Bad Berleburg. Carsten Wahl erklärt im Workshop, wie es mit der Herstellung funktioniert – und hält dabei so manchen Geheimtipp für die Lernwilligen bereit.

Hmmm, Pralinen! Der besondere Genuss für zwischendurch. Kann man die eigentlich auch selbst machen? Klar, sagt Konditormeister Carsten Wahl aus Bad Berleburg. Der erfahrene 58-Jährige bietet dazu sogar Workshops an. „Alles, was wir hier produzieren, dürft Ihr mit nach Hause nehmen“, erklärt Carsten Wahl seinen vier Teilnehmerinnen heute. Und hergestellt wird „nach unserem Workshop-Rezept“.

Die Begrüßung

Zur Begrüßung reicht Ehefrau Karin Wahl jeder der vier Frauen ein Gläschen Sekt. Das motiviert. Dann geht es hinunter in die ehemalige Backstube der früheren Bäckerei/Konditorei Wahl an der Poststraße, in deren Ladenlokal heute ein Imbiss Pizza und Kebap anbietet.

Eigentlich sollten es diesmal ja sieben Teilnehmende sein – doch drei haben leider kurzfristig abgesagt, bedauert Carsten Wahl, der seit 1994 Konditormeister ist. Es bleiben vier Teilnehmerinnen – und zwar zwei Mutter-Tochter-Gespanne.

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Back to the Roots

In unserer Sommerserie „Back to the Roots“ zeigen wir Ihnen Handwerke, Techniken und Methoden, mit denen man viele Dinge – wie früher – selbst machen kann. Manche Dinge sind althergebracht, andere moderner. Vielleicht finden Sie dabei etwas, das Sie selbst mal ausprobieren wollen.

8.7. Spinnen

Heute: Pralinen herstellen

15.7. Wildkräuter

18.7. Fahrradreifen flicken

22.7. Käse herstellen

25.7. Brot backen

29.7. Honig und Imkern

1.8. Wild zerwirken

5.8. Wurst herstellen

8.8. Marmeladen zubereiten

11.8. Pilze sammeln

15.8. Eier aus dem Garten

18.8. Kleidung reparieren

22.8. Gemüse einwecken

„Unsere Oma sollte eigentlich auch noch hier sein“, sagt Mutter Martina Schmidt aus Bad Berleburg – also jene Frau, die ihre 13-jährige Tochter Lara Haschke mit ihrer Leidenschaft fürs Kochen und Backen angesteckt hat. Doch das hat leider nicht geklappt. „Lara probiert gerne aus“, weiß die Mama – und um zu erfahren, wie das mit den Pralinen „etwas professioneller“ läuft, hätten sie und ihre Tochter beschlossen, „sich das einmal anzuschauen“. Bei Fachmann Carsten Wahl.

Auch Ruth Feckler aus Wunderthausen ist mit ihrer Tochter gekommen, Janine Dickel aus Berghausen. Beide lösen damit einen Gutschein der Confiserie Wahl ein. „Den hat uns das Christkind geschenkt“, erklärt Feckler.

Die Praline

„Eine Praline – was ist das für Euch?“, fragt Carsten Wahl in die Runde. „Schöner, zarter Schmelz“, kommt da zurück, aber auch „Nougat!“ und „Himbeer!“ Vielleicht auch Zartbitter-Schokolade mit Chili? Klingt ein bisschen schräg, was Carsten Wahl da vorschlägt – schmeckt aber, wie sich am Ende des Workshops herausstellt. Grundsätzlich gelten Pralinen wegen ihrer aufwendigen Herstellung als die Krönung der Chocolatierskunst.

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Sahne, Butter, Glukose und Schokolade – das sind die Grundzutaten für das spätere Innenleben der Praline, der Ganache, der Trüffelmasse. Auch ein wenig Alkohol kommt jetzt ins Spiel. „Das ist das i-Tüpfelchen“, erklärt Carsten Wahl. „Man sollte ihn aber nicht unbedingt herausschmecken.“ Aufgekocht entsteht schließlich flüssige Schokolade in weiß, Vollmilch und Zartbitter, aber auch eine Himbeer-Paste. Zum Zubereiten dürfen jetzt alle vier Teilnehmerinnen an die Töpfe.

Dann der Test mit Teelöffelchen: Alle angerichteten Schokoladen sind an ihrem jeweiligen Geschmack gut zu erkennen. Muss da noch mit Zutaten nachgearbeitet werden? Die Teilnehmerinnen jedenfalls sind mit ihrem Ergebnis zufrieden.

Die Hohlkörper

Wohin nun mit der flüssigen Süße in den verschiedenen Geschmacksrichtungen? Carsten Wahl holt eine große Schachtel hervor – mit sogenannten Hohlkörpern aus Schokolade. So etwas könne man selber machen, sie ließen sich aber auch beziehen, am besten über das Internet, rät der Konditormeister. Und dort stehen auch verschiedene Formen zur Auswahl – von der klassischen Kugel übers Herz bis zum Stern. „Ich würde die Hohlkörper kaufen“, bekennt Janine Dickel. Denn auch mit deren Hilfe entstehe am Ende etwas Eigenes.

