Schwarzenau. Bis zum letzten Tag gibt es hier noch viele leckere oder schöne Dinge zu kaufen. Aber dann ziehen die Ladenbetreiberinnen einen Schlussstrich.
Vor allem die Stammkunden können es nicht glauben: Immer wieder sind es die gleichen Sätze und Fragen, die Meike Nölling und Marion Philipps hören: „Oh, Sie machen zu? Das ist aber traurig!“ Ende August schließt der Dorfmarkt an der Landstraße 553 in Schwarzenau.
Auch den beiden Geschäftsfrauen fällt das alles in diesen Tagen nicht leicht. „Im Oktober wären es vier Jahre geworden“, sagt Meike Nölling. Damals hatten sich die beiden Frauen mit ihren kreativen Adern zusammengetan und den Dorfmarkt übernommen. Meike Nölling ist künstlerisch aktiv und hat in Bad Berleburg einen Teeladen betrieben. Marion Philipps ist Floristin und liebt es, zu dekorieren.
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Nach und nach krempelten sie den traditionsreichen „Tante-Emma-Laden“ von einem Lebensmittelgeschäft zu einem kreativen Mix aus Café und Geschäft um.
Neben regionalen Waren der Bäckerei Eckhardt und Wurstwaren der Metzgerei Bernhardt aus Hatzfeld finden sich weitere regionale Produkte von Direktvermarktern: Kaffee aus dem Girkhäuser Hofladen Piel, Käse vom Elsoffer Hof Zacharias, Nudeln von der Familie Feige von Hof Teiche und Honig aus Beddelhausen ebenso wie Tee, Accessoires, Dekoartikel, Modeschmuck, Schnittblumen-Arrangements oder auch mal Second-Handkleidung.
Einkaufen und Frühstücken
Auch als Treffpunkt oder Frühstücks-Café ist der nach den Initialen von Meike und Marion „eMMa“ getaufte Laden beliebt. „Wir haben immer gesagt: Das ist so etwas wie ein Kolonialwarenladen, in dem man Sachen findet, die man nicht erwartet hat“, schmunzelt Nölling. „Wir haben ohne Startkapital angefangen“, sagt sie. Dafür aber hatten beide viel vor. Workshops für kreatives Gestalten – mit Blumen, Malen oder Stricken. Doch dann kam Corona und machte den beiden Frauen einen dicken Strich durch ihre Rechnung. Veranstaltungen fielen weg – und von Lebensmitteln und allen anderen Artikeln allein könne der Laden in Konkurrenz zu den Supermärkten nicht laufen.
Marion Philipps hadert ein bisschen damit, dass man sich im Vorfeld bei der Übernahme nicht mehr Gedanken gemacht habe: „Wir hatten einen schweren Start, haben alles von der Vorgängerin so übernommen – Einrichtung und Ladentheke.“ Aber gerade bei den Lebensmitteln, Milchprodukten oder Konserven, die man quasi aus dem alten Angebot übernommen hatte, stellte sich schnell heraus, dass man nicht die Mengen verkaufte, die man vom Großhändler hätte übernehmen müssen. Diese „Ladenhüter“ wurden nach und nach durch andere Angebote – eben aus der Handarbeits- oder Kreativschiene – verdrängt.
Nur dass die Corona-Pandemie das öffentliche Leben über zwei Jahre lang im Griff haben würde, ahnte niemand. Zu den wegfallenden Veranstaltungen und Workshops, die sich Philipps und Nölling ausgedacht hatten, kam das Homeoffice. Laufkundschaft, die auf dem Weg zur Arbeit mal eben im Laden vorbeischaute, blieb aus – genauso wie die Frühstückstreffen.
Inzwischen haben der Ukraine-Krieg und die damit ausgelöste Energiekrise auch Wittgenstein fest im Griff und drücken auf die Spritpreise: „Wir merken das Homeoffice und die Spritpreise. Die Menschen sind sparsamer geworden“, sagt Marion Philipps. Also setzten sich die beiden Gründerinnen zusammen und zogen eine Schlussstrich unter ihr Projekt „eMMa“. „Die vier Jahre sind ganz schön schnell umgegangen“, sagt Meike Nölling und gesteht, dass es ganz schön schwer ist, die letzten Wochen einfach so weiterzuarbeiten, bis die beiden Frauen den Laden endgültig zu machen. Zu viel Herzblut hängt an alledem. Aber Nölling fasst sich: „Wir freuen uns, alle unsere Stammkunden hier im Laden zu begrüßen. Wir wollen uns von allen gerne persönlich verabschieden.“
Bis 31. August geöffnet
Und bis zum 31. August gibt es hier nach wie vor noch viele leckere oder schöne Dinge zu entdecken und zu kaufen. „Nur mit Schnittblumen können wir nicht mehr dienen. Der Lieferant kann uns wegen so vieler Krankheitsfälle nicht mehr anfahren“, berichtet Marion Philipps. Auch hier hat Corona- zugeschlagen.
Aber auch in den letzten drei Wochen lohnt es sich, den Tag mit einem Frühstück bei „eMMa“ zu starten, finden vor allem auch die Stammgäste, die am Dienstagmorgen hier zusammensaßen und gar nicht aufhören konnten zu betonen, wie schade sie es finden, dass der Laden schließt.