Bad Berleburg. Eine große Veränderungen in Wittgenstein steht in diesem Jahr auf dem Goetheplatz in Bad Berleburg an. Autofahrer und Anwohner sind gefragt.

Einen Parkplatz finden auf oder rund um den Goetheplatz in der Bad Berleburger Oberstadt, aber auch in den angrenzenden Straßen – leicht ist es oft nicht. Sowohl für Touristen, Gäste und Besucher, aber auch für die Anwohner. Und in diesen Tagen wird es nicht einfacher, denn: Die Umgestaltung der Platzfläche beginnt. Die Baumaschinen stehen im Grunde schon bereit. Und die Anlieger? Sehen die Entwicklung durchaus mit unterschiedlichen Gefühlen.

Der Gastronom

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„Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“, sagt Andreas Benkendorf, Hotelier am Platz und Betreiber des Restaurants „Alte Schule“. Der Gast wolle mit dem Auto am liebsten ganz nah ‘ran an sein Ziel. Und da sei es fatal, wenn er sage: Da fahre ich nicht mehr hin. Weil Baustelle ist und die Parkplätze fehlen. Und dann kämpft Gastronom Benkendorf ja ganz nebenbei auch noch mit dem Corona-Virus. Er plant auf jeden Fall einen Biergarten auf dem Platz für die Sommer-Saison, vielleicht sogar innerhalb des Rondells.

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„Wenn man drei Stunden parken kann, geht‘s“, findet Benkendorf mit Blick auf die geplanten Parkplatz-Provisorien während der Bauzeit für den Zeitraum von 9 bis 21 Uhr. Drei statt zwei Stunden und bis 21 statt nur bis 19 Uhr – dafür hatten sich Bad Berleburgs Politiker ausdrücklich eingesetzt. Zugleich werde er natürlich darauf achten müssen, so Benkendorf: Wer parkt zum Beispiel auf dem Privat-Parkplatz vor dem „Fliegenden Klassenzimmer“? Wirklich nur Hotelgäste?

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Aber: Für Dauerparker müsse es ja auch etwas geben, so der Hotelier. Da sei „die Stadt in der Pflicht“ – im Übrigen ebenso für die Zeit nach der Umgestaltung, weil der Kreis Siegen-Wittgenstein als Straßenverkehrsbehörde das mit Blick etwa aufs nötige Anwohner-Parken mit Nachdruck fordere. Und: „Wir allein haben 30 Mitarbeiter, die müssen hier in der Nähe parken können“, sagt Benkendorf. Auf dem neuen Goetheplatz sei das Dauerparken jedenfalls nicht geplant. Eigentlich „fehlt ein dickes Parkhaus mit 200 Plätzen“. Doch das sei teuer, und es mangele in der beengten Oberstadt auch an Platz dafür.

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„Es wird schwierig“, sagt der Gastronom mit Blick auf die Einschränkungen demnächst auf dem Goetheplatz. Er hofft, „dass sich die Berleburger zu Fuß zu uns aufmachen“. Schon jetzt lädt Benkendorf zur freitäglichen „Baustellen-Party“ ein – ab 12. Juni, immer ab 18 Uhr. Tisch-Reservierung erbeten.

Die Rentkammer

„Der Goetheplatz wird umgebaut – darauf freue ich mich“, sagt Johannes Röhl, Forstdirektor der Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer, ein weiterer Anlieger. „Dass dabei weniger Parkplätze herauskommen, war ja auch vorauszusehen.“

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Schon während der Bauarbeiten fällt zumindest ein Teil der aktuell rund 30 öffentlichen Parkplätze rund um das Rondell in der Platzmitte mit dem Friedensdenkmal und dem geplanten neuen Brunnen weg. Im Zuge der Umgestaltung sollen nur 16 neue entstehen. Bei der Rentkammer hat die Stadt Bad Berleburg bereits acht Stellplätze auf einem Grundstück an der Hochstraße angepachtet. Und es sollen noch mehr werden, so Röhl. Wenn erst einmal das Gewächshaus auf dem Gelände komplett samt Keller abgerissen sei, könnten Autofahrer vor der neuen Reithalle schätzungsweise zwölf bis 15 weitere Parkplätze erwarten.

Chance für Dauerparker

Im Bereich Goetheplatz, Parkstraße entlang der Schlossmauer und dem neu angelegten Parkplatz in der Hochstraße soll während der Umbauphase eine Parkzeit-Begrenzung von drei Stunden in der Zeit von 9 bis 21 Uhr gelten, so die Stadt Bad Berleburg.

Und: „Die Anwohner des gesamten Bereichs Schloßstraße bis Parkstraße werden über die geplanten Maßnahmen informiert. Sie haben neben den eigenen vorzuhaltenden Stellplätzen die Möglichkeit, zum Dauerparken Parkplätze der Rentkammer Wittgenstein im Berlebach anzumieten.“

Und wenn die Rentkammer neue Parkplätze am Berlebach geschaffen habe, so Röhl weiter, „werden wir die auch vermieten – vorzugsweise an die Gastronomie und Hotellerie am Goetheplatz“. Damit die künftigen 16 Parkplätze dort „auch wirklich den Gästen zur Verfügung stehen“.

