Warstein. Die Legionellen-Infektionen in Warstein stammen aus der Kläranlage und der Rückkühlungsanlage eines Unternehmens im Wästertal. Die Legionellen sollen erst in das Flusswasser und dann in die Anlage der Firma gelangt sein. Für die Warsteiner Bevölkerung gibt es noch keine Entwarnung. Auch die Reisewarnung für die Stadt Warstein bleibt bestehen.
Es gibt ein erstes Untersuchungsergebnis und eine Analyse der Experten im Krisenstab: Die Legionellen-Infektionen in Warstein sind ganz klar auch auf Erreger aus der Kläranlage Warstein zurückzuführen. Sie könnten in das Flusswasser der Wäster gelangt sein und sich über die Rückkühlungsanlage der Firma Esser verbreitet haben. Noch ist das nur eine Vermutung.
Denn ob eine solche Kausalkette zwischen Kläranlage, Wäster-Wasser und Kühlanlage besteht, müsse in weiteren Untersuchungen erforscht werden. Die deutlichsten Anzeichen für eine Legionelle-Quelle, so der Kreis Soest, sind nach Auswertung der Proben in der Kühlanlage der Firma Esser zu finden.
Für die Warsteiner Bevölkerung gibt es aus diesem Grund noch keine Entwarnung. Auch die Empfehlung des Kreises, Reisen in die Stadt Warstein zu vermeiden, bleibt bestehen. 155 Menschen (Stand vom Mittwoch) sind oder waren von der Erkrankungswelle in Warstein betroffen.
Patient auf der Intensivstation geht es besser
Dem Patienten auf der Intensivstation des Warsteiner Krankenhauses Maria Hilf, der mit einer lebensbedrohlichen Form der Lungenentzündung eingeliefert wurde, geht es immer besser. Inzwischen kommen Patienten mit leichteren Symptomen einer atypischen Lungenentzündung, die deutlich kürzer als eine Woche stationär behandelt werden.
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Mehr als 30 Patienten sind mit Verdacht auf die Legionellen-Erkrankung noch in verschiedenen Krankenhäusern untergebracht. Legionellen-Befunde aus dem Labor wurden in 39 Fällen bestätigt. Der Bonner Wissenschaftler Martin Exner bezeichnet den Warsteiner Legionellen-Ausbruch als einen der "größten in Deutschland, möglicherweise auch in Europa".
Reisewarnung für Warstein bleibt bestehen
Seit Mittwoch liegen fundierte Ergebnisse der Labor-Untersuchungen von Proben aus der Kläranlage in Warstein und der Großverkühlungsanlage der Firma Esser bei Belecke vor. Beide Objekte sind als Infektionsquelle ausgemacht worden. Professor Exner, der die Proben vorgenommen hat, hält deshalb die Reisewarnung für Warstein weiterhin für gerechtfertigt.
Im Warsteiner Krankenhaus gibt es zwar eine sehr gute Diagnostik und Behandlung, doch auch Menschen, die sich nur kurz in Warstein aufgehalten haben, müssten bei einer Erkrankung in ihren Heimatorten sofort und richtig behandelt werden. Daher habe auch das Robert-Koch-Institut den Legionellen-Hinweis für Warstein aufgenommen.
Remmel stoppt nach Legionellenausbruch Wasserentnahme aus Wäster
Nach dem Legionellenausbruch vor rund drei Wochen in Warstein darf aus dem Fluss Wäster jetzt kein Wasser mehr entnommen werden. Das hat Nordrhein-Westfalens Umweltminister Johannes Remmel (Grüne) am Mittwoch als Reaktion auf die bisherigen Untersuchungsergebnissen angeordnet.
Das Umweltministerium prüft zudem, ob Wasserentnahmen auch aus anderen Flüssen, etwa der Möhne, untersagt werden müssen. Außerdem hat Remmel eine landesweite Sonderüberprüfung bautechnisch gleicher Kläranlagen wie in Warstein angeordnet.
Erkrankungen durch Legionellen-Bakterien äußern sich häufig in Form von Lungenentzündungen, begleitet von Unwohlsein, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber und Reizhusten oder auch Durchfall. Die Sterblichkeit liegt bei ernstlich Erkrankten bei sieben Prozent. Legionellen verbreiten sich in warmer und feuchter Umgebung, häufig daher in Schwimmbädern, Klimaanlagen oder Anlagen zur Warmwasserbereitung.