Bad Berleburg. Stoffmasken fehlen durch die Corona-Krise fast überall. Mehrere Frauen aus Bad Berleburg wollen helfen und nähen nun selbst Gesichtsmasken.

Stoffmasken fehlen durch die Coronavirus-Pandemie derzeit fast überall. Ulrike Schultz, Textilgestaltungslehrerin an der Städtischen Realschule Bad Berleburg, möchte helfen und näht zusammen mit 20 Frauen Stoffmasken. 130 haben sie schon an Wittgensteiner verschenkt. „Wir wollen der Gemeinschaft etwas zurückgeben“, sagt Ulrike Schultz. Die Nachfrage ist weiterhin groß.

Wie kam es zu der Produktion von Stoffmasken in Bad Berleburg?

Die 65-Jährige hörte im Radio davon, dass Schutzmasken gebraucht werden. Anschließend fragte sie im Bad Berleburger Raum nach. Schließlich ergab sich der Kontakt zu Frau Dr. Brigitte Piringer. „Sie erzählte mir, dass sie schon länger darüber nachgedacht hat, Masken herstellen zu lassen“, so Ulrike Schultz. Sie kannte allerdings niemanden, der das umsetzen konnte.

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Von der Kurapotheke Wolter hatte die Allgemeinmedizinerin bereits allergendichte Zwischenbezüge für die Maskenherstellung gesponsert bekommen. Durch den Bedarf ermutigt, begann Ulrike Schultz mit der Produktion. „Natürlich gab es auch noch ein paar Zwischenstationen“, betont die Lehrerin. So wurde zum Beispiel getestet, wie gut man durch die Masken atmen kann. „Dann haben wir das Ganze auf den Weg gebracht.“

Wie sehen die Stoffmasken aus und woraus bestehen sie?

„Die Masken sind, wie die üblichen Einmalmasken, in drei Falten gelegt“, erklärt Ulrike Schultz. Der innere Teil besteht aus allergendichtem Stoff und ist sehr luftdurchlässig. „Er speichert keine Feuchtigkeit“, erklärt die Textilgestaltungslehrerin. Gerade das ist bei Stoffmasken gewünscht, damit sie keinen Nährboden für Viren bilden können. Der allergendichte Stoff wird normalerweise verwendet, wenn man gegen Hausstaubmilben allergisch ist. „Das zieht man über Matratzen, Kopfkissen, und, und, und…“, erklärt Ulrike Schultz.

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Auf der Außenseite befindet sich ein anderer Stoff, der aus 50 Prozent Baumwolle und 50 Prozent Polyester besteht und sehr fein gewebt ist. „Der ist atmungsaktiv, aber dennoch sehr, sehr fest gewebt“, betont Ulrike Schultz. Die Durchlässigkeit der Viren soll dadurch gestoppt werden. „Die Maske ist auch waschbar bei 60 Grad. Bei 65 Grad kann man im Backofen die Viren vertreiben.“

Wer hat die Stoffmasken in Wittgenstein bekommen?

Bisher gingen die Stoffmasken an ambulante Pflegekräfte, Postboten, Tankstellen-Mitarbeiter und Feuerwehrleute aus Aue-Wingeshausen. „Natürlich ist auch mal eine an Oma und Opa gegangen“, sagt Ulrike Schultz. 200 neue Anfragen hat sie für die Stoffmasken.

Physiotherapeuten, Ärzte und Pfleger aus der Region haben sich gemeldet. „Meistens wollen die Menschen Stoffmasken haben, die viel mit anderen Leuten zu tun haben und dringend etwas brauchen“, erklärt die Lehrerin. „Wir wollen kranken Menschen helfen und Helfende damit schützen.“

Wer hilft in Bad Berleburg mit?

Die Praxis Piringer, die Kurapotheke Wolter, die Patchwork-Gruppe aus Aue-Wingeshausen, die Stadt Bad Berleburg und weitere Ehrenamtliche unterstützen das Projekt von Ulrike Schultz bisher auf vielfältige Art und Weise. Während die einen nähen, helfen die anderen mit Gummibändern, Stoffen oder ihrer Expertise weiter.

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Wiederum andere unterstützen die Produktion der Masken mit Geldspenden. „250 Euro habe ich für das Ehrenamt zum Beispiel von der Stadt Bad Berleburg bekommen“, erzählt Ulrike Schultz. Die Unterstützung, die sie erfahre, sei enorm. „Ich habe von Leuten aus Berghausen auch einfach Gummibänder an die Tür gehängt bekommen, die gehört haben, dass wir noch welche brauchen.“

Wie lernen die Helfer in Bad Berleburg die Maskenherstellung?

