Bad Berleburg. Am Sonntag brennt es schon wieder im Parkhaus des Eins-A. Der Schandfleck beschäftigt Bad Berleburg. Und das hat eine Geschichte.

Der erste Impuls ist bei vielen gleich: „Wenn das Ding doch endlich weg wäre...“ Doch so einfach ist das nicht mit Bad Berleburgs prominentestem Schandfleck. Am Sonntag hat zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen wieder illegal entsorgter Sperrmüll im Parkhaus gebrannt und die öffentliche Diskussion flammt – um im Bild zu blieben – erneut auf. Grund genug, sich mit dem Eins-A zu befassen.

Eine lange Geschichte

1980 Anfang der 80er Jahre hatte die später insolvente „Immoba“ das Objekt an der Schulstraße errichtet. Neben dem Parkhaus umfasst es 6000 Quadratmeter Gewerbe- und Wohnflächen, die sich in Markt und die Ladenzeile an der Schulstraße sowie 19 Wohnungen aufteilen.

Der Bad Berlebuerg Eins-A-Komplex rechts von der Bahnlinie sieht von oben aus wie ein kleines Dorf.
Der Bad Berlebuerg Eins-A-Komplex rechts von der Bahnlinie sieht von oben aus wie ein kleines Dorf. © Hans Peter Kehrle | Hans Peter Kehrle

1987 ging die Immobilie nach einer mehrmonatigen Zwangsverwaltung in den Besitz der „Fundus“-Gruppe über.

2005 wurde erstmalig über die Schließung des Eins-A-Marktes diskutiert. Hintergrund war die Neuerrichtung eines Hit-Marktes an der Bahnhofstraße.

2007 Nach Recherchen der Westfalenpost kauft die „Heddon 3 S.à.r.L.“ aus Luxemburg den Gebäudekomplex.

2008 Nach dem Auszug des Eins-A-Marktes gibt es keine Perspektive für die Immobilie. Die luxemburgische Besitzergruppe hält sich bedeckt. Allerdings ist Rewe weiter Mieter.

2010 reagiert niemand in Luxemburg mehr auf Anfragen der Stadtverwaltung zur leerstehenden Immobile. Im November wird das Insolvenzverfahren über „Heddon 3 S.A.r.l.“ eröffnet und im Dezember endet der Mietvertrag mit Rewe.

2012 Noch sind acht der Wohnungen im Dachgeschoss des riesigen Betonkomplexes vermietet. Unten aber herrscht gähnende Leere. Nur noch eine Spielothek hält sich wacker. Im Juni 2012 berichtet die Stadtverwaltung, dass der Eins-A-Komplex an eine Immobiliengesellschaft verkauft worden sein soll. Wer das ist, bleibt unbekannt.

2015 die Eins-A-Immobilie hat mit dem Troisdorfer Investor Dieter Gawron einen neuen Besitzer. Trotzdem passiert nichts. Die Pläne von Investor Gawron und der Stadt liegen so weit auseinander, dass sie sich gegenseitig blockieren. Gawron wollte neben der Neuansiedlung des Lidl-Marktes vor allem Parkraum. Weitere Wohn- und Geschäftsgebäude mit einem speziellen, von der Stadt gewünschten Sortiment, seien nicht realisierbar, hieß es.

Der Eins-A-Komplex wird immer mehr zum
Der Eins-A-Komplex wird immer mehr zum "Lost Place" zu einem verlorenen Ort. Aufgebrochenen Türen und Fenster, Vandalismus und Vermüllung zeichnen die Räume des ehemaligen Einkaufskomplexes, der Wohnungen und des Parkhauses aus. © WP | Lars-Peter Dickel

2016 türmt sich Müll in den Hausfluren. Der Hausmeister, eine 450-Euro-Kraft, bekam keinen neuen Vertrag.

2017 Der letzte Mieter verlässt den Eins-A-Komplex. Spielhallenbetreiber Pierluigi Di Palma zieht an den Hilgenacker.

2018 ist „die Herausforderung die Neugestaltung des Eins-A-Geländes“, sagt Jörg Leh­nerdt von der Handelsberatungsgesellschaft BBE. Der Fachmann arbeitet an einer Neuauflage des Einzelhandelsgutachtens.

Immer wieder macht der Komplex Schlagzeilen durch Vandalismus: „Für den Eins-A-Komplex gibt es eine Abrissgenehmigung, von der aber noch kein Gebrauch gemacht wurde“, bestätigte der Kreis Siegen-Wittgenstein damals.

2019 sagen die Bad Berleburger ihre Meinung. Die Uni Siegen hat hat 707 Fragebögen ausgewertet. Eindeutig ist, dass das Eins-A-Gelände als attraktiver Standort gesehen wird, der die Innenstadt im Zusammenhang mit dem Marktplatz aufwerten kann. Im gleichen Jahr präsentierten Architekturstudenten der Uni Entwürfe einer Quartiersplanung mit Wohn- und Geschäftsgebäuden auf dem Areal.

2021 im Juni stellt das Land der Stadt 1,43 Millionen Euro für einen Zwischenerwerb der Immobilien zur Verfügung.

Angstraum Eins-A

Insgesamt elf Studierende des Departements Architektur der Universität Siegen präsentieren ihre städteplanerischen Entwürfe für das Eins-A-Areal in Bad Berleburg einem breiten Publikum im Foyer des Bürgerhauses am Markt.
Insgesamt elf Studierende des Departements Architektur der Universität Siegen präsentieren ihre städteplanerischen Entwürfe für das Eins-A-Areal in Bad Berleburg einem breiten Publikum im Foyer des Bürgerhauses am Markt. © WP | Lars-Peter Dickel

Allein neun Einsätze verzeichnet die Polizei an der Adresse in der Schulstraße in den letzten zwölf Monaten. „Zweimal waren es Randalierer, eine Sachbeschädigung, ein verdächtiges Fahrzeug und fünf Mal Feuer“, zählt der Sprecher der Kreispolizeibehörde Niklas Zankowski auf.

Bad Berleburgs Baudezernent Christoph Koch erklärt auf Nachfrage: „Das angesetzte Verhandlungsgespräch wurde vom Eigentümer abgesagt und hat insofern nicht stattgefunden.“ Ohne Klärung der Grundstücksfrage gibt es keinen Abriss. Und: Vandalismus und Feuer sind nur zu verhindern, wenn „der Eigentümer seinen üblichen Verpflichtungen als Grundstückseigentümer nachkommt.“