Wittgenstein. In der Coronakrise arbeiten auch die Mitarbeiter der Lokalredaktion weitgehend im Homeoffice. Das fordert Kreativität. Ein Blick in die Büros.
In den vergangenen Tagen hat sich durch Corona viel verändert – auch bei uns in der Redaktion. Wir bleiben zu Hause – na jedenfalls fast alle. Und trotzdem können sie täglich die wichtigsten Nachrichten aus Bad Berleburg, Bad Laasphe und Erndtebrück bei uns lesen – online und gedruckt. Wie das funktioniert? Das lesen Sie hier.
Christiane Sandkuhl, Redaktionsassistenz
Christiane Sandkuhl hält als einzige die Fäden zusammen und arbeitet – ganz allein – in der Redaktion. Das geht, weil alle andere Kollegen im Homeoffice sind.
Eberhard Demtröder, Reporter
Daheim ist es natürlich ein bisschen gemütlicher – und insgesamt auch ruhiger. Allerdings muss man sich gerade an Letzteres auch erst gewöhnen. Mit der Technik klappt es überraschend gut. Jedenfalls, sobald man den Bogen raus hat, in welchen Apps oder Programmen man am besten auf welchem Computer arbeitet: Heim-PC oder Dienst-Laptop, natürlich beide aktiviert. Schön bei Hunger oder Durst: Man geht einfach bei Bedarf zum Kühlschrank in die Küche – natürlich ein absolutes Plus in der Corona-Krise. Die Wege in den Pausen aus der Redaktion zur Döner-Bude oder in die Bäckerei entfallen. Manchmal ist es echt ein Problem, an zwei aufgestellten Computern mit zwei Funkmäusen zu jonglieren. Und: Das W-LAN schwächelt manchmal, klar. Ein bisschen aufpassen muss man, nicht mit „Privat“ und „Arbeit“ durcheinander zu kommen. Oder anders: Bloß nicht die Telefon-Konferenz der Redaktion verpassen, weil man zwischendurch mal kurz die Klamotten aus der Waschmaschine zum Trocknen auf die Leine hängt. Und nicht zuletzt: Die lieben Kolleginnen und Kollegen fehlen im Homeoffice doch sehr. Der nette Plausch oder ein Scherz zwischendurch mit dem Gegenüber am Schreibtisch, die Konferenz-Runde live in den Redaktionsräumen mit echten Menschen, die „Sofort-Hilfe“ aus dem Team, wenn man bei der Recherche mal nicht weiterkommt – wann ist Corona endlich vorbei?
Lisa Klaus,Reporterin
Ich gehöre zu der Sorte Menschen, die immer versuchen, alles positiv zu sehen. So also auch die derzeitige Situation und die Verbannung ins Homeoffice. Es ist auf jeden Fall bequemer, denn ich habe mich auf meiner großen Couch mit kleinem Klapptisch für den Schoß eingerichtet – mit Blick auf die Terrasse und den Garten, in dem der Frühling gerade seine ganze Pracht entfaltet, Vögel zwitschern, Eichhörnchen durch das Gras huschen und ab und an auch mal ein Reh zu Gast ist. Das bringt auf jeden Fall eine ganz neue Ruhe in den Arbeitsalltag. Diese Ruhe kann aber auch schnell erdrückend werden, wenn man den manchmal wuseligen Betrieb in der Redaktion und die Kollegen vermisst. Keine Termine außer Haus mehr, alles wird am Telefon erledigt. Wir, die wir berufsbedingt so oft und viel unter den unterschiedlichsten Menschen sind, machen jetzt wie Einsiedler die Zeitung für Sie fertig. Keine kurzen Schwätzchen in der Kaffeeküche, die die Arbeitsatmosphäre so angenehm machen. Keine Absprachen auf Zuruf über den Schreibtisch. Viel weniger schlechte Witze. Aber auch hier sehe ich das Ganze auch wieder positiv: Wir haben das Glück, weiter arbeiten zu können und müssen nicht um unsere Existenz fürchten. Und die Umstellung fordert von uns eine ganz neue Kreativität, die die grauen Zellen ordentlich auf Trab hält.
