Girkhausen. Die Rettung des Lebensmittel-Handels im Bad Berleburger Ortsteil geht in die nächste Phase. Ein Termin für die Eröffnung ist bereits angepeilt.
Die Girkhäuserinnen und Girkhäuser machen sich auf den Weg, ihren Dorfladen „In der Odeborn“ zu retten: Am Montag und Dienstag, 22. und 23. Mai, können sie jeweils von 18 bis 20 Uhr an der Drehkoite ein oder mehrere Anteile für eine Genossenschaft als Betreiber zeichnen. Mit mindestens 200 Anteilen von je 250 Euro könnte der Start des Ladens in Girkhausen samt nötiger Investitionen von rund 50.000 Euro in Renovierung, Kassensystem und Waren in der bisherigen Bäckerei Gerke finanziert werden. Angepeilt für eine Wiedereröffnung unter neuer Regie wird der 1. September.
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Eine ganze Reihe Zusagen „sind schon bei mir eingegangen“, berichtet Girkhausens Ortsvorsteher Timo Florin. Und beim Senioren-Nachmittag am Wochenende hat er noch einmal offensiv um weitere Genossen geworben. Grundsätzlich könne jeder Interessent „den Zettel bei mir in den Briefkasten einwerfen“. Der Zettel – damit meint Florin ein zweiteiliges Formular als Anhang zur Einladung in die Drehkoite. Damit kann jeder Girkhäuser „Genossenschaftsmitglied werden“, aber auch bekunden: „Ich interessiere mich für eine Beschäftigung im Dorfladen.“ Dafür hätten sich bereits „zwei Personen gemeldet, die das aber noch nicht gemacht haben“, so der Ortsvorsteher. „Und wir suchen weiter.“
Frage nach den Öffnungszeiten
„Wir können an dieser Stelle natürlich noch keine festen Zusagen zur Einstellung, Arbeitszeit oder Ähnlichem machen“, heißt es in der Einladung, „freuen uns aber über jeden, der gerne im Laden arbeiten würde.“ Dabei gehe es um eine entgeltliche Beschäftigung bei einer Zehn- bis 25-Stunden-Woche.
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„Wir werden uns in die Drehkoite setzen, um Fragen beantworten zu können“, kündigt Iris Gerstmann an. Die Girkhäuserin gehört mit Ortsvorsteher Florin und Susanne Bald zum „Arbeitskreis Genossenschaft“. Eine Genossenschaft als Betreiber – können dann demnächst auch nur Genossen im Dorfladen einkaufen? Das ist so eine typische Frage. „Nein, das ist natürlich für alle“, sagt Gerstmann zum geplanten Angebot. „Wir wollen ja möglichst viele Kunden haben.“ Und was die Frage nach den Öffnungszeiten betrifft, darüber müsse ein künftiger Genossenschaftsvorstand entscheiden, so Gerstmann. Hier wirbt sie um Engagement für die Genossenschaft an sich: „Da brauchen wir natürlich auch Leute, die Ämter übernehmen.“
Der Businessplan steht
Eine Genossenschaftssatzung, optimiert für das Projekt in Girkhausen, habe man bereits mit Unterstützung der städtischen Regionalentwicklung auf den Weg gebracht, so Gerstmann – jetzt prüfe der Genossenschaftsverband das Papier und gebe in den nächsten Wochen hoffentlich grünes Licht dafür. Die Satzung und ein Businessplan seien dann die Basis für die eigentliche Gründung der Genossenschaft.
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Den Businessplan hat Klaus Heimann geschrieben. Der Kaufmann mit Wurzeln in Bad Laasphe betrieb früher Supermärkte als Selbstständiger, bevor er später über das Sozialwerk St. Georg Dorfläden wie jene in Berghausen und Dotzlar gründete und leitete. Mittlerweile ist er im Ruhestand. Doch der gebürtige Wittgensteiner hat schon das nächste Projekt im Auge: den Dorfladen in Wingeshausen.
Wingeshausen ähnlich gelagert
„Wenn wir den Laden in Girkhausen erfolgreich zur Genossenschaft führen, würden wir das auch in Wingeshausen machen können“, ist Heimann im Gespräch mit unserer Redaktion überzeugt. Entsprechender Umsatz an der Alten Landstraße sei jedenfalls „machbar“ – das hätten seinerzeit bereits Beratungen für den langjährigen Ladenbetreiber Burkhard Kuffner gezeigt. Und von der Größenordnung her wäre das Wingeshäuser Projekt ähnlich wie Girkhausen gelagert. Derzeit laufe ja in Wingeshausen eine Kundenbefragung zur möglichen Zukunft des Dorfladens.
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Und in Girkhausen? „Ist uns der Vermieter ja sehr entgegenkommen“, freut sich Heimann. Gepaart mit überschaubaren Öffnungszeiten könnte der Laden hier ans Laufen kommen. Das Ladenlokal solle nach vorliegendem Konzept noch umgebaut werden, berichtet Iris Gerstmann, solle zum Beispiel noch mit zusätzlichen Tiefkühltruhen bestückt werden. Die Bäckerei Gerke öffne wohl noch bis Ende Mai, vielleicht auch länger. Und klar sei, dass Thomas Decker als Hausbesitzer den Laden auch gern an die Genossenschaft weitervermiete.
Nahversorgungsoffensive der Stadt
Die Aktivitäten in Girkhausen wie auch in Wingeshausen gehören zur Nahversorgungsoffensive der Stadt Bad Berleburg, in deren Rahmen Klaus Heimann als Fachberater im Lebensmittel-Einzelhandel zur Unterstützung der Dorfläden engagiert ist. Dies gilt zudem für die Etablierung des Regio-Marktes, der derzeit monatlich wechselnd über die Dörfer stattfindet.