Erndtebrück. Platter Reifen – und nun? Bastian Seiffert von der Erndtebrücker Fahrrad Galerie erklärt Schritt für Schritt, wie Sie den Schlauch wechseln.

Sommerferien – endlich Zeit für ausgiebige Radtouren mit Freunden, Familie oder auch allein. Doch was, wenn man plötzlich einen Platten hat und weit und breit keine Hilfe in Sicht ist? Gerade E-Bikes haben viel Gewicht und sind nur schwer über mehrere Kilometer zu schieben. „Grundsätzlich schadet es nie zu wissen, wie man dann einen kaputten Schlauch wechselt“, sagt Bastian Seiffert. Der passionierte Radsportler und Inhaber der Erndtebrücker Fahrrad Galerie gibt Tipps, wie es mit dem Wechseln eines defekten Schlauches klappt.

Doch bevor es ans Wechseln direkt geht, gibt es zuvor einiges zu beachten: „Es ist extrem wichtig, dass wir den richtigen Schlauch verwenden“, so Bastian Seiffert. Die Angaben finden sich auf den Verpackungen der Schläuche – und auf der Seitenflanke des Reifens. „Wenn die nicht übereinstimmen, macht es keinen Sinn, ihn zu wechseln.“ Schlauch, Luftpumpe und bestenfalls ein Reifenheber – das wird für den Schlauchwechsel benötigt, bevor man sich an die Arbeit macht.

In der Regel ist die passende Schlauchgröße für das jeweilige Rad auf dem Reifen aufgedruckt.
In der Regel ist die passende Schlauchgröße für das jeweilige Rad auf dem Reifen aufgedruckt. © Ramona Richter

Bastian Seiffert hat in seiner Fahrrad Galerie bereits alles für unseren Wechsel vorbereitet. Das Mountainbike ist bereits auf den Kopf gestellt. So lässt sich der Vorderreifen einfach ausbauen. Doch Achtung: „Der Ausbau des Hinterrads ist hierbei komplexer“, so der Fahrrad-Experte. Das liegt daran, da der Antrieb die Demontage erschwert. „Hat das Hinterrad einen Platten, sollte zunächst in den schwersten Gang geschaltet werden, um den Aus- und Wiedereinbau zu erleichtern. Wiederum sollte bei einer Nabenschaltung der Einstellgang ausgewählt werden.“ Aber auch das sei etwas, was mit ein bisschen Übung auch daheim klappt. Und dann geht es auch schon los:

Die einzelnen Schritte

Schritt 1: Nachdem das Rad ausgebaut wurde, prüfen wir den Reifen auf offensichtliche Beschädigungen. Danach drücken wir den Reifen von beiden Seiten in die Felgenmitte. „So lässt er sich später besser von der Felgenmitte wuchten“, erklärt der Profi.
Schritt 2:
Und das geht am besten mit einem Reifenheber. Einmal entlang des kompletten Rads wird der Reifen also über die Felge gewuchtet – und anschließend der alte Schlauch herausgezogen. „Dabei schaue ich immer, ob ich irgendwo etwas Talkum sehe. Dies könnte schon eine Defektstelle signalisieren.“
Schritt 3:
Jetzt geht es ans Abtasten der Reifeninnenfläche – aus gutem Grund: „Es ist wichtig, dass hier keine Risse oder Fremdkörper spürbar sind und die Felge keine scharfen Stellen aufweist. Sonst haben wir direkt den nächsten Platten“, erklärt Bastian. Ist dies nicht der Fall, kann es auch schon weitergehen – mit Schritt 4.
Schritt 4:
Und hier geht’s sprichwörtlich an den Schlauch: Dieser sollte nun korrekt und ohne Druck bzw. Spannung montiert werden. Wichtig hierbei: „Das Ventil darf bei der Montage nicht unter Spannung an der Ventilöffnung sein. Ebenso sollte je nach Übung bzw Belieben der Schlauch mit minimal Luft versehen werden, um Quetschungen vorzubeugen. Jedoch gilt auch hier: Weniger ist mehr!“
Schritt 5:
Nun kommt wieder der Reifenheber zum Einsatz, denn nun wird der Reifen wieder zurück in die Felge gedrückt, „den Reifenwulst jeweils zur Felgenmitte schieben und dabei darauf achten, den Schlauch nicht zu quetschen.
Schritt 6:
Ist der Reifen wieder aufgezogen und die Feststellmutter nochmal nachgezogen, geht es ans Aufpumpen. Aber Vorsicht: Der richtige Luftdruck – am besten einen Mittelwert vom Minimum und Maximum – ist entscheidend. „Viele fahren mit zu viel Druck. Sobald man dann über einen scharfen Gegenstand fährt, geht der Reifen viel zu schnell platt.“ Aber auch zu wenig ist nicht gut: Es kommt zu einem Durchschlag. „Der Schlauch schlägt ständig gegen die Felge und geht so kaputt.“ Übrigens: Wer auf den richtigen Luftdruck achtet, kann also auch schon präventiv etwas gegen einen Platten tun und „Verschleiß minimieren“.
Schritt 7:
Ist der Reifen aufgepumpt, kann er wieder am Rad montiert werden und die Fahrt geht weiter.

SOS-Kit hilft im Notfall

Wer noch nie einen Schlauch gewechselt hat, sollte dies aber zunächst üben, empfiehlt der Profi, der schon des Öfteren einen Fahrradschlauch für seine Kunden gewechselt hat. Aber wie schaut es eigentlich mit einem Flicken aus? „Natürlich kann man einen kleinen Riss oder Loch auch flicken – das setzt jedoch voraus, dass ich genau weiß, wo die defekte Stelle ist.“ Zudem halte ein Flicken nur vorübergehend. Dennoch: „Für den Notfall ist ein SOS-Kit auf jeden Fall zu empfehlen.“ Und hier gibt es zwei Varianten – einen selbstklebenden Flicken, oder aber die klassische Variante mit Kleber. „Ein Flicken sollte in keiner Radtasche fehlen.“

Ein neuer Radschlauch oder ein kleiner Flicken? Grundsätzlich sollte jeder zumindest einen kleinen Flicken dabei haben. 
Ein neuer Radschlauch oder ein kleiner Flicken? Grundsätzlich sollte jeder zumindest einen kleinen Flicken dabei haben.  © WP | Ramona Richter

Auf lange Sicht aber empfiehlt der Profi auch hier zum späteren Zeitpunkt den Schlauch zu wechseln, statt es beim Flicken zu belassen. „Da hat man länger was von.“ Und noch ein Tipp für vor der Fahrt: „Prüfen Sie vor der Tour, ob am Rad alles okay ist.“ Auch eine Inspektion sollte nicht vernachlässigt werden: „Viele wissen gar nicht, wie wichtig die Inspektion auch fürs Rad ist. Je eher Mängel festgestellt werden, desto mehr Ärger und Geld kann man sich sparen, gerade bei den doch teuren E-Bikes“, weiß der Profi. Ein geeigneter Zeitpunkt hierfür sind die Wintermonate – dann ist im Frühjahr das Rad wieder fit.

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