Die Textilgestaltungslehrerin zeigt den Helfern per Video, wie sie eine Stoffmaske herstellen können. „Ich kann sehr gut mit der Nähmaschine umgehen“, sagt die Berghäuserin. Momentan gäbe es aber mehr Menschen, die beim Nähen helfen wollen, als Material, das für die Masken zur Verfügung steht. „Ich warte auf die Lieferung.“

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Info:

- „Wir können gut noch Spenden gebrauchen“, sagt Ulrike Schultz. Es fehlen zum Beispiel Gummibänder, die bis 6 Millimeter breit sind. „Die Farbe ist egal“, sagt die Textilgestaltungslehrerin. Auch Geldspenden für die Stoffe sind möglich.

- Wer die Initiative unterstützen möchte, kann sich an Ulrike Schultz wenden. Sie ist unter der Telefonnummer 02751/51900 erreichbar.

- Die Stoffmasken sollen auch weiterhin kostenlos verteilt werden. Die Bad Berleburger Initiative stellt eine Universalgröße her.

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Bad Berleburg: Schneiderin Claudia van den Berg näht Gesichtsmasken

Die Schneiderin Claudia van den Berg hat, wie viele andere Selbstständige, mit der Corona-Krise zu kämpfen. Die Geschäfte, für die sie näht, haben geschlossen und die Kunden kommen auch nicht in ihr Atelier in Bad Berleburg. In der Not wird sie erfinderisch: Seit kurzem stellt sie Gesichtsmasken her. „Ich möchte in der Krise helfen“, sagt sie.

Corona: Gesichtsmasken in unterschiedlichen Farben und Mustern

Claudia van den Berg stellt die Masken in unterschiedlichen Farben und Mustern her. Der Kunde entscheidet, was er haben möchte. Das Gummiband an der Maske kann man variabel verstellen. „Ich habe auch einen Metallsteg eingenäht, sodass sie richtig auf der Nase und an den Wangen anliegt“, so Claudia van den Berg, die seit elf Jahren ihr Atelier im Ulmenweg in Bad Berleburg führt.

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Die nachhaltige Gesichtsmaske besteht aus mehrlagigem Baumwollstoff und ist wiederverwendbar. Ein Tunnel ermöglicht bei Bedarf das Einlegen einer zusätzlichen Einlage. Das Entkeimen ist durch das Waschen bei 60 Grad und im Backofen über 60 Grad möglich. 8,50 Euro kostet eine Gesichtsmaske.

Bad Berleburg: Stoffmasken für Otto-Normalverbraucher in Corona-Krise

Das Maskenangebot der Schneiderin richtet sich an den Otto-Normalverbraucher. So sollen dem medizinischen Personal und den Personen, die nah am Menschen arbeiten, die zertifizierten Atemschutzmasken aus dem Handel in möglichst ausreichender Menge zur Verfügung stehen.

Claudia van den Berg rechnet damit, dass auch in Deutschland bald die Maskenpflicht eingeführt wird. „In Österreich gibt es sie ja schon.“

Bad Berleburg: Gesichtsmasken sollen auf das Abstand halten hinweisen

Auf die Idee, die Gesichtsmasken herzustellen, kam die 47-Jährige durch eine Freundin: „Sie hat eine Praxis und hat mich gefragt, ob ich ihr Masken nähen kann.“ Das Ergebnis kam sehr gut an: „Meine Freundin sagte, dass die Gesichtsmasken total super sind! Da dachte ich: Warum soll ich aus der Krise nicht eine neue Möglichkeit schöpfen?“, so Claudia van den Berg.

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Ihre Masken sind vorrangig als Schutz für die Mitmenschen gedacht und weniger als Selbstschutz, um das Infektionsrisiko durch die Tröpfchenverteilung zu vermeiden und um ein äußeres Zeichen zu setzen: Bitte Abstand halten. „Das Tragen einer Gesichtsmaske sendet ein Signal der Höflichkeit und des Engagements, im Zweifel nicht andere anstecken zu wollen. Es soll auf den Ernst der Lage hinweisen“, betont Claudia van den Berg.

Wer eine Gesichtsmaske bei der Schneiderei Claudia van den Berg bestellen möchte, kann sich unter der Telefonnummer 02751/892613 melden.