin darf zur Belohnung mit einem Ball spielen, während sich die beiden Frauen um die Versorgung der verletzten Ornithologin kümmern. Sie ist nur umgeknickt und kann zum Rettungswagen begleitet werden.

Michaela Marburger und Iris Böttger mit Hündin Lisbeth machen sich auf die Suche nach einer versteckten Person.
Michaela Marburger und Iris Böttger mit Hündin Lisbeth machen sich auf die Suche nach einer versteckten Person. © Berleburg | Annelie Manche

Als Nächstes darf Idgy auf die Suche gehen – sie ist eine Flat-Coated-Retriever-Hündin. „Sie lebt für den Job“, sagt Hundeführerin Nicole Skrebutis. Schon saust die schwarze Hündin los. Weil es langsam dunkel wird, ist an Idgys Halsband eine kleine Leuchte angebracht, auch das Team aus Hundeführer und Helfer hat eine Stirnlampe auf. Die Hündin läuft weit voraus. „Sie zieht große Kreise und kommt dann wieder zurück“, erklärt Skrebutis das Vorgehen der Hündin, während Marburger die Windrichtung überprüft. Nun kommt der Wind von Hang oben, Idgy läuft weiter unten am Ende des Suchgebietes entlang. „Das macht sie richtig, denn der Wind trägt so den Geruch zu ihr“, sagt Skrebutis. Kurz darauf bellt Idgy auch schon: „Anzeige!“, ruft die Hundeführerin. Auch der zweite Übungsdurchlauf an diesem Tag war erfolgreich.

Auf dem GPS-Gerät sehen die Helfer das abzusuchende Gebiet und wo sie sich befinden.
Auf dem GPS-Gerät sehen die Helfer das abzusuchende Gebiet und wo sie sich befinden. © WP | Annelie Manche

Ab 4. März ist die Rettungshundestaffel der Malteser Bad Laasphe einsatzbereit

Die Rettungshundestaffel der Malteser Bad Laasphe ist seit zwei Jahren in der Vorbereitung – nun ist es endlich so weit: Ab dem 4. März sind sie einsatzbereit. Trainings werden selbstverständlich weiter stattfinden. Deswegen freuen sich die Malteser über Unterstützung: Sei es in Form von Trainingsflächen, die zur Verfügung gestellt werden, Helfer, die sich als zu suchende Person bereitstellen, oder Spenden für weitere Hilfsmittel oder technische Ausstattung wie Erste-Hilfe-Ausrüstung für Hunde oder einheitliche Funkgeräte. Denn nur durch regelmäßiges Training sind die Hunde für den Ernstfall vorbereitet: „Der Lerneffekt für die Hunde ist größer, wenn verschiedene Menschen auf unterschiedlichem Gelände gesucht werden“, sagt Böttger.

Mehr zum Thema