Ramona Richter,Reporterin
Homeoffice – oder wie es die ersten Tage am besten beschreibt: Der Kampf mit den Geräten. Denn Technik ist nun wirklich nicht meins und das führte nicht selten zu Frustkeks-Orgien, als ich nach meinem Umzug versuchte, Laptop und Smartphone in Gebrauch zu nehmen. Aber zum Glück gibt es liebe Kollegen, die sich damit auskennen und jederzeit per Mail oder Telefon erreichbar sind. So klappt nun auch das Arbeiten im neuen und heimischen Büro – nicht weit von der geliebten Kaffeemaschine entfernt. Natürlich ist es zu Beginn noch ungewohnt, alleine zu arbeiten. Vor allem der persönliche Kontakt zu den Kollegen und zu den Interviewpartnern fehlt mir sehr. Beim Telefonieren bleiben dann doch einige Emotionen auf der Strecke – kein Wunder bei der Distanz. Als Reporterin liebe ich es unterwegs zu sein, persönliche Gespräche zu führen und zu fotografieren. Aber es gibt auch gute Seiten am Homeoffice: Man wächst über sich hinaus, wird schneller und kreativer – zumindest fühlt es sich für mich so an. Und, es zeigt sich, wie wichtig das Internet heutzutage ist. Denn es bietet uns auch Chancen: So auch die Chance Sie, aber auch uns selbst schnell zu informieren und zumindest virtuell mit den Kollegen im Austausch zu bleiben – auch, wenn vielleicht nicht jedes Wort in der Telefonkonferenz auf Anhieb akustisch verstanden wird.
Ina Carolin Lisiewicz,Volontärin
Seitdem ich von Zuhause aus arbeite, spare ich jeden Tag rund 80 Minuten ein. Denn so viel Zeit benötige ich mit dem Auto von Hilchenbach nach Bad Berleburg und zurück. Die gewonnene Zeit kann ich für andere Dinge nutzen. Auch zu Terminen muss ich jetzt nicht mehr fahren. Ein Pluspunkt fürs Klima! Hinzu kommen die flexiblen Arbeitszeiten und mehr Freiheiten im Homeoffice: Wenn ich nicht gerade telefoniere, kann ich die Musik zum Beispiel so laut laufen lassen, wie ich möchte. Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich effektiver arbeite und mehr schaffe, weil es im Homeoffice weniger Ablenkung als in der Redaktion gibt. Durch das Arbeiten von Zuhause wird Privates und Berufliches aber auch viel mehr vermischt: Vor dem Coronavirus bin ich jeden Tag in die Redaktion gefahren. Schon allein durch den Ortswechsel konnte ich Privates und Berufliches klar trennen. Jetzt muss ich aufpassen, dass ich nicht auch außerhalb der Arbeitszeit auf meinen Laptop schaue und wieder anfange zu arbeiten. Das fällt mir schwer. Am meisten fehlen mir jedoch die persönlichen Begegnungen – sei es mit den Kollegen oder den Menschen in Wittgenstein. Es ist viel schöner, jemandem in die Augen zu schauen, wenn er mir seine Geschichte erzählt.
Florian Runte, Sportreporter
Erfreulich ist, dass ich im „Heimbüro“ an einem Tisch mit meiner Frau arbeite. So viel gemeinsame Zeit wie jetzt hatten wir bislang nur in den Flitterwochen – statt dem Surfbrett steht diesmal aber der Küchentisch im Mittelpunkt – unser gemeinsamer Schreibtisch im „Heimbüro“. Auf der Hälfte zur Wand hin entsteht der Lokalsport unserer Zeitung, auf der Hälfte zur Küchenzeile hin der Jahresabschluss der Universität Siegen. Ich höre bei ihren Selbstgesprächen viel von Nachkalkulationen oder von PSP-Elementen. Was immer das sein mag. Und ich lerne neue Seiten an meinem Sonnenschein kennen, der zum Donnerwetter werden kann, wenn sie nicht selbst verursachte Probleme im Eiltempo ausbügeln muss. Meine Frau hadert mehr mit der Situation als ich, weil sie sich – anders als ich – erstmals für das Homeoffice organisieren muss, was einiges an Zeit frisst. Und, weil die Umstände nicht wirklich toll sind. Uns beiden würde ein zweiter Bildschirm das Arbeiten leichter machen, auch die Esstischstühle sind definitiv nicht geeignet für stundenlanges Vor-Dem-Bildschirm-Hocken. Dafür ist der Weg zum Wasserkocher und zum Kühlschrank kurz. „Was berichtet ihr jetzt eigentlich im Sport, wenn nichts mehr stattfindet“, werde ich in den vergangenen Tagen immer wieder gefragt. Für den Moment befassen wir uns natürlich mit den Auswirkungen und möglichen Folgen der Pandemie für den Sport. Dazu kommt uns zugute, dass wir ohnehin an zwei oder drei Tagen in der Woche Themen und Geschichten beleuchten wollen, die nicht unmittelbar mit dem aktuellen Geschehen zu tun haben – nun sind es dann eben sechs Tage. Hand aufs Herz: Ich bin nicht böse drum, dass die intensive Phase, in der sich die Berichte über das Geschehen im Fußball, diversen Hallen(ball)sportarten, im Wintersport und die vielen, vielen Vereinsversammlungen ballen, diesmal drei Wochen früher als sonst ihr Ende fand. Nun schlägt es aber ins totale Gegenteil um – und schon jetzt fühlt sich dies an, wie ein Entzug. Keine Frage: Eine Berichterstattung ohne Tore und Action schmeckt wie eine Suppe ohne Salz und Gewürze.