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Mit geübten Handgriffen formt Carsten Wahl aus Backpapier vier Spritztüten, die mit der Ganache gefüllt werden. Und damit wiederum füllen die Teilnehmerinnen die Hohlkörper auf. Schneller geht’s mit einem speziellen Einfülltrichter, bei dem sich die Menge pro Spritzvorgang dosieren lässt. „Fürs Do It Yourself reicht es“, stellt Mutter Martina Schmidt fest.

Ein hilfreicher Bestandteil der Pralinen: die Hohlkörper. Sie werden im Verlauf der Herstellung mit flüssiger Schokolade gefüllt.
Ein hilfreicher Bestandteil der Pralinen: die Hohlkörper. Sie werden im Verlauf der Herstellung mit flüssiger Schokolade gefüllt. © Eberhard Demtröder

Unterdessen zeigt ihre Tochter Lara, die Jüngste im Workshop-Team, dass ihr der Job heute riesigen Spaß macht. Die Schülerin nickt bei der Frage, ob sie sich ein Tagespraktikum bei Konditor Carsten Wahl vorstellen kann. Warum nicht? „Ich sehe meine Tochter eh schon in der Gastronomie“, sagt die Mutter. „Ein Bürojob ist nichts für sie.“

Jetzt wandern die rund 120 gefüllten Hohlkörper aber erst einmal in den Kühlschrank – damit sie bei fünf oder sechs Grad Celsius aushärten können. Zeit genug für die Runde, um sich gemeinsam um Überzug und Dekor für die Pralinen zu kümmern.

Die Kakaobohne

Kleiner Exkurs: Carsten Wahl legt Kakaobohnen auf die Arbeitsplatte der Backstube. Sie sind die Basis für Schokolade, vor allem aber die Kakaobutter, die in den Bohnen enthalten ist. Und die wiederum gibt es abgepackt in kleinen Chips zur Weiterverarbeitung – etwa zu Pralinen.

Die flüssige Süße

Mit einem Laser-Thermometer misst Carsten Wahl immer wieder die Temperatur der verschiedenen Massen, mit der die gefüllten Hohlkörper nun überzogen werden: 32 Grad Celsius. Etwas kühler könnten sie sein, damit die Workshop-Runde jetzt damit arbeiten kann. Die aufgetragene weiße Schokolade zum Beispiel wird auf einem Gitter „geigelt“ – also so gewälzt, dass eine „stachelige“ Oberfläche entsteht.

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Einige der mit dunkler Schokolade überzogenen Pralinen werden umgehend in Himbeer-Paste mit Puderzucker getunkt, um ihnen auch die typische Optik zu geben.

Und die Zartbitter-Variante bekommt tatsächlich einen Hauch von Chili-Flocken obendrauf – Note: besonders pikant.

Das Betriebsgeheimnis

Der Workshop neigt sich dem Ende zu – und die vier Teilnehmerinnen strahlen. „Ihr habt ja auch fast alles selbst gemacht“, lobt der Fachmann. „Das ist für mich wichtig.“ Damit hat sich jede der Frauen die Tütchen mit den eigenen Produkten redlich verdient.

Frage zum Schluss: Gibt’s eigentlich Rezepte zur Pralinen-Herstellung? Hier verweist Konditormeister Wahl die Teilnehmerinnen ebenfalls auf das Internet. Seine eigenen Rezepte mag er nicht herausgeben. „Ein bisschen Betriebsgeheimnis muss sein“, findet er.

Baumkuchen, Desserts und Christstollen

er das Herstellen von Pralinen erlernen möchte: Konditormeister Carsten Wahl möchte in diesem Jahr noch einen Workshop zum Thema anbieten – und zwar am 14. Oktober. Weitere Termine für Gruppen sind nach Absprache möglich. Auf Wunsch veranstaltet Carsten Wahl auch Kurse zur Herstellung von Baumkuchen, Christstollen oder Desserts. Kursgebühr pro Person: 40 Euro.

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Wer die Pralinen aus Wahls Confiserie erst einmal probieren möchte: Zu haben sind sie bei „Buntstift“ Schreibwaren und Bürobedarf (mit Feinkost im Sortiment), Emil-Wolff-Straße 17 in Bad Berleburg, bei M. D. Früchtewelt, Talstraße 5 in Erndtebrück, aber auch jeweils freitags von 7 bis 10 und 14 bis 17 Uhr direkt in der Confiserie Wahl.

Kontakt: Confiserie Wahl, Poststraße 16, 57319 Bad Berleburg; Tel. mobil: 0152/2957 8749; E-Mail: confiserie-wahl@hotmail.com, Internet: www.confiserie-wahl.de/

Die eigenen leckeren Produkte können die Teilnehmerinnen in Tütchen mit nach Hause nehmen (von links): Lara Haschke mit Mutter Martina Schmidt, Janine Dickel mit Mutter Ruth Feckler. Sie haben beim Bad Berleburger Konditormeister Carsten Wahl einiges gelernt.
Die eigenen leckeren Produkte können die Teilnehmerinnen in Tütchen mit nach Hause nehmen (von links): Lara Haschke mit Mutter Martina Schmidt, Janine Dickel mit Mutter Ruth Feckler. Sie haben beim Bad Berleburger Konditormeister Carsten Wahl einiges gelernt. © Eberhard Demtröder