Bad Berleburg/Bad Laasphe. In Bad Berleburg wurde ein Fall der schweren Körperverletzung verhandelt. Der Angeklagte betont, er habe das Opfer nicht absichtlich angefahren.
Ein 19-jähriger Bad Laaspher stand am gestrigen Freitag wegen des Verdachts auf schwere Körperverletzung vor dem Bad Berleburger Amtsgericht. Er soll einen anderen jungen Erwachsenen angefahren haben. „Er hat sich auf das Auto geschmissen“, sagt der Angeklagte. Er habe ihn nicht absichtlich angefahren. Das Opfer trug Schürfwunden davon und brach sich den Fuß.
Bad Berleburg: Witz sorgt für Unverständnis im Gerichtssaal
Der Angeklagte schilderte die Tat vor dem Gericht wie folgt: Am 17. April vergangenen Jahres habe er sich zusammen mit Freunden bei einem Fast-Food-Restaurant in Bad Berleburg getroffen. Dort begegnete er laut eigenen Angaben auch das erste Mal dem späteren Opfer. Seine Mitfahrerin sprach jenen an und machte einen „Scherz“: Sie fragte laut Angaben des Angeklagten danach, ob sich ihr Freund im Wagen des Opfers befindet. „Wo war da der Witz?“, fragte Staatsanwältin Judith Hippenstiel. Den Witz verstand auch der 19-jährige Bad Laaspher nicht.
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Das spätere Opfer sei durch den „Scherz“ aggressiv geworden. Als der Angeklagte zusammen mit seinen Mitfahrern nach Hause fahren wollte, seien ihm das Opfer und dessen Freund gefolgt. „Sie sind uns direkt hinterher gefahren – mit Lichthupe und Fernlicht.“ Der 19-Jährige fuhr dann angeblich Wege, die er bisher noch nie gefahren ist, um nicht weiter verfolgt zu werden. Schließlich überholte das Opfer den Angeklagten und machte abrupt eine Vollbremsung. „Ich hatte Angst und meine Hände haben gezittert“, erzählt der 19-Jährige.
Angeklagter behauptet: Das Opfer habe sich bewusst auf die Motorhaube geschmissen
Das Opfer und dessen Freund stiegen aus ihrem Auto aus. Angeblich in dem Moment, als der Angeklagte mit seinem Wagen gerade nach links ausscherte, um vorbeizufahren. „Als ich zum Stehen gekommen bin, bin ich direkt wieder los.“ Dabei erwischte er das Opfer mit dem Auto. Der Tacho habe zu diesem Zeitpunkt 10 bis 20 km/h angezeigt.
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„Ich war fast vorbeigefahren. Dann hat er sich auf die Motorhaube geschmissen“, sagt der 19-Jährige. Das passierte gegen 21.28 Uhr. „Ich bin dann zur Polizei, um keine Fahrerflucht zu begehen“, sagt der Angeklagte. Seine Anzeige wurde dann um 22.15 Uhr aufgenommen. Der Angeklagte wirkt reumütig, als könne er sich die Situation im Nachhinein auch nicht erklären.
Bad Berleburg: Unstimmigkeiten sorgen für Irritation im Gerichtssaal
Richter Torsten Hoffmann findet es ungewöhnlich, dass sich jemand bewusst auf die Motorhaube schmeißt. „Und ich habe schon einige Fälle im Straßenrecht verhandelt“, sagt er. Er berichtet, dass auch gegen das Opfer ein Verfahren wegen Nötigung eingeleitet wurde. Das wurde allerdings eingestellt.
Schadensersatzansprüche meldete das Opfer nicht an. Es würde in diesem Fall Aussage gegen Aussage stehen, bemerkte Staatsanwältin Judith Hippenstiel. Auch das Fahrverhalten des Opfers habe gegen die ein oder andere Vorschrift verstoßen.
Bad Berleburg: Staatsanwältin kommt dem Angeklagten entgegen
Judith Hippenstiel macht dem Angeklagten und seinem Verteidiger ein Angebot. „Das gilt nur, solange die Zeugen noch nicht gehört worden sind.“ Sie spricht sich für Sozialstunden aus. Nach der Befragung der Zeugen würde dem Angeklagten vermutlich fahrlässige Körperverletzung und Unfallflucht angelastet, ebenso würde es fahrrechtliche Konsequenzen geben.
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Richter Torsten Hoffmann schlägt 80 Sozialstunden vor. „Ich werde meinem Mandanten erläutern, was das Angebot für ihn bedeutet“, sagt Verteidiger Arik Bredendiek. Nach kurzer Unterbrechung nimmt der Angeklagte das Angebot an. „Wir waren alle nicht dabei. Wir wissen nicht, was passiert ist“, sagt Verteidiger Arik Bredendiek. Staatsanwältin Judith Hippenstiel hebt hervor, was das Angebot für eine Chance wäre, wenn man bedenke, was noch im Raum stehe. „Spätestens als Sie weitergefahren sind, hätten Sie die Polizei anrufen müssen“, sagt sie zum Angeklagten. Er habe einen „strafbaren Fehler“ begangen: „Wenn jemand verletzt worden ist, muss man etwas unternehmen!“
Bad Berleburg: Richter stellt das Verfahren ein
Richter Torsten Hoffmann legt fest, dass das Verfahren eingestellt wird. Der Angeklagte soll 80 Sozialstunden innerhalb der nächsten sechs Monate beim Verein „Brücke Siegen“ ableisten. Der 19-Jährige, der gerade sein Fachabitur gemacht hat, zeigt sich erleichtert.
Er möchte Versicherungs- oder Industriekaufmann werden. „Wenn Sie eine Ausbildung bekommen, werden die Sozialstunden dementsprechend umgewandelt“, sagt Richter Torsten Hoffmann. Verteidiger Arik Bredendiek zeigt sich erfreut und hebt hervor, dass das Urteil „mit Augenmaß“ gefällt worden sei.
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