Die Überlegung, Parkplätze am Krummen Acker zu schaffen, habe man inzwischen verworfen, so der Forstdirektor. Die hätten dann wohl gebührenpflichtig sein müssen, um ihren Bau wirtschaftlich überhaupt darzustellen – mit der Folge, dass auch öffentliche Parkplätze in der Umgebung nicht mehr gratis hätten sein können.

Die Anwohnerin

Kommentar: Zum Glück gebührenfrei

Wer über das Parkplatz-Angebot in den drei Kommunen Wittgensteins meckert, weiß es offenbar nicht zu schätzen, denn: Es ist sowohl in Bad Berleburg als auch in Bad Laasphe und in Erndtebrück durchaus vielfältig – zumindest in den drei Zentren.

Vor allem: Es ist gebührenfrei – ein großer Vorteil der Region gegenüber jeder größeren Stadt, etwa Siegen oder Marburg. Und das sollte auch so bleiben, will man in den drei Rathäusern die Kaufkraft binden und nicht ans Umland bis hinein nach Hessen verlieren.

Sicher: Sowohl in den Kernstädten der beiden Bäder als auch im Kernort der Edergemeinde gibt es so einige zentrale Stellen, an denen natürlich irgendwie jeder parken möchte: In Bad Berleburg ist es sicher die enge Oberstadt, in Bad Laasphe die Bahnhofstraße im Verlauf der viel befahrenen Bundesstraße B 62 und in Erndtebrück der Platz direkt vor den Eder-Arkaden. Aber diese Stellen halten sich räumlich in Grenzen.

Und in den umliegenden Ortschaften? Ist Parken in der Regel sowieso kein Problem. Obwohl auch hier Vorsicht geboten ist: In Bad Laasphe etwa ist eine Politesse im gesamten Stadtgebiet unterwegs – also nicht nur in der Altstadt.

Trotz allen mehr oder weniger großen Engpässen: Ich persönlich würde allen drei Wittgen­steiner Kommunen die Note „gut“ in Sachen Parkplätze geben – vielleicht auch als kleinen Vorschuss dafür, gerade an besagten neuralgischen Punkten noch ein bisschen mehr für Entspannung zu sorgen. Und der Autofahrer dankt’s.
Eberhard Demtröder

Ursula Buschmann ist Anwohnerin der angrenzenden Schloßstraße. Sie trauert dem alten Goetheplatz nach, für dessen Erhalt sie seit Jahren gekämpft hat. Nicht zuletzt mit 880 Unterstützern per Unterschriften-Aktion. Aber, wie sich jetzt zeige, ganz offensichtlich vergeblich.

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Der Parkdruck, der in der Oberstadt zu einem großen Teil vom Goetheplatz ausgehe, sei hoch, macht die Anwohnerin deutlich. Beispiel: Auf der westlichen Seite des Platzes parkten häufiger Autos – trotz Verbot, hat Buschmann festgestellt. Und die Stadt toleriere diese Falschparker offensichtlich. An fehlenden Kapazitäten im Ordnungsamt könne es nicht liegen, so die Anwohnerin – denn in der Corona-Krise seien offenbar genug Mitarbeiter da, um die Einhaltung der Abstandsregeln auch in der Oberstadt zu kontrollieren.

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Und während der Bauarbeiten werde das Parkplatz-Problem natürlich nicht geringer, schätzt Buschmann. Denn: „So viele Ausweich-Parkplätze gibt es hier oben nicht – weder auf Hochstraße noch hier bei uns in der Schloßstraße.“ Hier hätten viele Wohnungen keine eigenen Parkplätze auf dem Grundstück – und seien deshalb wohl auch nach der Umgestaltung des Goetheplatzes nur schlecht zu vermieten.

„Aufhübschen hätte gereicht“, findet Buschmann angesichts der Radikalkur für die Platzfläche. Und dafür hätten sicherlich jene rund 500.000 Euro an Eigenmitteln gereicht, welche die Stadt plus Förderung vom Land NRW jetzt für die Umgestaltung investiere. „Aber die Stadt wollte ja unbedingt die Fördergelder für einen autofreien Platz“, so Buschmann. „Die Politik hat einfach mehr Macht.“

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20 Jahre lang habe sie sich um die Pflege des Platzes gekümmert, erzählt die Anwohnerin. „Aber da werde ich jetzt keinen Handschlag mehr tun“, hat sie sich geschworen. Die einst blühenden Rosen auf dem Rondell – dahin. Der große Rhododendron – immerhin noch versetzt auf den Friedhof am Sengelsberg. „Traurig bin ich – natürlich. Das muss ich schon zugeben.“