Philipp Singer, Mediengestalter
Als das erste Mal „Homeoffice“ im Gespräch war und ich die Anleitung mit den Installationsschritten für das mobile Arbeiten bekommen habe, hätte ich nicht gedacht, dass es so schnell Realität wird und welche Dimension die Corona-Krise angenommen hat. In Krisenzeiten gilt: Wer bestehen will, braucht eine gute und vor allem „neue Idee“. Homeoffice ist aktuell wie nie, jedoch ist die Situation in diesem Ausmaß für uns alle neu. Auch wenn das Arbeiten Zuhause nicht so komfortabel wie am Desk ist und die ersten Umstellungsprobleme behoben sind, befinden wir uns auf einem guten Weg. In diesem Sinne bleiben Sie alle gesund!
Manuela Nossutta,Grafikern
Mein Kater Simba genießt die Zeit mit mir, sonst ist er tagsüber ja immer alleine zuhause. Jetzt streunt er immer um mich herum. Ich arbeite normalerweise im Pressehaus in Hagen und kümmere mich um Grafiken und Logos. Die Redaktionen rufen mich an oder schreiben mir, was sie benötigen. Die Technik funktioniert überraschend gut an meinem provisorischen Heim-Arbeitsplatz. Übrigens sitze ich auf dem Bürostuhl meiner Tochter aus Jugendtagen, der eigentlich längst ausrangiert ist. Die Arbeit ist gar nicht so anders als sonst, außer dass Simba immer dabei ist.
Lars-Peter Dickel, Redaktionsleiter
Kurze Wege zur Arbeit hatte ich schon immer. Doch statt der paar hundert Meter die Poststraße runter sind es jetzt nur fünf Meter vom Bett an den Schreibtisch oder in die Küche. In diesem Dreieck spielt sich mein Berufsleben jetzt ab. Dank Telefonweiterleitung auf das Handy und Dienstlaptop und WLAN, kann ich von zuhause aus fast alles genauso einfach erledigen, wie in der Redaktion. Die meisten Nachrichten kommen ja auch schon lange nicht mehr per Post sondern per E-Mail. Die kann ich inzwischen von jedem Ort der Welt abrufen. Also ist die Arbeit in den eigenen vier Wänden doch eigentlich auch kein Problem. Stimmt aber nicht ganz. Denn Telefonkonferenzen und Videokonferenzen strukturieren meinen Tag nun stärker als der kurze Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen im Büro. Der Zuruf im Chat ist eben nicht das Gleiche. Aber eines ist toll: Die Kreativität, mit der unser Team mit der Situation umgeht. Die Krise bringt also auch viel positives zum Tragen.
Karin Masannek,Blattmacherin
Im Moment komme ich noch jeden Tag ins Pressehaus in Hagen – allerdings schon lange nicht mehr wie sonst mit Bahn und Bus, sondern streng isoliert von der Außenwelt im eigenen Auto. Das ganze Großraumbüro habe ich meistens für mich allein, nebenan arbeiten in separaten Räumen noch zwei bis drei Kolleginnen und Kollegen. Also alles ein bisschen einsam hier. Und draußen vor der Tür, wo sonst Gehupe und Gerangel um knappe Parkplätze an der Tagesordnung sind, herrscht selbst hier in der Innenstadt gespenstische Ruhe.