Wittgenstein. 463 bedürftige Menschen in Wittgenstein sind auf die Ausgabestellen der Tafeln angewiesen - die mussten aber schließen. Es gibt keine Alternative.

Die Corona-Krise trifft uns alle – während Kinder und Jugendliche nicht mehr in Kita und Schule gehen dürfen, Arbeitstätige teilweise von zuhause aus arbeiten und Ärzte, Pfleger, Verkäufer oder auch Polizisten jetzt besonders gefragt sind, müssen auch die Bedürftigen unserer Gesellschaft zurückstecken. Denn im Zuge der Schutzmaßnahmen haben die zuständigen Tafeln ihre Ausgabestellen in Erndtebrück, Bad Berleburg und Bad Laasphe vorläufig geschlossen.

243 Personen in Bad Berleburg, 81 in Erndtebrück und 139 Personen in Bad Laasphe sind derzeit gemeldete Kunden der Tafeln Bad Berleburg-Erndtebrück und Biedenkopf (mit Ausgabestelle in Bad Laasphe). Bis zum 18. April in Bad Laasphe und bis zum 30. April in Bad Berleburg und Erndtebrück bleiben die Ausgabestellen vorerst geschlossen.

„Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, sagt Thomas Dörr, Vorstandsvorsitzender der Tafel Bad Berleburg-Erndtebrück. Doch zum Schutz der ehrenamtlichen Mitarbeiter – in den meisten Fällen aufgrund des vorangeschrittenen Alters in der Risikogruppe – und auch zum Schutz der Kunden sei es letztendlich nicht mehr zu verantworten gewesen, die Ausgabestellen weiterhin geöffnet zu lassen.

Keine realistischen Alternativen

„Reichlich schwer gefallen“ ist die Entscheidung der Schließung auch für die Verantwortlichen der Tafel in Bad Laasphe, teilt Vorstandsmitglied Manfred Masla auf Anfrage mit. „Angesichts der allgemein

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herrschenden Auflagen, sich und andere Menschen vor der drohenden Corona-Ansteckung zu schützen , gab es keine realistischen Alternativen“, so Masla weiter.

Etwa 80 ehrenamtliche Mitarbeiter engagieren sich für die Tafel in Bad Berleburg-Erndtebrück: „Viele davon sind im hohen Alter und müssen geschützt werden“, so Dörr. Viele der Leute, die Zeit haben, sich für die Tafel zu engagieren, seien eben schon im Rentenalter.

Kein Rückgang der Lieferungen

Was bis zum Schluss jedoch nicht festgestellt werden konnte, sei ein Rückgang der Lieferungen gewesen, zeigt sich Dörr dankbar. Ebenso dankbar ist er den ehrenamtlichen Mitarbeitern, die sich bis zur

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vorübergehenden Schließung für die Tafel engagiert haben.

Eine Alternative gibt es nicht, teilen sowohl Dörr als auch Masla mit. „Wir haben überlegt, ob es Mitarbeiter gibt, die sich zur Verfügung stellen können, aber das System kann man so schnell nicht ändern“, erklärt Dörr.

Schließung ist logische Konsequenz

Zunächst sei noch versucht worden, die Ansteckungsgefahr bei der Ausgabe zu begrenzen: Die Kunden wurden einzeln in die Räumlichkeiten eingelassen und durften nichts anfassen, Desinfektionsmittel wurde zum Schutz eingesetzt. Aber letztendlich war die Schließung die einzig logische Konsequenz in Anbetracht der Lage.

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Zudem fallen aufgrund der Feiertage an Ostern auch nicht allzu viele Ausgabe-Tage aus. „Man muss bedenken, dass wir kein Primärversorger sind“, erinnert Dörr. Die Tafel dürfe nur aussortierte, aber noch verzehrfähige Lebensmittel einsammeln und an nachweislich Hilfsbedürftige weitergeben.

Ein Ausnahmezustand, der hingenommen werden muss

Auch Masla macht klar, dass Tafeln keine Grundversorger sind: „Die Tafelbewegung stellt nicht die Grundversorgung durch Lebensmittel der hiesigen Bevölkerung sicher, sondern versucht das angespannte Haushaltbudget der Abholer über diesen Weg merkbar zu verbessern. Wir müssen leider hinnehmen, dass dieses Ziel in diesen Tagen des ‚Ausnahmezustandes‘ nicht erreicht wird.“

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Wann der Tafelbetrieb wieder losgehen kann, damit ist Dörr noch zurückhaltend. „Da muss man vorsichtig sein. Es wird Ende April nicht mit einem Schlag alles vorbei sein.“ Daher wolle sich der Vorstand der Tafel Bad Berleburg-Erndtebrück in der Woche nach dem 19. April noch einmal zusammen setzen und beraten, wie weiter verfahren werden soll.