Girkhausen/Langewiese. Für viele ist es ein Schock: Der Dorfladen schließt, der über 30 Jahre mehr als nur ein Nahversorger war. Jetzt wird an einer Lösung gearbeitet.
Der Dorfladen in Girkhausen schließt. Die Bäckerei Gerke aus Langewiese zieht damit die Konsequenzen aus der wirtschaftlich angespannten Situation. Aber es gibt noch Hoffnung auf eine Lösung.
„Das ist furchtbar. Wir waren über 30 Jahre in Girkhausen“, kommentiert Edeltraut Gerke die Entwicklung. „Es tut uns selber leid. Mir hat es immer sehr viel Spaß gemacht“, sagt die Chefin, die selbst Jahrelang in der Filiale gearbeitet hat. Bis zum 30. Juni läuft der Mietvertrag noch. Doch die Gerkes wollen schon Richtung Ende Mai schließen. Reinhold Gerke erklärt die Hintergründe: „Es sind die Nebenkosten und der Strom. Gleichzeitig haben wir in den letzten Jahren einen Umsatzrückgang von 1,8 bis 2,2 Prozent jährlich festgestellt. Die jungen Menschen fahren zum Groß-Einkauf in die Stadt. Zu uns kommen sie, wenn noch etwas fehlt. Davon kann man nicht existieren. Was bei uns gut gelaufen ist, sind unsere Backwaren und der Aufschnitt“, bilanzierte Reinhold Gerke.
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Der Bäcker kennt sein Handwerk und das Geschäft. Er weiß, das immer mehr kleine Läden auf den Dörfern schließen. „Es macht heute keiner mehr auf, die meisten schließen. Und in die guten Standorte gehen die Großen rein. Schauen Sie mal nach Bad Berleburg. Allein in der Stadt hat es früher sieben Bäcker gegeben.“
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Für Ortsvorsteher Timo Florin ist die bevorstehende Schließung des letzten von früher einmal drei Dorfläden ein großes Problem: „Wir brauchen jetzt einen Plan B!“ Das CDU-Ratsmitglied will mit seinen Ratskolleginnen Iris Gerstmann (SPD) und Susanne Bald (Grüne) mögliche Konzepte für einen Erhalt bzw. einen anderen Betreiber diskutieren. Vorbilder sind dabei für Florin unter anderem die Dorfläden, die das St. Georgs-Werk in Dotzlar und Berghausen betreibt. Auch in Elsoff hat der Verein „Insen Laare“ viele Jahre den Dorfladen betrieben. Seit Mai 2022 ist der Dorfladen im Besitz von Bäckermeister Marco Frank. „Wir werden zur Kreativität und Flexibilität gezwungen“, sagt Susanne Bald und ist sich sicher: „Wir werden auch eine Lösung finden.“ Sie verweist auf ein politisches Konzept zur Nahversorgung, dass die Stadt Bad Berleburg verfolgt, bei dem auch Fördermittel eine Rolle spielen.
Für Edeltraud und Reinhold Gerke ist klar, dass sie einen Nachfolger ebenfalls unterstützen würden. „Wir legen ihm keine Steine in den Weg, wenn dort weiterhin unsere Backwaren verkauft werden“, so Reinhold Gerke. Die Ladenausstattung und die Kühltruhen wären dann zu einem fairen Preis zu übernehmen, sagt er.
Auch Thomas Decker macht sich bereits Gedanken um die Zukunft der Immobilie. Vor dreieinhalb Jahren hatte er die ehemalige Dorfschule gegenüber dem Heimatmuseum Drehkoite am Dorfplatz gekauft, in der seit Jahrzehnten bereits der Dorfladen und Wohnräume untergebracht sind. „Ich glaube im Dorf ist ein Dorfladen gewollt. Das ganze Haus in Wohnraum umzuwandeln, wäre schade“, sagt Decker. Als Verpächter habe er ein Interesse an einer Fortführung des Geschäftes und hoffe auf eine kreative Lösung.