Warstein/Soest. Wieder hat die Hoffnung der Warsteiner, dass sie bald zur Normalität zurückkehren können, einen empfindlichen Dämpfer erhalten: Die Reisewarnung und auch die übrigen vom Kreis verfügten Einschränkungen (keine Wasserentnahme aus der Wäster) bleiben bis mindestens Montag, 16. September, bestehen. Grund für diese Entscheidung ist die hohe Legionellenbelastung im Abwasser der Brauerei.

Es bleibt dabei: Die Empfehlung des Kreises Soest wegen der Legionellen-Epidemie nicht nach Warstein zu fahren, ist weiterhin gültig. Der Krisenstab mit dem Experten Dr. Martin Exner an der Spitze, sieht noch keinen Grund für eine Entwarnung, weil es nach dem Legionellen-Fund in der Warsteiner Brauerei noch Sicherheitsmaßnahmen zu treffen gilt.

Hohe Konzentration an Legionellen-Werten

Vor allem die hohe Konzentration nach Auswertung der Proben vom 6. September war entscheidend. Laut Professor Dr. Exner beträgt der Wert am Ablauf des Abwasserbeckens 2,5 Millionen Legionellen auf 100 Milliliter. Dies entspricht fast exakt dem Wert, der auch im Klärbecken des Ruhrverbandes (3 Millionen) ermittelt worden ist.

Die Warsteiner Brauerei muss nun, auch auf Druck aus dem NRW-Umweltministerium, schleunigst Vorkehrungen zur Desinfizierung des mit Legionellen belasteten Abwasserbeckens treffen. Die Umsetzung der technischen Maßnahmen geht allerdings nicht von heute auf morgen.

Sie braucht Zeit. Über das bevorstehende Wochenende soll bereits mit Hochdruck daran gearbeitet werden. Das von Legionellen befallene Klärbecken wird abgedeckt, zusätzlich wird eine UV-Desinfektionsanlage installiert. Für diese Maßnahmen hat die Brauerei bis Mittwoch, 18. September, eine Frist gesetzt bekommen.

Bürger in Warstein müssen weiterhin Geduld haben

„Wir müssen die Warsteiner Bürger weiter um Geduld bitten“, machte Wilhelm Müschenborn, der Pressesprecher des Kreises, deutlich, dass der Krisenstab sich diese Entscheidung "im Sinne des Gesundheitsschutzes" nicht leicht gemacht habe. Wäre es bei den Legionellen-Funden in der kommunalen Kläranlage geblieben, hätte der Krisenstab die Reisewarnung aufheben können. Müschenborn: "Schriftlich hat uns der Ruhrverband versichert, dass seine Maßnahmen bis Freitagabend abgeschlossen sind."

Die Kläranlage in Warstein geriet nach Legionellen-Befunden Anfang September in den Fokus der Öffentlichkeit. Von dort sollen Keime durch das Wasser der Wäster in das Kühlbecken der Firma Esser bei Belecke geraten sein. Über die Rückkühlanlage wurden Bakterien in die Luft gepustet. Diese Kette löste eine der größten Legionellen-Epidemien mit aktuell 165 registrierten Erkankten aus.

Obwohl die Erkrankungswelle in Warstein seit dieser Woche schlagartig zurückgegangen ist, bleibt die Reisewarnung für das Stadtgebiet bestehen. Der letzte gemeldete Fall einer Legionellen-Erkrankten in Warstein datiert von Sonntag, 8. September. Seitdem hat das Kreisgesundheitsamt keine weiteren Neuaufnahmen in den Krankenhäusern mehr gemeldet bekommen.

Abflauen der Erkrankungswelle  bestätigt Strategie des Kreises

„Wir waren vor der Sitzung recht optimistisch, dass wir die Reisewarnung würden aufheben können. Die hohen Werte im Abwasser der Brauerei haben dann zu einem Umdenken geführt", erklärt Müschenborn. Er verteidigt in diesem Zusammenhang die Strategie des Kreises, sich von Beginn an auf die Rückkühlwerke als die eigentlichen Verursacher fokussiert zu haben. Das Abflauen der Krankheitswelle nach Abschalten der belasteten Kühlanlage bestätige die Richtigkeit dieser Maßnahme. „Die Zahlen sprechen dafür, dass wir damit erfolgreich waren", sagt Wilhelm Müschenborn.

Kreis Soest will zweite Welle einer Legionellen-Epidemie verhindern

Dass der Kreis Soest nun weiter konsequent handele, solle auch  den Ausbruch einer möglichen zweiten Welle verhindern, wie man sie in einem ähnlich gelagerten Fall einer Legionellen-Epidemie in Nordfrankreich hat registrieren müssen. Müschenborn: „Ich möchte mir gar nicht vorstellen müssen, was passiert, wenn wir irgendetwas übersehen haben oder nachlässig handeln würden. Deshalb müssen die getroffenen Maßnahmen auch weiter Gültigkeit haben."

GutachtenZulauf von Produktion in Abwasseranlage frei von Legionellen

Immerhin gibt es eine gute Nachricht für die Warsteiner Brauerei: Der Zulauf von der Produktionsstätte der Warsteiner Brauerei in die Abwasseranlage ist frei von Legionellen ist. Deshalb müssen äußere Einflüsse für die Legionellen-Belastung in den insgesamt drei Abwasserbecken der Brauerei verantwortlich sein. Es werde fieberhaft geforscht, sagt Kreissprecher Müschenborn, um die Ursachen für den Legionellen-Befall bis ins kleinste Detail herauszufinden.

Unterdessen gibt es weiterhin positive und Mut machende Meldungen, was die abflauende Erkrankungswelle betrifft: Auch am Donnerstag wurden keine weiteren Neuerkrankungen gemeldet und der Zustand der am Sonntag ins Warsteiner Krankenhaus eingelieferten Frau hat sich weiter stabilisiert.

Sonderratssitzung zur Legionellen-Krise in Warstein

Für die Zeit nach der Legionellen-Krise kündigt der Kreis Soest ein umfassende Informationspolitik vor Ort in Warstein an. Vermutlich schon am Montag, 23. September, werden die Entscheidungsträger und Experten aus dem Krisenstab in einer dann geplanten Sondersitzung des Warsteiner Stadtrates zu allen Details der Legionellen-Epidemie Rede und Antwort stehen.

Bürger werden am Telefon zur Legionellen-Zeit befragt

Mit Unterstützung des Landeszentrums NRW hat das Kreisgesundheitsamt Soest eine Telefonaktion zum Thema Legionellen-Erkrankungen gestartet. Stichprobenartig werden Bürger nach ihrem Aufenthaltsorten in der Krisenzeit befragt. "Das ist eine bei einer Epidemie übliche Vorgehensweise, um Vergleichsdaten zu erhalten. So kann zum Beispiel abgeglichen werden, ob sich Erkrankte und Nichterkrankte an gleichen oder an unterschiedlichen Orten aufgehalten haben", erklärt Wilhelm Müschenborn den Hintergrund.

Das Bürgertelefon des Kreises Soest  bleibt für Fragen zur Legionellen-Krise bis einschließlich Montag , 16. September, weiter besetzt. Am Samstag sind Sprechzeiten von 8 bis 18 Uhr und am Sonntag von 8 bis 16 Uhr.