Bad Berleburg. In Girkhausen, Wingeshausen und Schwarzenau wird gearbeitet. Zwischen Fragebogen und Ladeneröffnung: Ein Erfolg ist bereits sichtbar.

Sieht so die Zukunft der Nahversorgung in der Stadt der Dörfer aus? Genossenschaften oder Vereine müssen sich finden, um abseits der Kernstadt von Bad Berleburg Läden zu gründen und zu betreiben. Das stellt die Dorfgemeinschaften vor Herausforderungen.

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Fast auf den Tag genau vor zehn Monaten hat die Bäckerei Gerke angekündigt, ihre Filiale in Girkhausen zu schließen. Vor fast genau einem Jahr schloss auch der Dorfladen in Wingeshausen und im August 2022 auch der Dorfmarkt „eMMa“ in Schwarzenau. Hier will die Stadt Bad Berleburg neue Dorfläden etablieren. Aktuell laufen diese drei Projekte mit unterschiedlichen Ergebnissen.

Girkhausen räumt Regal ein

Fast in Rekordzeit hat Girkhausen die Kehrtwende geschafft. Eine „Dorfladen Girkhausen Genossenschaft eG“ ist aus der Taufe gehoben worden. Personal wurde gesucht und gefunden und der Laden renoviert. Jetzt steht die Eröffnung am 19. Oktober kurz bevor. „An diesem Mittwoch kommen die Getränke, am kommenden Montag liefert die Firma Lüning die ersten Waren, die dann in die Regale geräumt werden und am Mittwoch vor der Eröffnung folgen dann Obst und Gemüse“, berichtet Ortsvorsteher Timo Florin, der mit Nils Schneider, Renate Fuchs und Philipp Lauber auch zugleich im Vorstand der Genossenschaft mitarbeitet.

Konzept und Sortiment in Girkhausen steht

Öffnungszeiten in Girkhausen festgelegt

Das Team steht und auch die Öffnungszeiten hat die Dorfladen-Genossenschaft bereits festgelegt, wie Ortsvorsteher Timo Florin erläutert.

Der Dorfladen Girkhausen wird ab dem 19. Oktober an den Wochentage von 7.30 bis 12 Uhr und von 15 bis 18 Uhr öffnen. Samstags ist von 6.30 bis 12 Uhr verkaufsoffen.

Um für künftige Fluktuationen gerüstet zu sein, sucht die Genossenschaft aktuell noch eine zusätzlichen Kraft auf 520-Euro-Basis.

Das Konzept mit Waren und Lieferanten steht und kann zum Teil auf Bewährtes und Gefragtes zurückgreifen: Im Regal des Dorfladen Girkhausen stehen neben dem Getränken von der GVS und dem großen Laden-Sortiment der Firma Lüning auch regionale Anbieter: Die Backwaren werden wie früher von der Langewieser Bäckerei Gerke geliefert, das gleiche gilt für Fleisch- und Wurstwaren der Metzgerei Müller aus Erndtebrück oder die Eier des Hühnerhofes Voss aus Westfeld. Die Milcherei Henk aus Arfeld wird ihre Milchprodukte anbieten, Nudelprodukte kommen von Hof Teiche und die Bad Laaspher Hobbyimkerin Martina Lauber, die mit einem früheren Girkhäuser verheiratet ist, liefert Honig, berichtet Florin.

Stadt bietet Hilfe durch „Nahversorgungsoffensive“ an

Christian l’Hiver von der Stadt Bad Berleburg begleitet die Nahversorgungsprojekte im Stadtgebiet „im Zuge unserer Grund- und Nahversorgungsoffensive geht es genau darum, solche Angebote in den Ortschaften zu schaffen, zu erhalten und weiterzuentwickeln“, erläutert l’Hiver seine Aufgabe. Die Entwicklung in Girkhausen begrüßt er: „Wir freuen uns natürlich darüber, dass dieses Angebot vor Ort nun weiter bzw. wieder besteht“ und hofft zugleich, dass dieses Projekt Schule macht: „Mit Blick auf Unterstützungsbedarf stehen wir allen Beteiligten natürlich gerne beratend zur Seite und helfen im Rahmen unserer Möglichkeiten beim Aufbau und der Weiterentwicklung der Strukturen.“

Schild und Schaufenster-Beschriftung sind da. Bald öffnet der Dorfladen Girkhausen seine Türen. 
Schild und Schaufenster-Beschriftung sind da. Bald öffnet der Dorfladen Girkhausen seine Türen.  © WP | Lars-Peter Dickel

Wingeshausen sucht Genossen

In Wingeshausen haben sich nach der Schließung des Dorfladens vor ein paar Wochen 50 Interessierte zu einer ersten Informationsveranstaltung getroffen und steuern jetzt schon auf den nächsten Schritt zu: „Wir wollen eine Genossenschaft gründen“, erläutert Helmut Kessler, der sich als Vorsitzender des Dorfvereins Aue-Wingeshausen einbringt. „Wir treffen uns am 16. Oktober mit den Vorständen der Vereine, um Multiplikatoren zu finden“, so Kessler. „Wir wollen das Kapital für die Gründung, das Inventar und die Waren reinholen.“ Rund 360 Anteile zu 250 Euro müssten dafür gezeichnet werden. Aber Keßler ist sicher, dass sich die Investition lohnt: „Der Dorfladen wird laufen. Ich kenne die Zahlen des Vorgängers.“

Schwarzenau wartet auf Antwort

Auch hier ist die Stadt Bad Berleburg mit im Boot: „Wir arbeiten mit dem Projekt ‘Nahversorgungsoffensive im ländlichen Raum’ mit den Ortsvorsteherinnen und -stehern aus Wingeshausen und Schwarzenau an einer Lösung, die Projekte ähnlich wie in Girkhausen umzusetzen. In Wingeshausen haben wir die Einwohnendenbefragung abgeschlossen und über ein mögliches Genossenschaftsmodell im Rahmen einer Versammlung für Bürgerinnen und Bürger informiert. Derzeit laufen die weiteren Abstimmungen dazu. Hierzu fand in Wingeshausen ein erster Austausch mit dem gebildeten Arbeitskreis statt, der nun an einer möglichen Lösung arbeitet.

In Schwarzenau läuft derzeit die Fragebogenaktion. Daher können wir aktuell über Schwarzenau noch keine weiteren Angaben machen“, berichtet Christian l’Hiver. Schwarzenaus Ortsvorsteher Andreas Lückel stützt das. „Die Umfrage läuft noch bis zum 20. Oktober und erst nach der Auswertung können wir mehr sagen.“