Wittgenstein. Tanja Jasch aus Bad Laasphe nimmt Hündin Wilma mit zur Arbeit – mit positivem Effekt für die Kollegen. Wo das in Wittgenstein noch möglich ist.

„Wenn wir morgens zur Arbeit kommen, geht Wilma durch jedes Büro und begrüßt die Kollegen. Jeder hat dann ein Strahlen im Gesicht“, sagt Tanja Jasch. Wilma ist eine Labrador-Hündin und ein Bürohund – denn sie kommt regelmäßig mit zur Arbeit. Bei der Firma Briel in Bad Laasphe sind Hunde herzlich willkommen.

Das erste Mal war Wilma mit vier Monaten mit im Büro. „Die ersten sechs Wochen durfte ich im Homeoffice bleiben“, sagt Tanja Jasch, auch das machte der Arbeitgeber möglich. Die Bad Laaspherin arbeitet im Vertrieb und hat schon frühzeitig gefragt, ob sie einen Hund mitbringen kann. „Ich habe das im Vorfeld schon geklärt. Mein Mann und ich sind beide voll berufstätig und wollten nicht, dass der Hund acht Stunden am Tag alleine ist. Ich habe den Chef gefragt und er sagte: ,Selbstverständlich’.“ Auf die Frage, warum Hunde im Büro erlaubt sind, antwortet Marc Christopher Briel mit einer Gegenfrage: „Warum nicht? Wenn Sie niemanden stören, keine Angst oder allergische Reaktion auslösen, gibt es keinen Grund, der dagegenspricht“, erklärt der geschäftsführende Gesellschafter der Firma Briel. Im Bad Laaspher Büro gibt es aktuell zwei Bürohunde – einer gehört dem Chef selbst. Besondere Regeln gebe es nicht: „Die Hunde sollten sich meistens im Büro des Mitarbeiters aufhalten und keine Arbeitsvorgänge stören“, sagt Briel.

Bisher ist die Nachfrage nach Bürohunden in Wittgenstein nicht so groß

Bürohunde sind aber noch nicht überall in Wittgenstein vertreten. „Eine offizielle Regelung gibt es nicht, es gab aber auch noch nie eine richtige Anfrage“, sagt Holger Saßmannshausen, Pressesprecher der Sparkasse Wittgenstein. „Durch Corona arbeiten viele im Homeoffice, da ist es mit Hunden sowieso kein Problem.“ Hunde seien generell im Sparkassengebäude erlaubt und dürfen sogar mit ins Kundengespräch kommen, so Saßmannshausen.

Labrador Wilma darf mit zur Arbeit: Bei der Firma Briel in Bad Laashe sind Hunde willkommen. 
Labrador Wilma darf mit zur Arbeit: Bei der Firma Briel in Bad Laashe sind Hunde willkommen.  © Privat

In den Rathäusern sind Bürohunde bisher eher eine Seltenheit: „In der Verwaltung der Gemeinde Erndtebrück gibt es derzeit keine Bürohunde“, heißt es auf Nachfrage der Redaktion. In Bad Berleburg sind nur Assistenzhunde erlaubt: „Darüber hinaus gilt die Regelung, dass Bürohunde bei uns nicht gestattet sind. Hintergrund dafür sind einerseits möglicherweise bestehende Allergien sowie hygienische Gründe, andererseits bestehende Ängste vor den Tieren bei Besucherinnen und Besuchern“, erklärt der 1. Beigeordnete Volker Sonneborn.

Im Bad Laaspher Rathaus sind Bürohunde erlaubt

Anders ist die Situation in der Bad Laaspher Verwaltung: Hier dürfen die tierischen Begleiter mit auf die Arbeit. „Derzeit bringen vier Bedienstete ihren Hund mit ins Büro. Der damalige Bürgermeister Dr. Torsten Spillmann gab in diesen Fällen die mündliche Erlaubnis zum Mitbringen der Hunde“, heißt es seitens der Stadt.

Einen Vierbeiner hätte sich Tanja Jasch wohl erstmal nicht geholt, wenn er nicht mit ins Büro gedurft hätte. „Wilma ist selten den ganzen Tag im Büro, meist habe ich sie vormittags oder nachmittags dabei.“ Im Büro hat die acht Monate alte Hündin einen festen Platz mit einem Kissen, Spielzeug und einem Wassernapf. „Wir haben Zweier-Büros. Mein Kollege ist viel im Außendienst unterwegs, deswegen haben wir das Büro oft für uns allein.“ Auch mit zwei tierischen Kollegen klappt es bei der Firm Briel gut. „Wir sprechen uns ab, wer wann den Hund mitbringt oder haben die Bürotür zu“, sagt Tanja Jasch.

Nicht in allen Jobs sind Bürohunde möglich

Im Büro sind Hunde oft kein Problem, aber es ist nicht allen Bereichen möglich, das Haustier mitzubringen. „Leider sind Bürohunde bei Regupol nicht erlaubt. Wir wissen um die positive Auswirkung von Bürohunden auf das Büroklima. Es gibt allerdings Sicherheitsbedenken, die es uns nicht möglich machen, Hunde in allen Büros von Regupol zu erlauben“, heißt es auf Nachfrage.

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Hunde im Büro sollen Stress reduzieren und damit Arbeitnehmer vor psychischen Erkrankungen schützen können. Der Bundesverband Bürohund schreibt auf seiner Internetseite, das Hunde eine „kostenattraktive Alternative zum Wohle der seelischen Gesundheit der Mitarbeiter und der dadurch erreichten Chance der Ertragssteigerung des Unternehmens“ seien. Laut Verband sollen Bürohunde die Burnout-Gefahr vermindern, für weniger psychische Erkrankungen und geringes Stressempfinden sorgen sowie die Sozialkompetenz erhöhen und das Betriebsklima verbessern – dabei beziehen sie sich auf verschiedene Studien.

Ein Hund wirkt sich positiv auf das Arbeitsklima aus

Tanja Jasch möchte die Vorteile eines Bürohundes nicht mehr missen: „Ein Bürohund lockert das Arbeitsklima, man kommt privater ins Gespräch, die Kollegen werden zwischendurch entstresst. Es gibt mehr Vorteile als Nachteile.“ Außerdem gehe sie öfter raus an die frische Luft, wenn der Vierbeiner sich bemerkbar mache, so die Bad Laaspherin. „Klar ist, dass nicht alle 15 Beschäftigten ihren Hund mitbringen können. Aber es hat ja nicht jeder einen Hund und nicht jeder bringt ihn mit zur Arbeit.“

Konkrete Zahlen

Laut einer Umfrage der Ears and Eyes GmbH (Mai 2023) darf jeder Zweite in Deutschland seinen Hund mit ins Büro nehmen. 47 Prozent aller Büroarbeitnehmer haben einen Hund und 34 Prozent der Büroangestellten, die ihren Hund nicht mitbringen dürfen, wären bereit, ihren Job zu wechseln. Befragt wurden 705 berufstätige Personen in Deutschland.