Raumland. Hobbyimkerin aus Raumland hat eine neue Bestimmung gefunden. Sie berichtet, was die Arbeit mit Bienen außer Honig noch für Menschen bereit hält.
Nathalie Treude wollte nicht länger zusehen. Die 33-Jährige liebt die Natur und alle Tiere. Deswegen setzt sie sich für Naturschutz ein. Und mit ihrem Hobby kann sie ihre Leidenschaften wunderbar verbinden. Nathalie Treude ist Imkerin geworden.
Die Berichte über das Bienensterben haben sie gepackt und den Entschluss reifen lassen. „Bienen sind Botschafter für alle Tierarten“, sagt sie und schwärmt von Insekten. „Es ist unglaublich, was das für tolle Tiere sind.“ Zu den Bienen ist die in Erndtebrück aufgewachsene Frau auf Umwegen gekommen. Genauso wie sie den Weg zurück in ihre Heimat fand.
Treude ist Hotelkauffrau, hat in London gelebt und gearbeitet, in Düsseldorf und Köln. „Ich habe immer gesagt, ich komme nie wieder zurück“, schmunzelt sie. Doch die Liebe zu Natur und Tieren war stärker. Heute arbeitet sie bei der Gemeinde Erndtebrück in der Öffentlichkeitsarbeit und dem Tourismus, kann ihre Erfahrungen aus dem Hotelbusiness einbringen und gleichzeitig ihre Liebe für Wandern in der Natur und eben Tiere ausleben. Katzen und der Hund der Eltern spielen eine Rolle und „Patentiere“ von Freunden und Kollegen.
Eine neue Bestimmung
Aber mit der Imkerei hat Nathalie Treude eine neue Bestimmung gefunden. „Bienen sind total faszinierende Tiere“, sagt sie und berichtet darüber, dass jedes Volk seinen eigenen Charakter hat. Die einen sind fleißiger als die anderen. Manche Völker total friedlich, andere auch mal aggressiver. Das Wichtigste für Imkerinnen und Imker ist aber: „Mal eben schnell etwas mit den Bienen zu machen funktioniert nicht. Du musst absolut bei der Sache sein, im Hier und Jetzt. Die Bienen merken, ob du gestresst bist“, sagt sie. Und die Tiere scheinen auch ihre Imkerin zu erkennen. Wie, das ist noch nicht erforscht. Vermutlich riechen es die Tiere.
Wie eng das Verhältnis Mensch Biene sein kann, das erläutert die Imkerin mit einer Anekdote aus dem britischen Königshaus. „First, tell it to the bees – das besagt einen alten Brauch, nachdem die Bienen eines Haushaltes als erstes über Veränderungen im Haushalt informiert werden müssen. So wurde der Tod von Queen Elizabeth II auch zuerst den königlichen Bienenvölkern mitgeteilt, bevor die Bevölkerung unterrichtet wurde. Der Sage nach ist das wichtig, weil die Bienen sonst ihren Stock und den Haushalt verlassen könnten.“ An diese Tradition hält sich auch Nathalie Treude: „Ich rede viel und über alles mit meinen Bienen“.
Fokussierung auf Bienen bedeuten Entspannung
Nathalie Treude genießt diese Fokussierung und die Entspannung beim Imkern: „Ich kann hier Stunden bei meinen Bienen zubringen“. Neben der Arbeit mit den Tieren ist es auch die Beobachtung des Lebens rund um ein Bienenvolk. „Mein Handy ist voll mit Fotos von Bienen und anderen Insekten.“
2019 hat sie ihre Idee umgesetzt und einen Imkerkurs gemacht. „Ich habe im Internet nach Kursen gesucht“. Aber dann kam Corona und hat ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht, berichtet sie. Inzwischen hat sie den einjährigen Kurs absolviert, der viel Theorie umfasst und sich auch noch für einen zweijährigen Praxiskurs bei einer Imkerin entschieden.
Wichtige Tipps und Tricks lerne man aber erst in Austausch mit anderen. „Man sollte sich einem Verein anschließen. Ich bin im Imkerverein Luisenburg.“ Früher seien viele Imker Einzelgänger gewesen und hätten sich nicht gerne über die Schultern schauen lassen. Das aber habe sich total verändert. „Wir haben einen tollen Austausch“, sagt Treude und stellt auch fest, dass immer mehr junge Menschen das uralte Hobby für sich neu entdecken.
Honig, Wachs und Propolis
Neben der Entspannung vom Alltag hat Imkern aber auch einen klassischen Hintergrund. Und der heißt nicht nur Honig. Aus Bienenwachs kann man Kerzen ziehen oder tolle Hautpflegeprodukte herstellen. Auch Propolis, mit dem die Bienen ihre Stöcke abdichten, hat besondere Eigenschaften. Es ist tötet Bakterien, Viren und Pilze ab und kann auch bei Allergien Linderung verschaffen. Nathalie Treude hat aktuell drei Völker, die in Raumland stehen. Ein Wirtschaftsvolk, dessen Beute – der von Menschen gemachte Bienenstock – tausende der Tiere, Honig in Waben und auch Larven beherbergt. 52 Gläser Honig hat ihr dieses Volk im erste halben Jahr schon geliefert. Ein zweites Volk. ein „Schwarm“ ist fleißig dabei, zum Wirtschaftsvolk zu wachsen. Das dritte ist ein Ableger, ein Volk im Aufbau. Und so gibt es neben der Versorgung der Stöcke und der Honigernte immer viel zu tun.
Aber durch Nathalie Treudes Leidenschaft und die vieler anderer, neuer Imker ist die Rettung der Bienen ein Stück näher gerückt.
Die Serie: Back to the Roots
In unserer Sommerserie „Back to the Roots“ zeigen wir Ihnen Handwerke, Techniken und Methoden, mit denen man viele Dinge – wie früher – selbst machen kann.
Manche Dinge sind althergebracht, andere moderner. Vielleicht finden Sie dabei etwas, das Sie selbst demnächst mal ausprobieren wollen. Einige Folgen sind bereits erschienen:
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