Bad Berleburg/Amtshausen. Der Mann aus Bad Nauheim hat 100.000 Euro Sachschaden verursacht, als er in Amtshausen einen Unfall mit einem Tesla hatte und dann flüchtete.

Wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort musste sich ein 48-jähriger Mann aus Bad Nauheim vor dem Amtsgericht Bad Berleburg verantworten. Richter Torsten Hoffmann stellte das Verfahren nach langer Beweisaufnahme ein — doch der Preis dafür ist hoch: der Mann muss eine Geldauflage in Höhe von 9000 Euro zahlen, die dem Abenteuerdorf Wittgenstein zu Gute kommt.

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Dem angeklagten Geschäftsführer eines Spieleverlags wird vorgeworfen, in einer Novembernacht vergangenen Jahres einen Verkehrsunfall bei dem Bahnübergang zwischen Amtshausen und Leimstruth verursacht zu haben. Dabei soll der 48-Jährige mit seinem Tesla von der Fahrbahn abgekommen und in einen Zaun gefahren sein. Der Fremdschaden belaufe sich auf rund 10.400 Euro. Die Staatsanwaltschaft Siegen beschuldigt den Mann, zu Fuß vom Unfallort geflüchtet zu sein. Laut Richter Hoffmann sei in der Nacht außerdem ein Anruf eines Zeugen bei der Polizei eingegangen, der einen betrunkenen Tesla-Fahrer in Höhe des Albrechtsplatzes gemeldet hatte.

Unfall nachts um 4 Uhr

Strafen bei Unfallflucht

Wer sich unerlaubt von einem Unfallort entfernt, muss mit einer Geldstrafe oder aber einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren rechnen.

Ferner können auf die Flüchtigen zwei oder drei Punkte in Flensburg, maximal drei Monate Fahrverbot oder eine Entziehung der Fahrerlaubnis zukommen.

„Ich bin aus Willingen von einem Geschäftstreffen gekommen und war auf dem Weg nach Wilnsdorf, weil dort eine Tesla-Ladestation ist“, so der Angeklagte. Es sei schon spät in der Nacht gewesen, getrunken habe er aber nicht. Vielmehr habe er technische Probleme mit seinem Fahrzeug gehabt, welche womöglich gewirkt haben könnten, als sei Alkohol im Spiel gewesen.

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Gegen vier Uhr sei er dann beim Bahnübergang in Amtshausen gewesen: „Die Stelle war sehr unübersichtlich. Ich konnte die Fahrbahn nicht richtig erkennen, irgendwas hat mich geblendet. Dann kam mein Auto ins Schlittern“, erinnerte sich der Angeklagte.

Daraufhin sei er ausgestiegen und habe festgestellt, dass sein Auto nicht mehr fahrtauglich war — ein Reifen sei platt gewesen.

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„Ich wollte mir Hilfe holen, hatte aber keinen Empfang. Ich war fix und fertig wegen meinem Auto“, so der 48-Jährige. Auf vorbeifahrende Autos, die Hilfe hätten leisten können, habe er vergeblich gewartet. „Irgendwann bin ich zum Schluss gekommen, dass ich hier nicht weiterkomme und habe mich auf den Weg gemacht.“

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Zu Fuß habe der Angeklagte Amtshausen, Rüppershausen und Feudingen abgeklappert. Laut eigener Aussage habe er Hoffnung auf Hilfe und Empfang gehabt. „Alle Häuser waren stockduster, Autofahrer haben nicht angehalten“, erinnert sich der Mann auf der Anklagebank an seinen abenteuerlichen Fußmarsch. In Feudingen habe er dann kurz Empfang gehabt und den Tesla-Service angerufen. Dort habe er allerdings niemanden erreicht.

Tränen auf der Anklagebank

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„Wie wäre es, wenn Sie die 110 anstatt den Tesla-Service angerufen hätten?“, fragte Oberamtsanwältin Judith Hippenstiel fassungslos. Die 110 anzurufen — das sei dem Angeklagten laut eigener Aussage „in dem Moment nicht im Köpfchen gewesen“.

In Volkholz angekommen habe der Bad Nauheimer schließlich einen Bus mit Fahrtrichtung Siegen entdeckt und sei eingestiegen. Dort habe er noch versucht, seine Assistentin zu erreichen — vergeblich. Im Bus sei er schließlich eingeschlafen.

„Wir säßen nicht hier, wenn Sie einfach die 110 gewählt hätten“, redete Anklägerin Hippenstiel dem 48-Jährigen, bei dem einige Tränen kullerten, erneut ins Gewissen.

Ob die Versicherung des Angeklagten den 100.000 Euro hohen Schaden an seinem Fahrzeug übernehmen wird, ist noch unklar.