Bad Berleburg. Jetzt drohen dem Linken-Stadtrat Georg Sunke Konsequenzen aus der eigenen Partei. Die lässt die Stasivorwürfe nicht auf sich sitzen.
Der Ortsverband Wittgenstein der Partei Die Linke geht mit seinem noch amtierenden Ratsmitglied Georg Sunke hart ins Gericht und kündigt Konsequenzen an. Der Ortsverein weist die von Georg Sunke kürzlich erhobenen schweren Vorwürfe gegen die eigene Partei und speziell gegen den 2. stellvertretenden Ortsvereinsvorsitzenden, Frank Korthals, als „Falschbehauptungen“ zurück.
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Dazu verfassten die Vorstandsmitglieder Thorsten Fischer, Frank Korthals und die parteilose Bürgermeisterkandidatin Andrea Heuer eine gemeinsame Presseerklärung in der sie sagen: „Die aufgestellten Behauptungen entbehren im Ganzen der Wahrheit“.
Sunke spricht von „Wählertäuschung“
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Sunke hatte im Vorfeld des Wahlausschusses, der am Montag tagte, angezweifelt, dass die Wahlvorschläge seiner Partei ordnungsgemäß zustanden gekommen seien, warf dem Vorsitzenden Fischer „Wählertäuschung“ vor und unterstellte darüber hinaus Korthals, Mitarbeiter der Stasi der DDR gewesen zu sein. Der parteilosen Bürgermeisterkandidatin sprach Sunke ab, als Hebamme und Gastronomin für das Bürgermeisteramt geeignet zu sein.
Korthals war SED-Mitglied
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Als Erwiderung auf die Stasivorwürfe formuliert Korthals schriftich, „zu keiner Zeit offizieller oder inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der Deutschen Demokratischen Republik“ gewesen zu sein. Korthals sagt, er sei Soldat in der Nationale Volksarmee der DDR gewesen. Später war er Volkspolizist. Der 2. Stellvertretender Ortsvereinsvorsitzende geht auch offen damit um, früher SED-Mitglied gewesen zu sein. Diese habe er aber im August 1989 noch vor dem Mauerfall im November verlassen. Korthals ist nach der Wende in den Polizeidienst des Landes Berlin übernommen worden, aber Anfang der 1990er Jahre ausgeschieden. Erst 2019, also fast 30 Jahre nach seinem Austritt aus der SED sei er in die Partei Die Linke eingetreten. „Dies geschah nach langer reiflicher Überlegung und kritischer Auseinandersetzung mit seiner eigenen Vita, der Geschichte der DDR und dem von der SED begangenen Unrecht“, heißt es in der Stellungnahme, die Korthals, Thorsten Fischer und Andrea Heuer unterzeichnet haben.
Polizist in Ostberlin
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Bereits am Montagabend hatte Korthals gegenüber dieser Zeitung berichtet, dass er als Volkspolizist im Personen- und Objektschutz für diplomatische Einrichtungen in der DDR-Hauptstadt Ostberlin gearbeitet habe. Daraus muss Georg Sunke seinen „Stasivorwurf“ abgeleitet haben.
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Der zweite Punkt, den die Linke richtigstellen will, ist Sunkes Vorwurf der Wählertäuschung. Sunke behauptet, die Zusammenstellung der Kandidatenliste für die Kommunalwahl sei nicht demokratisch zustande gekommen. Hintergrund ist unter anderem, dass Georg Sunke vom Ortsverein weder für den Stadtrat noch für den Kreistag oder andere Aufgaben aufgestellt worden ist. Er schreibt aber, auf einer Reserveliste auf Platz eins gestanden zu haben, den nun Thorsten Fischer inne hat. „In den letzten Monaten vor der Kommunalwahl und der Mitgliederversammlungen in 2020 kam es zunehmend zu einer Entfremdung zwischen Georg Sunke und den Mitgliedern des Ortsverbandes“, heißt es in der Stellungnahme. Die Liste auf der Sunke an Platz eins stand, so erläutert Torsten Fischer, sei eine Liste mit potenziellen Mandatsträgern gewesen. Die habe Fischer herumgeschickt und um Einverständniserklärungen für eine Kandidatur gebeten. Sunke selbst habe auf eigenen Wunsch drei Exemplare erhalten, weil er zwei weitere Kandidaten ansprechen wollte. Anschließend seien die Einverständniserklärungen auch auf mehrfache Aufforderung nicht zurückgekommen. Auch bei der Wahlversammlung sei er nicht anwesend gewesen, um sich zu erklären und für einen Listenplatz zu bewerben. Daraufhin sei er auch nicht zur Wahl auf der tatsächlichen Reserveliste nominiert und gewählt worden.
Neutrale Wahlleiter
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Die Wahl sei im Übrigen vom Linken-Kreisgeschäftsführer Ullrich Georgi, dem Erndtebrücker Ortsverbandsmitglied Julius Scheffler und Heiko Boumann (Niederlaasphe) geleitet worden, die alle im Bezug auf die Bad Berleburger Kandidaten nicht wahlberechtigt und somit unparteiisch waren, so Fischer.
Der Ortsverein erwägt rechtliche Schritte gegen sein Mitglied und Frank Korthals bereitet eine Anzeige wegen Verleumdung vor.