Bad Berleburg. Wenn der Goetheplatz demnächst umgebaut wird, ist nicht nur Heimathistoriker Petry neugierig. Auch Archäologen haben das Areal im Blick.

Der Goetheplatz entwickelt sich mit Blick auf die anstehende Neugestaltung offenbar schon jetzt zu einer beliebten Grabungsstätte. Das wurde jetzt bei der Einwohnerfragestunde der Stadtverordneten-Versammlung deutlich. Funde von wirklich archäologischer Bedeutung seien zwar „unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“, schätzt im Gespräch mit unserer Redaktion der Bad Berleburger Architekt und Heimathistoriker Hans Friedrich Petry.

Die Zuschauer

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Ob interessierte Bürgerinnen und Bürger denn wohl als Zuschauer dabei sein könnten, wenn der Landschaftsverband Westfalen-Lippe im Verlauf der Bauarbeiten womöglich archäologische Funde zutage fördere, versteckt unter der heutigen Platzoberfläche? Das wollte in der Versammlung als „stadthistorisch und heimatkundlich interessierter Bürger“ Bernd Schneider aus der Moltkestraße von der Stadt wissen.

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Beigeordneter Volker Sonneborn bestätigt, dass die Stadt im Kontakt zum Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen stehe. Hier engagieren sich Fachleute für den Erhalt der Bodendenkmäler im gesamten Regierungsbezirk Arnsberg. Und wenn im Boden etwas auftauche, so Sonneborn weiter, würden die laufenden Bauarbeiten erst einmal gestoppt, um die jeweiligen Funde angemessen zu dokumentieren. Dies geschehe im Rahmen einer „archäologischen Baubegleitung“, sagt Dr. Eva Cichy, beim LWL wissenschaftliche Referentin. Inwieweit die Öffentlichkeit dabei zuschauen könne, das sei zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht zu beantworten, sagt Sonneborn.

Die Wahrscheinlichkeit

Auf den ersten Blick scheint die Wahrscheinlichkeit ja recht groß, dass die Archäologen fündig werden. Schließlich war nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Historische Stadt- und Ortskerne in NRW der heutige Goetheplatz als „Oberer Markt Standort der 2. Berleburger Stadtkirche“, die von Mitte des 16. bis Mitte des 19. Jahrhunderts dort existierte. Auch deshalb wurde das Areal mit der alten Kirche schließlich am 20. Juni 1990 „als ortsfestes Bodendenkmal in die Denkmalliste der Stadt Bad Berleburg eingetragen“.

Unter der früheren Stadtkirche habe zwar nachweislich die fürstliche Gruft gelegen, so Hans Friedrich Petry. Doch seien sterbliche Überreste 1856, also einige Jahre nach dem Abbruch der Kirche 1838 auf den fürstlichen Friedhof verlegt worden. Und als die Kirche seinerzeit abgebrochen worden sei, so der Heimathistoriker weiter, habe man schon damals „mit fünf Mann drei Tage nach dem Grundstein gesucht. Da kann eigentlich nicht mehr viel im Boden sein.“

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Sicher: Das alte Rathaus habe damals ebenfalls auf der heutigen Platzfläche gestanden – unterhalb der Kirche, etwa vom heutigen Brunnen und bis in das Areal der Alten Schule hinein. Beim Stadtbrand 1825 sei das Gebäude dann vernichtet worden. Und erst danach sei die eigentliche Fläche für einen Platz entstanden, auf dem es zeitweise auch ein Markt-Geschehen gegeben habe, macht Petry deutlich – „aber spät“. Vielleicht ergäben sich Funde ja im Zusammenhang mit der übrigen, sehr alten Vorgänger-Bebauung, spekuliert Petry, etwa Mauer-Reste am Rande des Platzes.

Die Tieferlegung

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Was den Architekten aber viel mehr bewegt: Der Bereich um das Denkmal herum solle ganz offensichtlich etwa 50 Zentimeter abgesenkt werden – so gehe es aus den Planungen hervor. Dann müsse aber auch das Denkmal selbst samt Fundament deutlich tiefergelegt werden. „Friedensdenkmal aufnehmen und auf neue Höhe versetzen“ lautet ein Hinweis im Ausführungsplan. Es steht laut Petry dort, wo früher vermutlich die fürstliche Gruft war. Und schon damals, beim 1. Werkstattgespräch im Mai 2013 zur Goetheplatz-Umgestaltung mit Bürger-Beteiligung, habe das Bodendenkmalamt klar gemacht: An der Oberfläche dürfe man nichts verändern. Ob das auch weiterhin gilt, wollen die LWL-Archäologen ebenfalls im Auge behalten.

Die weitere Entwicklung

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Die Entwicklung des Goetheplatzes „interessiert mich natürlich“, sagt Petry. Auch wenn sie jetzt vielleicht anders verlaufe, als er sich das vorstelle. Aber die Pläne und ih­re Umsetzung seien nun einmal politisch beschlossene Sache.