Wingeshausen/Girkhausen. In Wingeshausen und Girkhausen zeigt sich: Die Teams brauchen viel mehr Zeit für die Umsetzung, als sie es sich eigentlich vorgestellt hatten.
Sowohl in Wingeshausen als auch in Girkhausen sind derzeit die Dorfläden geschlossen. Während im ersten Fall der harte Kern einer gegründeten Genossenschaft die Wiedereröffnung vorantreibt, wird im zweiten noch nach passenden Lösungen vor Ort gesucht.
Blick nach Wingeshausen
Die Neuigkeit aus Wingeshausen: Hier laden die Ortsvorsteherin Birgitta Dreier, der Dorfverein Aue-Wingeshausen und die Stadt Bad Berleburg, Projekt Nahversorgung, alle Bewohnerinnen und Bewohner jetzt zu einer Info-Veranstaltung ein. Darin soll es laut Einladung um die Umfrage-Ergebnisse der Dorfladen-Befragung und die mögliche Zukunft des Dorfladens in Wingeshausen gehen. Ort der Veranstaltung ist am Mittwoch, 13. September, ab 19 Uhr die Schützenhalle Wingeshausen.
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Laut Julia Eitzenhöfer von der Stabsabteilung Regionalentwicklung im Bad Berleburger Rathaus hatten sich im Mai rund 25 Prozent der Wingeshäuser Haushalte an der Umfrage beteiligt. Es seien deren aktuelle Bedarfe erfassen worden, so der Leiter der Abteilung Bürger- und Seniorenservice im Bad Berleburger Rathaus, Christian l’Hiver – es sei aber auch das potenzielle persönliche wie auch finanzielle Engagement erfragt“ worden, „um abschätzen zu können, ob der Laden etwa durch eine Genossenschaft aus dem Ort geführt werden könnte“. Der Dorfladen an der Alten Landstraße in Wingeshausen ist nun schon seit Ende 2021 geschlossen.
Kombi aus Laden und Selbstvermarktern
„Laut Befragung gibt es ein Interesse daran, dass der Dorfladen da ist“, sagt Helmut Keßler, 1. Vorsitzender des Dorfvereins Aue-Wingeshausen. „Eine Kombination aus Dorfladen und einem Angebot der Selbstvermarkter – das wäre für mich eine tragbare Lösung.“
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Auch Burkhard Kuffner, langjähriger Betreiber des Ladens, hat einen der Fragebögen ausgefüllt, spricht sich dafür aus, „dass der Laden wieder aufgemacht wird“. Er vermisse es einfach, sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad auf den Weg zum Einkaufen zu machen.
Kuffner: Es geht nur als Genossenschaft
„Es muss auf eine Genossenschaft hinauslaufen“, findet Kuffner. Nur so lasse sich der Dorfladen im Team wieder herrichten, möglichst mit jüngeren Leuten. Vielleicht sogar „mit einer kleine Ecke, wo man auch mal einen Kaffee trinken kann“. Schließlich sei so „ein Geschäft vor Ort ja auch eine Begegnungsstätte“. Besonders als Kundschaft im Blick hat Kuffner „Leute, die kein Auto haben. Für die ist es schwierig, zum Nahkauf nach Aue zu kommen“. Und wenn der Dorfladen eröffne, müsse bereits klar sein: „Man muss dann auch dort einkaufen.“
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Auf jeden Fall möchte Burkhard Kuffner beim Info-Abend dabei sein. „Ich möchte mir das mal anhören, was Dorfverein und Ortsvorsteherin da vortragen.“ Aus eigener Erfahrung kann er sich gut vorstellen, dass es „ein schwieriges Unterfangen“ ist, „so einen Dorfladen zu reaktivieren.“ Das sei ein weiter Weg, das solle man „nicht übers Knie brechen“.
Blick nach Girkhausen
Sich mehr Zeit nehmen – das möchte auch das Genossenschaftsteam beim Projekt „Dorfladen Girkhausen“. Zum 15. Juli waren die Räume angemietet worden. Der ursprünglich angepeilte Eröffnungstermin 1. September sei allerdings nicht mehr zu halten, sagt Iris Gerstmann, Vorsitzende im Aufsichtsrat der Genossenschaft. So müssten zum Beispiel noch Edelstahl-Spülen gekauft werden, die hinter den Kulissen fehlten. Außerdem müsse geputzt und angestrichen werden. „Wir wollen es ja auch vernünftig machen“, sagt Gerstmann – immerhin hätten die alten Warenregale 40 Jahre lang an ihrem Platz gestanden. Und das laufe im Team alles ehrenamtlich, neben dem eigenen Beruf. Vielleicht klappe es mit einer Eröffnung zum 15. September.
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Harter Kern laut Iris Gerstmann: eine Gruppe von neun Leuten sowohl aus dem Vorstand als auch dem Aufsichtsrat der Genossenschaft. „Und wir haben schon viel geschafft.“
Vorstellungsgespräche beim Vorstand
Was das notwendige Personal für den Laden betreffe, „hat es auch Vorstellungsgespräche beim Vorstand gegeben“, so Gerstmann. Leider habe man den Bewerbern noch nicht sagen können, wann genau der Verkaufsbetrieb losgehen soll.
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Ganz konkret „würden wir zwei Kräfte mit 25 bis 30 Wochenstunden einstellen und zwei 520-Euro-Kräfte“, ergänzt die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Renate Fuchs. „Und da gibt’s auch entsprechendes Personal.“ Der 1. September als Eröffnungstermin sei auch schon deshalb nicht zu halten, so Fuchs, weil das Kassensystem noch geliefert werden müsse – ohne läuft der Laden natürlich nicht.
Bürger zeichnen mehr Anteile als nötig
Unterdessen zeichnen Bürgerinnen und Bürger weiter fleißig Genossenschaftsanteile für die Anschubfinanzierung des Laden-Projekts. Mindestens 224 Anteile seien es inzwischen, so Gerstmann, Tendenz weiter steigend. „Und wir haben mehr, als wir brauchen – das ist auch gut so.“
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Und Girkhausens Ortsvorsteher Timo Florin hat festgestellt: „Nach und nach merkt man, dass auch die Ferienhaus-Beisitzer im Dorf ein Interesse haben, Anteile zu kaufen“ – nicht zuletzt im Interesse ihrer Feriengäste. Insgesamt sei das Projekt „auf einem guten Weg“, ist Florin überzeugt. Demnächst gebe das Veterinäramt des Kreises Siegen-Wittgenstein, das für die Lebensmittel-Überwachung zuständig ist, noch gute Tipps zum Start – „da kommt eins zum nächsten“.