Wingeshausen. Die Dorfbewohner vermissen ihren Laden mitten im Ort. Warum eine Umfrage nun wichtige Erkenntnisse bringen soll.
Mit einer Fragebogen-Aktion, ganz ähnlich wie vor kurzem in Girkhausen, möchten die Wingeshäuser herausfinden, ob es weiterhin Interesse für einen Dorfladen vor Ort gibt. Das Geschäft an der Alten Landstraße ist geschlossen, seit die letzten Betreiber im vergangenen Oktober nach etwas mehr als zwei Jahren aufgaben. Und ein neuer Betreiber ist trotz intensiver Suche bisher noch nicht gefunden worden.
Wie Wingeshausens Ortsvorsteherin Birgitta Dreier im Gespräch mit unserer Redaktion berichtet, läuft die Umfrage derzeit im gesamten Dorf. „Bis Ende des Monats wird der Bedarf ermittelt.“ In der Sparkasse an der Hauptstraße in Aue sei eine Box aufgestellt, in die ausgefüllte Fragebögen eingeworfen werden können. Ausgewertet werden diese dann „ab Ende Mai, Anfang Juni“.
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Laut Dreier werden die Wingeshäuser unter anderem gefragt: Wie dringend ist so ein Dorfladen? Wie oft kaufen Sie dort ein? Wie sollten die Öffnungszeiten aussehen? Und welche Warengruppen sind gefragt? Wie könnte man das finanziell stemmen; sollte man vielleicht eine Genossenschaft gründen? Wie könnten sich die Bewohnerinnen und Bewohner selbst einbringen?
Dorfladen ist wichtig
Aus Sicht der Ortsvorsteherin ist der Dorfladen „wichtig“. Auch, damit Direkt-Vermarkter aus der Umgebung sich dort mit ihren frischen Waren präsentieren können. Außerdem: „Post, Backwaren, Metzgerei – das wird von den Leuten hier vor Ort nachgefragt“, weiß Birgitta Dreier. Zudem sei der Dorfladen ja auch ein idealer sozialer Treffpunkt, vielleicht sogar mit einem Café. Und: „Ein Lieferservice wäre für die Älteren auch wichtig.“ Momentan sei für die Wingeshäuser der „Nahkauf“-Supermarkt in Aue die nächste erreichbare Alternative zum geschlossenen Dorfladen.
„Der Dorfladen fehlt uns“, sagt die Ortsvorsteherin. Die nächste Post-Filiale, bisher im Dorfladen untergebracht, befindet sich in einem Geschäft in Berghausen. Allerdings auch nur noch bis zur Jahresmitte, weil das Schuhhaus Friedrich an der Berghäuser Straße dann ebenfalls schließt. Die Post muss sich derzeit also in beiden Ortschaften neue Partner suchen. Ein neuer Betreiber sollte „gute Ideen und Engagement mitbringen“, findet Ortsvorsteherin Birgitta Dreier.
Ergebnis wird in einer Versammlung bekannt gegeben
Wie das Votum der Wingeshäuser Bürgerinnen und Bürger am Ende tatsächlich ausfalle, sei „schwer zu beurteilen, weil wir ja noch den Nahkauf haben“, sagt Helmut Keßler, 1. Vorsitzender des Dorfvereins Aue-Wingeshausen. In Sachen Fragebogen-Aktion arbeitet der Verein mit Wingeshausens Ortsvorsteherin Birgitta Dreier und der Stadt Bad Berleburg zusammen. Keßler bedauert, dass es „uns leider nicht gelungen ist, einen Pächter für den Laden zu finden“.
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Wenn das Votum aber für den Dorfladen ausfalle, seien ja noch eine Regie mit eigenen Kräften oder auch ein Online-Laden wie in Girkhausen denkbar – idealerweise samt Post-Filiale. Ähnlich wie in Girkhausen solle es demnächst eine Versammlung geben, in der das konkrete Ergebnis der Umfrage den Wingeshäusern präsentiert werde.
Ein kurzer Blick zurück
22. Oktober 2022: Am heutigen Samstag ist der Dorfladen an der Alten Landstraße in Wingeshausen zum vorläufig letzten Mal für die Kundinnen und Kunden geöffnet – zumindest offiziell. „Ich finde das total schade, dass er schließt“, bedauert eine Kundin.
Juli 2021: Die Kundschaft gibt sich die Klinke in die Hand. Yury Uskov und Evgenia Suntsova als Betreiber bewahren den Dorfladen in Wingeshausen erfolgreich vor der Schließung.
Juli 2020: Nach 35 Jahren in „Ullas Dorfladen“ zieht sich Inhaber Burkhard Kuffner aus dem Geschäft zurück. Seine Nachfolger lernt er derzeit im Laden an.