Arnsberg. . Im Rothaargebirge wurden Wisente in einem Vorzeigeprojekt ausgewildert. Doch private Waldbesitzer beschweren sich. Nun schlossen Trägerverein und geschädigte Waldbauern vor Gericht einen Vergleich.
Wenn die Wisente das wüssten? Waldbauern und Artenschützen liegen sich ihretwegen in den Haaren. Und die zwölf Tiere? Sie machen sich keinen Kopf, sie ziehen dahin, wo es ihnen schmeckt. Auf dem Speiseplan der in freier Wildbahn lebenden Herde steht bevorzugt Rinde von Buchen am Rothaarkamm.
Die Schäden im Wald in Schmallenberg-Oberkirchen bleiben unübersehbar. Und die betroffenen Waldbauern sind auf dem Baum. Zwei von ihnen, Georg Feldmann-Schütte und Hubertus Dohle, streiten mit dem Trägerverein Wisent-Welt-Wittgenstein des Artenschutzprojektes vor Gericht.
Was sie wollen? „Wir wollen die Tiere nicht mehr auf unserem Eigentum sehen“, sagt der 49-jährige Dohle. Ihm gehören 35 Hektar Wald. „Es geht um die Zukunft unseres Bestandes. Mit Geld lässt sich der Schaden nicht aufwiegen.“
Erste Annäherungsversuche
Sie kämpfen um ihr Recht, um den Schutz ihres Besitzes. Vor der 2. Zivilkammer am Landgericht Arnsberg sehen sich die Parteien gestern wieder. Aktenzeichen I-2 O 323/14. Saal 106, 11.30 Uhr. Der Vorsitzende Richter Jörg Maus hört erste Annäherungsversuche von Stephan Hertel, Anwalt des Trägervereins. So werde daran gearbeitet, die Futterflächen im Wittgensteiner Teil des Projektes zu verbessern, auch gebe es Überlegungen, einen 1,3 Kilometer langen Zaun am Rothaarkamm zu bauen, um die Herde an den offenbar zu beliebten Fressplätzen in Oberkirchen vorbei zu steuern: „Wenn denn die Tiere so denken wie wir.“ Letztlich abhalten könne man die Tiere nicht. „Nur, wenn sie eingefangen werden - und das ist das Ende des Projektes.“
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Vage Antworten
Mit vagen Antworten will sich die Gegenseite um Verteidiger Hans-Jürgen Thies nicht abspeisen lassen. Wieder würde Zeit ins Land gehen, wieder würde nichts passieren, wieder gebe es die gleichen Probleme. „Mir ist der Erfolgsdruck für Lösungen in unserem Sinne zu gering. Es geht um die Verhütung von Schäden, um Prävention. Wir reden über 10 000 Euro.“ Richter Maus hört gut zu, weiß wie der Ausgang dieses Verfahrens von anderen Waldbauern verfolgt wird und ahnt: „Mit einem Urteil lassen sich die widerstreitenden Interessen nicht klären.“ Der 57-Jährige schlägt einen Zwischenvergleich vor und regt ein Mediationsverfahren an. Am Ende braucht es mehr als zwei Stunden, bis sich Waldbauern und Trägerverein darauf verständigen.
Sechs Monate Zeit
Worauf? Der Trägerverein verpflichtet sich, in den nächsten sechs Monaten alles zu unternehmen, um die Tiere am Betreten der Grundstücke der Waldbesitzer zu verhindern. Wie? Die landeseigenen Wildforschungsstelle soll mit geeigneten Maßnahmen helfen, den Appetit der Tiere auf Baumrinden zu zügeln und sie zum Fressen ins Wittgensteiner Land zu locken. Auch wird der eingangs erwähnte Zaun Wirklichkeit, um einen Übertritt in den Hochsauerlandkreis verhindern.
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Auch lassen sich die Beteiligten auf ein Mediationsverfahren ein. Einen Schritt, den Johannes Röhl, Vorstandsmitglied des Trägervereins, begrüßt: „Uns liegt es am Herzen, die Ressentiments abzubauen.“ Und Verteidiger Thies ist zufrieden: „Wir halten den Erfolgsdruck hoch.“ Wenn nichts greift, sieht man sich am 16. Oktober vor Gericht wieder. Den Wisenten ist das egal. Sie wandern. Acht Kilometer auf der Nord-Süd- und zwölf auf der Ost-West-Achse. Sie machen sich keinen Kopf.