Bad Berleburg. . Eine ausführliche Begründung der Arnsberger Richter liegt inzwischen vor und ist auch im Internet-Auftritt des Landgerichts nachzulesen. Die Pacht-Verhandlungen für ein spezielles Wisent-Areal bei Kühhude laufen unterdessen weiter.

Die Urteilsbegründung des Richterspruchs vor dem Landgericht Arnsberg zum Streit zwischen dem Trägerverein der „Wisent Welt Wittgenstein“ und Waldbauern aus dem Schmallenberger Sauerland liegt dem Trägerverein nun vor. Dies bestätigten sowohl der Medienbeauftragte des Vereins, Dr. Michael Emmrich, als auch der Vorsitzende Bernd Fuhrmann auf Anfrage der Heimatzeitung. Inzwischen ist das Urteil samt Begründung auch im Internet zu finden.

Zur Erinnerung: Das Landgericht hatte dem Verein in seinem Urteil aufgetragen, „geeignete Maßnahmen“ zu ergreifen, um die Wisentherde daran zu hindern, die privaten Waldgebiete der Hochsauerländer Waldbauern zu betreten. Dort hatten sie erhebliche Schälschäden verursacht. Die Verantwortlichen des Trägervereins der Wisent-Welt hatten ihrerseits stets betont, für die Schäden finanziell aufzukommen.

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„Die Urteilsbegründung ist unserem Rechtsanwalt zugegangen, der uns die Begründung nun weiterleiten wird“, bestätigte Dr. Michael Emmrich der Heimatzeitung.

Beratung im Vorstand

Nun werde man sich mit dem Rechtsanwalt zusammensetzen, um die Begründung intern zu prüfen und eingehend zu bewerten. Weiterhin sei man daran interessiert, mit den Klägern aus dem Hochsauerland zu einer einvernehmlichen Lösung zu kommen.

Bernd Fuhrmann wurde im Gespräch mit der Heimatzeitung noch ein wenig konkreter. Er führte aus, dass die Urteilsbegründung nun bis Ende des Monats mit dem Rechtsanwalt ausgewertet werde, um mögliche Ergebnisse dann im Rahmen der für den 30. November anberaumten Vorstandssitzung des Trägervereins vorzustellen, zu diskutieren und darauf aufbauende Beschlüsse bezüglich der nächsten Schritte zu fassen. „Und wir wollen weiterhin auch das Gespräch mit den betroffenen Waldbauern suchen“, betont Fuhrmann.

Ideales Quartier für Wisente

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Eine mögliche Lösung, die Wildrinder aus den Sauerländer Wäldern wieder in die eigentliche Heimat zu locken, könnte weiterhin die Anpachtung von Grünflächen an der Kühhude sein. Wie berichtet plant die Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer, 13 bis 20 Hektar artenreiches Grünland rund um Kühhude zu pachten. Offenbar laufen diesbezüglich weiterhin die Verhandlungen mit den Flächen-Eigentümern. Dies bestätigte Fuhrmann. Ein neuer Stand könne aber nicht vermeldet werden.

Grundlage dieser Idee, der frei umherstreifenden Wisentherde ein ideales Quartier anzubieten, sind Untersuchungen von Dr. Michael Petrak, dem Leiter der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung des Landes NRW.

Strukturvielfalt gefragt

Petrak begleitet das Wisentprojekt schon seit Beginn und hat die Wanderungsbewegungen der Tiere ebenso verfolgt wie deren Vorlieben analysiert. Herausgekommen ist dabei, dass die Herde „Partien mit einer großen Strukturvielfalt schätzt“. Die Tiere suchen sich Wiesenkomplexe, auf denen Rohrglanzgras-Röhricht, Mädelsüß, Spitzblütige Binsenflur und Pestwurzflur zu finden sind oder Storchenschnabelwiesen. Diese Vielfalt hat Petrak unter anderem auch in Kühhude festgestellt. Also ein abwechslungsreiches, aber eben auch sehr konzentriertes Nahrungsangebot, das die Tiere sehr schätzen.

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Nun gilt es für den Trägerverein, sowohl die richtigen Schlüsse aus der Urteils-Begründung zu ziehen, mit dem Versuch der Anpachtung von Grünflächen über die Rentkammer das Urteil quasi parallel bereits umzusetzen und zudem die angekündigten Gespräche mit den Waldbauern zu suchen.

Wisent-Urteil im Internet: www.justiz.nrw.de/nrwe/lgs/arnsberg/lg_arnsberg/ 2015/ 2_O_323_14_Urteil_20151016.html